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Uns Fehlt Der Durchblick

Uns fehlt der Durchblick

Die beiden Stereobilder haben einen sehr bekannten Autor: Wilhelm Conrad Röntgen, kurz WCR, Jahrgang 1845, Nobelpreisträger für Physik 1901, hat sie wohl während oder kurz nach dem Ersten Weltkrieg an der Südfront gemacht. Sie wurden kürzlich im Archiv des Deutschen Röntgen Museums katalogisiert und der bearbeitende Kollege hat sich ans Stadtarchiv Innsbruck gewandt, um herauszufinden, wo das sein könnte.

Wir prüfen also die bekannte Liebe der Innsbrucker*innen zum Trentino, dem Veneto und Friaul: Wo könnte man diese Tracht getragen haben? Gibt es da unten so spitze Kirchtürme wie bei uns? Welche Orte wurden besonders arg in Mitleidenschaft gezogen? Kann jemand aus der Hügel/Bergsilhouette etwas schliessen?

Dieser Beitrag hat 18 Kommentare
  1. Es gibt ähnliche Fotos vom zerbombten Sexten aus dem 1.Weltkrieg. Allerdings passt der spitze Kirchturm nicht dazu, der Kirchturm der Sextener Kirche hat eine runde Kuppel. Die Tracht wiederum könnte aus dieser Gegend sein.

  2. Die Dame trägt wohl keine Tracht, sondern ein gutbürgerliches Kleid und einen modischen Hut. Vielleicht ist es die Frau oder Tochter des Fotografen, welche vor den Ruinen für ein Erinnerungsfoto posiert.
    Röntgen verwendete bereits ab 1900 die handliche Stereokamera, mit denen solche spontanen Schnappschüsse möglich waren. In den Kassetten seiner Glasplatten pflegte er teure Zigarren über die Grenze zu schmuggeln.

  3. Blumen am Hut sind z-B. Resianisch Friaulisch.
    Die Bombenschäden halte ich eher für Schäden durch Artilleriebeschuß. Die Bömblein, die die klapprigen Aeroplane mitschleppen konnten, waren m.M. für solch großflächige Zerstörungen kaum geeignet. Auch Sexten wurde 1915 mit Brandgranaten und 1916 durch Artillerie angegriffen.

    Keine Ahnung wo das ist. Jedenfalls sieht der Kirchturm absolut „deutsch“ aus. Kann auch in Kärnten sein, oder im heutigen Slowenien, Kobarid deutsch Karfreit, geriet z.B. auch zwischen die Fronten, hat aber auch einen Zwiebelturm 🙂 .

    1. Sie haben recht Herr Hirsch, natürlich wurde Sexten durch Artilleriebeschuß , hauptsächlich vom Kreuzbergpass her, stark beschädigt und nicht durch Bomben.

  4. Der Kirchturm hat eine Ähnlichkeit mit dem Turm der St. Nikolauskirche
    von Neumarkt an der Etsch, ob die Häuser und Umgebung dazupassen,-
    da müssen wir passen.
    Die Fleimstalbahn welche im Nachbarort Auer startete wurde 1917 hauptsächlich wegen der „Materialnachschübe“ für die k&k Armee ins Fleimstal (Val de Fiemme) im ersten Abschnitt fertiggestellt,
    ob das Kriegsgeschehen noch nach Neumarkt kam wissen wir nicht.
    Ab dem südlichen Nachbarort Salurn sind keine spitzen Kirchtürme
    im Etschtal vorhanden ….

  5. Zuerst dachte ich beim oberen Bild an das ladinische Buchenstein in den Dolomiten, dem Heimatort meines Großvaters. Der Kirchturm schaut beinahe gleich aus, die Zerstörungen durch Artilleriebeschuss im 1. Weltkrieg waren noch größer, der Ort am Fuße des Col di Lana ist aber eher kleiner.
    Spitze (deutsche??) Kirchtürme haben hier die meisten Orte – auf die Schnelle denke ich an Arabba, Alleghe, Caprile, Selva di Cadore.

  6. Grüß Gott Herr Roilo,
    Buchenstein (Pieve di Livinallongo) kenn ich gut. Ich war mit zwei Bergkameraden unterwegs auf den Col di Lana und wir übernachteten die Nacht zuvor in der dortigen Pension CREPAZ. Von dort prächtiger Blick hinüber zur Marmolata (Marmolada).
    Das Mädchen von Spinges, Katharina LANZ, war gebürtig aus Buchenstein und es gibt dort ein Denkmal an sie.
    Mit dem Motorrad bin ich jetzt noch öfters und gern in dieser Gegend unterwegs.
    Mein Vater war als Kaiserjäger im 2.Regiment auch am Col di Lana im Einsatz, aber Gott sei Dank nicht zum Zeitpunkt der Sprengung am Gipfel.

