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Vier Mal Emporgeblickt

Vier Mal emporgeblickt

Nach längerer Pause erheben wir den Blick auf die nach dem Krieg neu errichteten Wohnhäuser. Diese sind nicht wegen ihrer gelungenen Architektur in die Architekturgeschichte eingegangen. Eigentlich sind die Allermeisten banal oder hässlich.

Das Einzige, das das Auge erfreuen kann, ist die künstlerische Gestaltung der Fassaden. Von diesen Aufträgen konnte eine ganze Künstlergeneration leben. Die hinter den Arbeiten steckenden gedanklichen Konzepte sind manchmal ganz offensichtlich, manchmal schlicht nicht erkennbar.

Natürlich wollen wir wissen, ob und wo wir diese Kunstwerke bis heute bewundern können. Bei den Isolierungen der Fassaden geraten diese Arbeiten immer wieder in Gefahr, weil sie natürlich auch eine Kältebrücke darstellen können.

(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck)

Dieser Beitrag hat 13 Kommentare
  1. Das vierte Fresko ziert ein Haus an einer Adresse welche neulich beim Stichwort Noldinstraße tangiert worden ist. Das Rätsel geht weiter: Was stellt es dar?

    1. Das Sgrafitto von Franz Lettner befindet sich an der Fassade des Hauses Hormayrstraße 17. Es zeigt einen Engel, der seine Arme schützend über Innsbruck ausbreitet – zumindest meine Interpretation. Wäre aber naheliegend, da dieses Haus im 2. WK zerstört wurde.

      Das Frau Hitt-Sgraffito von Helmut Millonig ziert das Gebäude Höttinger Gasse 39.

      1. Also ich sehe da eindeutig einen Astronauten, der sich von hinten an einen Engel heranmacht, der grade eine Fliege zerdatschen möchte.. Vorne der Baum, sein gespreiztes Geäst ein einziger Munchscher Aufschrei „Hilfe, ich bin als Baum in Innsbruck!“

        Ernst jetzt, keine Empörung sondern Neugier, woher wissen SIe, dass der Vorgänger dieses Hauses zerbombt worden ist? Da stand doch außer ein paar Schupfen und Schrebergarteln gar nichts?

        1. Ich habe es nicht gewusst, sondern (nach)gelesen. Oberhalb des Hausnummern-Schildes ist eine Gedenktafel angebracht: https://tirolkulturgut.tirol.gv.at/Thumbnail.ThumbnailServlet;jsessionid=AABFD4FC16B4B55BB72AE20784841A11?recordView=recordCollectionInfoView&catalogID=7&recordID=264011&border=0&imageSize=350&quality=8&random=1666995546240

          Dass Sie hier einen Astronauten sehen, einen Fliegen fangenden Engel und Bäume, die in Munch’scher Manier um Hilfe rufen, ist wirklich interessant. Ich glaube, ich könnte das noch toppen 😉

          In der Original-Farbgebung (Kunstkataster) habe ich das Bild – ganz der Empfehlung von L. M. entsprechend – von unten nach oben betrachtet. Wegen der Bäume war mein erster Gedanke: Gerhild Diesner, aber eben nur wegen der Bäume. Hat sich ohnehin erledigt, als ich die Signatur entdeckte.

          Ansonsten sehe ich tatsächlich auch Hinweise auf die Fliegerei (ich weiß, ich weiß, sehr dünnes Eis!) „Ihr Astronaut“ ist für mich der Pilot eines Kampfflugzeuges, der einen vernichtenden Lichtstrahl Richtung Stadt schickt. Dieser wird jedoch von der rechten Hand des Engels daran gehindert, sein Ziel zu erreichen.

          Die unterschiedliche Gestaltung der Engelsflügel fällt auf. Der rechte könnte auch durchgehen als Tragfläche eines Flugzeuges (mit Hoheitszeichen), die nahtlos in einen dickeren Rumpf übergeht, in dem die Bomben, symbolisiert durch drei „Keulen“, zum Abwurf bereit liegen. Der linke Flügel scheint Feuer gefangen zu haben, das aber durch die linke Hand gestoppt wird und sich somit nicht nach unten ausbreiten kann.

          Das Gewand erinnert in seiner Faltengebung ein klein wenig an die Herstellung von Papierfliegern, und zu guter Letzt kann man den Engel mit einem etwas großzügigen Blick auch als Friedenstaube betrachten, Palmzweig inklusive.

          Ich sehe in diesem Bild zwar vordergründig einen Schutzengel, darüberhinaus aber auch eine Metapher für den Frieden.

          Und was die Bäume in Innsbruck betrifft, so hoffe ich, dass sie nicht ganz so unglücklich mit ihrem Standort sind, auch wenn sie sich über ein paar Artgenossen mehr bestimmt freuen würden …

          1. Leider funktioniert der Link nicht.

            Ich vermute aber, daß es sich um die Serientafel mit dem (sinngemäß aus dem Gedächtnis) Wortlsut „Errichtet vom Bundesministerium..anstelle des zerstörten Hauses..und noch irgendwas vom Wiederaufbaufonds“ handelt. Diese Tafeln wurden in den 50ern an vielen Neubauten angebracht, die garantiert auf unbebautem Brachland neu errichtet worden sind. Man nahm es nicht so genau mit der Förderung. So findet man diese Tafeln zu Hauf an den Häusern in der Mandelsberger- und Thommenstraße. Und an den 50er Jahre Neubauten der Hormayrstraße. Man sieht sie deutlich auf Google Maps streetview, kann sie aber nicht mehr lesen.

