Ulan auf der Flucht
Kurz nach dem Kriegseintritt Frankreichs und Großbritanniens im August 1914 stieß die französische Mittelmeerflotte mit Unterstützung der Royal Navy in die Adria vor. Die SMS Zenta und die SMS Ulan, ein Kreuzer und ein Torpedoboot, waren abkommandiert (bzw. im damaligen Jargon detachiert) worden, um die Küste von Montenegro zu blockieren und unter Feuer zu nehmen. Die Ulan wurde zu dieser Zeit von Fregattenkapitän Pachner kommandiert.
Dabei hatten die beiden Schiffe am 14. August das Unglück, der gesamten französischen Flotte zu begegnen. Obwohl sich beide Schiffe mit voller Kraft versuchten abzusetzen, kamen sie bald in Reichweite der feindlichen Geschütze.
Auf etwa 8000 Meter Entfernung eröffneten die französischen Schiffe das Feuer. Die Granaten schlugen vor und hinter der Ulan ins Wasser ein, einige flogen knapp über sie hinweg. Durch die vielen Einschläge und den Rauch der eigenen Geschütze der Zenta konnte die Besatzung der Ulan das verbündete Schiff nicht mehr ausmachen – bald stellten sie jedoch fest, dass sie versenkt oder außer Gefecht gesetzt worden war, da nun alle Granaten auf sie hagelten.
Während viele zeitgenössische Zeitungsberichte die Ungenauigkeit der französischen Flotte verspotteten, berichtete Pachner, dass die Schüsse sehr gut gezielt waren – ständig wurde das kleine Torpedoboot von den Wellen der Einschläge überschwemmt oder von Granatsplittern eingedeckt. Da die französische Flotte mehrmals wendete und die Formation änderte, gelang es der Ulan sich in Sicherheit zu bringen. Das Schiff und Besatzung unbeschadet davonkamen, hielt der Kapitän selbst für unerklärlich.
(Signatur 04.04.03.01_Sommer19_87)