    1. Grüß Gott Herr Pritzi! Wir waren natürlich auf Grund meiner Abstammung sehr oft, sowohl im Sommer als auch Winter in dieser Gegend, zweimal waren wir auch auf dem Col di Lana. Weil Sie das Denkmal der Katharina Lanz (Ihre Korrektur geht so auch in Ordnung!) am Hauptplatz angesprochen haben: Auf den daneben an der Kirchenwand angebrachten Tafeln der Gefallenen sind einige Roilo angeführt. Es muss eine furchtbare Zeit für den Ort gewesen sein: Die k.u.k. Armeeführung zog sich auf Grund einer ‚Fehleinschätzung‘ aus den Talorten, also aus österreichischem Staatsgebiet zurück, die ganze Bevölkerung wurde ausgesiedelt (sie kamen teilweise bis nach Böhmen!), die umliegenden Bergkämme wurde besetzt und die dort eingesetzten Männer konnten zuschauen, wie ihr Hab und Gut unter ihnen zusammengeschossen wurde! Schließlich kam man dann noch auf die glorreiche Idee, sich gegenseitig herunterzusprengen!! Schrecklich alles – und heute wird bei uns gejammert, dass man nicht Party feiern kann!!

      1. Vielleicht noch etwas, wenn es auch nicht ganz zu „innsbruck erinnert“ passt: Der Col di Lana hat auch für unsere Familie eine schlimme Bedeutung. Ihr Vater wurde, wie Sie schreiben, noch rechtzeitig abgezogen, der Großvater meiner Frau, Vater von fünf Kindern (das Jüngste war noch kein Jahr alt!) kam dort bei einer der Sprengungen um! Die Italiener nennen den Berg auch „Col di Sangue“!

  7. Ausläufer des Kanaltals vielleicht? Venzone, oder noch ein bisschen weiter drin, Amaro vielleicht? Die Bergshilouette sieht mir nach Gebirgsausläufern aus, und dort verlief eine wichtige Bahnstrecke.

  8. Hinter Moena, ins Fassatal hinein werden die Türme ziemlich schmal und spitz. Allein diesen speziellen habe ich noch nicht entdeckt

    1. Grüß Gott Herr Schoenherr,
      weil sie das Fassatal anführen, habe ich auf Google gesehen, dass der Kirchturm von Vigo di Fassa auch einen spitzen Kirchturm aufweist, allerdings passt hier die Umlandumgebung mM nach nicht zum Foto im Beitrag.

  9. Herr Roilo, Herr Schönherr,
    auf Google-Wikipedia/Pieve di Livinallongo ist ein Kirchturm ersichtlich, bei dem ich mir ziemlich sicher bin, dass es sich um den
    im Beitrag ersichtlichen handelt, wie Herr Roilo bereits vermutet hat. Auch sind etwas höhere, wieder hergestellte Gebäude zu
    erkennen, die auch den im Beitrag, wenn auch schwer beschädigten, ähnlich sehen.

    1. Ich bin inzwischen von Pieve di Livinallongo wieder weggekommen! Warum? Ich habe ein Bild des zerstörten Ortes gefunden, da war der obere Teil des Turmes auch schwer beschädigt. Es stand nur mehr das Mauerwerk, der Dachstuhl der Turmspitze war weg!
      Das Fassatal schließe ich aus, meines Wissens gab es da keine derartigen Kriegsschäden.
      Eine Möglichkeit wäre noch Lusern (Luserna) – die haben auch einen spitzen Kirchturm und hatten im 1. Weltkrieg das gleiche Schicksal wie La Plié de Fodom (auf Ladinisch) erlitten: Aussiedlung und Zerstörung des Dorfes durch Beschuss. Die Häuser passen mir aber nicht ganz. Ich war zweimal in Lusern, kann mich aber nicht an solch große Gebäude erinnern

      1. Von den Beschädigungen her wäre auch Lusern eine Möglichkeit, aber wie Sie schreiben sind in diesem Ort keine großen
        Gebäude. Lusern lag auch unter starkem Artilleriebeschuß, da das Festungswerk Luserna, das beinahe zur Gänze zerstört wurde, in unmittelbarer Nähe zur Ortschaft erbaut worden war.

  10. Von den Beschädigungen her wäre auch Lusern eine Möglichkeit, aber wie Sie schreiben sind in diesem Ort keine großen
    Gebäude. Lusern lag auch unter starkem Artilleriebeschuß, da das Festungswerk Luserna, das beinahe zur Gänze zerstört wurde, in unmittelbarer Nähe zur Ortschaft erbaut worden war.

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