  2. …ja! Und jedes (Vorschul-)Kind wußte, wo es daheim war: „I wohn bei da Frau Hitt“ oder „…beim Mann mitn weißn Kragn“ oder „beim Stadtturmengel!“
    Liebe Kommentatoren! Möchtet Ihr in der heutigen Zeit Kind sein . . . in einem Innsbrucker Neubauviertel…???

  3. Aber auch der FACHAUSDRUCK für diese Art des Fassadenschmucks soll nicht in Vergessenheit geraten! Es waren dies „dee zwoa Prozent – Nieren“, weil 2% der Baukosten für „Kunst“ aufgewendet werden mußten – und die Umrißformen ja zunehmend „freier“ wurden – und außerdem waren sie für den typischen Innsbrucker sowieso „atemberaubend modern“

  4. Die da in Zelten wohnen sollten wären liebend gern in einem Neubauviertel. Das Schlimme am Neubauviertel war eher, daß man im Gegensatz zur einstigen dorfähnlichen Lebensgemeinschaft der alten Gründerzeitstraßen niemanden mehr kannte. Die Familie und aus. Jetzt gibts wenigstens die Smartphones, die wieder sozialen Anschluß bieten. Und die Unterhaltung mittels Fernseher natürlich. Und Innsbruck erinnert.

    Zurück zum Thema. Jetzt haben wir erst die Hälfte, Frau Hitt und Astronaut. Ich könnte schwören, am Kanzler Biener regelmäßig vorbei zu kommen. Aber mir fällts nicht ein. Den Christophorus platziere ich am ehesten, wenn auch nicht zwingend an ein kleineres Haus, vielleicht ein Pfarrhaus. Das alte Sprossenfenster darüber paßt nicht zu den eintönigen Klipp-Klapp Fenstern der Neuzeit.

    1. Tut mir leid, dass der Link nicht funktionierte, dabei hat’s bei einem im Vorfeld vorsichtshalber durchgeführten Test geklappt – vielleicht nur zeitlich begrenzt? Jedenfalls dazugelernt.

      Sie haben Recht, Herr Hirsch, die Tafel in der Hormayrstraße sieht ganz ähnlich aus. Statt dem Aufbaujahr 1952 (Salzburg) steht in Innsbruck „in den Jahren 1957/59“ und statt Leopold Figl heißt es klarerweise Julius Raab.

      Nach den beiden noch fehlenden Standorten habe ich ausgiebig, dennoch unergiebig gesucht, von Strengen bis Kufstein, bisher aber weder den Heiligen noch den Kanzler entdeckt. Ich kann es gar nicht recht glauben, zumal vom Christophorus mit Norbert Strolz der Künstler ja bekannt ist.
      Die Signatur auf der Biener Darstellung kann ich nicht entziffern (Max Spielmann?). Vielleicht taucht ja hier einmal ein Bild von der linken Fassadenseite mit der eigenartigen Fensteranordnung auf, das wäre evtl. auch noch ein Anhaltspunkt.

      1. Das Bienerhaus ist jedenfalls mindestens vierstöckig wenn links unten ein Eck des Erdgeschoßfensters zu sehen ist. Die Fensteranordnung erklärt sich wahrscheinlich mit einem Fenster im Halbstock des Stiegenhauses. Außerdem ist es ein Haus mit Eck zum Nachbarhaus.

        An der Signatur rechts unten hab ich auch schon eine Menge Zeit vertrödelt. Ihre Vermutung Max Spielmann könnte aber stimmen. Vergrößert und ins Negativ verwandelt könnte es tatsächlich Max über Spielmann heißen. Allerdings gibt es auf Wikipedia eine Abbildung eines Spielmann Sgraffitos an der Rochuskapelle in Reutte, wo er ganz anders signiert.

        Vielleicht sollten wir das Archiv um einen Joker bitten: Existieren Christopherus und Biener noch? Dsnn könnte man mit einer Sisyphusarbeit fündig werden. Aber so schnell kommt kein Regentag.

  5. Ich möchte mich keinesfalls mit fremden Federn schmücken. Weil es aber zum Biener-Bild inzwischen die Lösung gibt halte ich sie der guten Ordnung halber hier fest, wo sie eigentlich hingehört, bevor’s in Vergessenheit gerät:

    Die Darstellung des Kanzlers befand sich am Gebäude Reichenauerstraße 90c. Sie fiel vermutlich einer Fassadendämmung oder sonstigen Sanierung zum Opfer, es gibt sie jedenfalls heute nicht mehr. Damit sind auch zu diesem Bild die Fragen von Herrn Morscher beantwortet.
    Nun müsste von den vier Kunstwerken nur mehr eines gefunden werden, das Sgraffito des Hl. Christophorus von Norbert Strolz aus dem Jahr 1960.

    Der Kanzler konnte über das Titelbild des Beitrages „Ein gefährliches Amt (IV.)“, eingestellt von Herrn Permann am 9. August 2023, gefunden werden: https://innsbruck-erinnert.at/ein-gefaehrliches-amt-iv/

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