Vivatbänder
Mit unzähligen Inititativen und Mitteln versuchte die Habsburgermonarchie im Ersten Weltkrieg Gelder für Kriegsfürsorgezwecke zu lukrieren. Hierfür wurde auch eine breite Palette an patoritischen Artikeln, wie etwa Bildpostkarten, Anstecknadeln, Medaillen und Vivatbänder, im Rahmen der offiziellen Kriegsfürsorge produziert und vertrieben. In einem zeitgenössischen Feuilleton der Wiener Abendpost heißt es über letztere:
Die auf den Siebenjährigen Krieg zurückgehende Sitte der „Vivatbänder“ hat während des gegenwärtigen Weltkrieges eine unvermutete Auferstehung gefeiert. Der Verlag Amsler & Ruthardt in Berlin hat damit den Anfang gemacht, der Deutsche Volksbund in Linz ist ihm nachgefolgt. Rasch haben sich diese farbigen Seidenbänder (in der Rokoko-Zeit waren sie bestickt, jetzt weiden sie bedruckt), die zur Feier der Siege bei St. Quentin, Longwy, Tannenberg, zur Verherrlichung unserer Infanterie, der Helden von „U 12″ u. s. w., herauskamen, große Beliebtheit errungen; unter den deutschen sind die vou G. Erler und E. Döpler d. J. gezeichneten die geschmackvollsten, die sehr dekorativen österreichischen Bänder rühren von Hans Pollack (Linz) her.
Der Krieg und die Kunst [Teil] II., in: Wiener Abendpost, 28.1.1915, S. 1.
Wenig verwunderlich also, dass auch der Leiter des k.u.k. Kriegsfürsorgeamtes, Feldmarschallleutnant Johann Löbl von Tauernstorff (1859-1917), den Faden aufgriff. Überschwänglich schrieb die Moderne illustrierte Zeitung für Reise und Sport (Nr. 12/1915 S. 28) dazu:
Einem alten, längst in Vergessenheit geratenen Brauche folgend, wurden sogenannte „Vivatbänder“ geschaffen, die in feiner künstlerischer Ausgestaltung dem einen oder anderen Truppenkörper zugedacht sind. Es war einer der glücklichsten und feinsten Gedanken des genialen Leiters unseres Kriegshilfsbüros [sic] FML Löbl, diese von ersten Künstlern ausführen zu lassen. Es sind deren eine Reihe erschienen, für die Blumenteufel, unsere U-Boote, Luftflotte, Artillerie, die wir genauer besprechen werden. Es sind dies die künstlerischesten Kriegsandenken, hochstehend über dem ganzen Tand geschmackloser Massenartikel, die Wien überschwemmen.
Anfang Juli 1915 hatte das Kriegshilfsbüro bereits elf Vivatbänder (darunter u.a. das oben abgebildete für „die Helden von Przemysl“) aufgelegt, zu je 80 Heller das Stück. Für die Gestaltung der Bänder konnten namhafte Künstler, wie etwa das Mitglied der Wiener Secession, Alfred Offner (1879-1947), gewonnen werden. Zwei von ihm gestaltete Vivatbänder sind oben abgebildet.
(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck)