Tiroler Textilien (III.)
Als die Industrielle Revolution in Europa, bzw. zu Beginn in Großbritannien anbrach, spielte die Textilbranche dabei eine führende Rolle – die Spinning Jenny ist nicht ohne Grund ebenso wie Watts Dampfmaschine eines ihrer Symbole. Doch bereits bevor die qualmenden Schlote über die Dächer der Städte hinauswuchsen, war diese Branche stets ein fruchtbarer Nährboden für Innovation. In ihr entwickelte sich das Verlagssystem und als die ersten Manufakturen entstanden, waren viele von ihnen der Produktion von verschiedensten Stoffen gewidmet.
1605 erbaute Christof von Lustrier in Innsbruck eine Manufaktur, in welcher Garn gesponnen wurde. Knapp achtzig Jahre später baute die Stadt Innsbruck selbst eine Leinenfabrik, in der 15 Frauen aus Flachs Faden spinnen sollten. Um sie auszubilden wurden zwei Schweizerinnen herangezogen. Die Arbeit erfolgte allerdings nicht auf freiwilliger Basis. Es wurde angeordnet, dass dort „müßige“, arme und bettelnde Frauen zum Spinnen genötigt werden sollten, falls sie nicht Willens waren mit den nötigen „compulsionsmiteln“. Anscheinend war die Misshandlung von Bedürftigen nicht das finanzielle Erfolgsmodell das man erwartet hatte, denn bald wurde die Fabrik an einen Kaufmann veräußert, der den Betrieb massiv ausbaute und stellte dort mit 500 (vermutlich zumindest teilweise freiwillig) Angestellten Barchent her.
Trotz anfänglicher Erfolge war auch diesem Unternehmen kein Glück beschieden und 1693 investierten die Städte Innsbruck und Sterzing um den Betrieb aufrecht zu erhalten und in Amras eine Walkerei und eine Werkstatt zum Bleichen die Tücher einzurichten.
Das Walken war ein Prozess durch welchen das gewebte Stoffe aus Wolle widerstandsfähiger gemacht wurden, in dem sie geknetet wurden, entweder von Hand (bzw. Fuß) oder durch eine Walkmühle. Auf diese Art wurde im Alpenraum v.a. Loden hergestellt, der seinen Träger vor Wind und Wetter schützte.
(Titelbild: Stadtansicht Innsbrucks aus dem Jahre 1614, Signatur Bi-g-17)
Literatur: Erich Egg, Wolfgang Pfaundler, Meinrad Pizzinini, Von allerley Wekleuten und Gewerben, Innsbruck 1976.
Jedenfalls eine interessante Innsbrucker Ansicht. Bloß mit dem turmartigen „Neubau“ sowie mit dem Standort der „Plattnerei“ komme ich nicht ganz zurecht.
Und an welchen Orten waren die damaligen Textil“industrien“ – wurde damals alles in „Heimerzeugung“ hergestellt – oder gab es größere Werkstätten?
Aus der Landvolksschulzeit (1944 – 1948) weiß ich noch „Beim Weberhof drüben ist ein besonders weiträumiger Hausflur – weil da der Webstuhl aufgestellt war“
Wo wir das gelernt haben? In Fritzens!