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Stadtplan Mal Anders

Stadtplan mal anders

Dieser erst unlängst entdeckte Stadtplan weicht in seiner Ausführung von seinen Artgenossen ab. Auf der einen Seite zeigt er sozusagen ganz klassisch einen Plan Innsbrucks mit verschiedensten Eintragungen (generell viersprachig) und auf der anderen Seite zwei Panoramaaufnahmen aus der Feder von Ernst Dosenberger, wo ebenfalls Eintragungen verzeichnet wurden.

Aber nicht nur die Panoramen stammen von Ernst Dosenberger, denn der Künstler ist ebenfalls Gestalter und Herausgeber dieser Karte. Aus diesem Grund ein paar Eckdaten von Ernst Dosenberger, der 1898 in Innsbruck geboren wurde. Dosenberger absolvierte nach dem Ersten Weltkrieg seine Ausbildung an der Innsbrucker Kunstgewerbeschule und lernte später in der Malschule von Toni Kirchmayr. Darüber hinaus war der Künstler begeisterter Skisportler, wobei seine besondere Liebe dem Sprunglauf galt. Die darauffolgenden 20er und 30er Jahre verbrachte er mehrheitlich in Hofgastein. Das im Stadtplan abgebildete Panorama schuf Dosenberger nach seiner Rückkehr nach Innsbruck im Jahr 1950 – weshalb wir den Plan in diese Zeit datieren können. Dosenberger verstarb 1963 in Innsbruck.

Mit diesem Wissen im Hinterkopf, versteht man auch den Fokus der Panoramakarten auf die Bergwelt besser. Als begeisterter Wintersportler macht es umso mehr Sinn, die Pisten, Stationen, Skischulen usw. auf dem eigenen Kunstwerk einzuzeichnen.


Blickt man auf die Seite der Stadtkarte, so kann man einiges entdecken bzw. noch nicht entdecken. Ein paar Auffälligkeiten möchte ich noch kurz zur Sprache bringen. Auffällig ist die Einzeichnung von Tankstellen unter der Bezeichnung „Blau-Weisse Tankstelle“. Gehe ich recht in der Annahme, dass es sich hierbei um Aral-Tankstellen handeln müsste? Für mich bereits wieder in Vergessenheit geraten ist das Hochhaus-Café, für das hier Werbung gemacht wird und in diesem Beitrag beschrieben wird. Die Werbung für das „alte Haus“ Delevo stach mir persönlich ins Auge. Ein Arbeiter bei den Olympischen Winterspielen von 1976 hat mir bei einem Gespräch erzählt, dass er während der Spiele hier öfters einkehrte und das ein oder andere Krügerl trank – aber dazu vielleicht in einem zukünftigen Beitrag mehr. Was auf der Karte komplett fehlt ist beispielsweise die Autobahn, das Eisstadion, die Olympiabrücke, die Gewerbegebiete in der Reichenau und und und.


(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, Ka-448)

Dieser Beitrag hat 3 Kommentare
  1. Dessen einen Überraschung, des anderen Kindheitserinnerung.

    Wie hab ich diesen Prospekt als Kind geliebt „Bitte bitte anschauen lassen!“. Wenn die Pfoten sauber waren, wurde das gute Stück, welches Verwandte am Ende ihres Innsbruck Urlaubs hier liegen gelassen haben, hervorgeholt und die engelsgeduldige Mama mußte die ganzen Berggipfel herunterbeten. Ich kenn sie heute noch. Auch später warf ich hie und da noch einen Blick auf die wirklich ungewöhnliche Darstellung der Nord und Südpanoramen.

    Die Touren und Skitouren waren übrigens grundlegendes Angebot für den Tourismus, nicht nur Dosenbergersches Hobby. Natürlich hat man da den richigen Mann beauftragt.

    Interessant die diversen inserierten Geschäfte, von denen im nicht-gastronomischen nur mehr das Tiroler Heimatwerk und die Esso Tankstelle zu bestehen scheinen. Ghedina, Leder Lechle, Held, Schirmer, Merth, Prause, Lodenbauer, Piberhofer „next to Cooks“, dessen Wagon-Lits mir Kind ein doch völlig falsch geschriebenes Rätsel war (auch der Vater konnte es nicht einmal aussprechen, er nannte es „Wagóh Lie“, das Cook Büro gibt es schon ewig nimmer, nur noch den Nightjet, und und und…halt! die Nordkettenapotheke gibts noch.

    Auch unter der Gastronomie sind viele klingende und gutbürgerliche Namen weg, natürlich sind die – nicht böse gemeint – tourist traps Ottoburg und Goldener Adler erhalten geblieben, auch der Sailer. Und zur Überraschung der schlichte, aber beliebte Steneck in Wilten. Aber Hellenstainer, Wilder Mann, Arlberger Hof, Breinößl, Tyrol, Maria Theresia und sogar Europa…adjeu.

  2. Hier sind sogar die verschiedenen Schiabfahrten vom Patscherkofel, auch von Boscheben über Sistrans (Ißabfahrt) bis zum Pradler Friedhof ersichtlich. Ich habe schon mehrmals in verschiedenen Beiträgen davon berichtet.

  3. Vielleicht war mit den Bezeichnung Blau-Weisse Tankstelle eine Niederlassung der Firma C. Flüggen Österr. Kohlenhansa u. Treibstoff G.m.b.H. gemeint. Die haben – zumindest im AB von 1953 (dig. Seite 4) – mit folgendem Spruch geworben „Tanken Sie Ihren Treibstoff und Ihre Motorenöle (alle bekannten Markenöle) bei den ca. 130 blau-weißen Pumpen in Tirol Sie fahren gut damit!“

    Die AB 1954 – 1956 fehlen. Im AB 1957 (dig. Seite 8) ist in der Annonce nicht mehr von den blau-weißen Pumpen die Rede, dafür wird zusätzlich eine Aral Servicestation mit Standort Museumstraße 34, heute Sillpark, erwähnt. Übrigens gab es 1957 in Innsbruck 37 Tankstellen (inkl. öffentl. Garagen), 5 davon alleine in der Leopoldstraße. Leider ohne Angaben der Treibstoff-Marken, sonst hätte ich gleich nach der noch immer unbekannten „Weihnachts-BP-Tankstelle“ gesucht 😉

    Für einen Künstler, Bergführer, Schischulleiter, Verleger, etc. findet sich im WWW erstaunlich wenig über Ernst Dosenberger. Nach seiner Zeit im Gasteinertal war er zunächst am Semmering und dann für einige Zeit in Zürs als Leiter der Schischule des Hotels Zürserhof tätig. Aus den Tageszeitungen erfährt man eigentlich mehr über sein sportliches Engagement und seine diesbezüglich vielen Erfolge als über den Künstler Dosenberger. Dennoch dürfte er auch als Maler sehr rege gewesen sein. Zwischen 1935 und 1939 wird über eine Ausstellung in Bregenz und drei Ausstellungen in Innsbruck berichtet, zwei davon hat man aufgrund des großen Interesses verlängert. Außerdem war da auch noch seine Tätigkeit als Verleger. Von diesem Stadtplan gab es mindestens sieben Neuauflagen. So speziell wie der Plan ist, wundert es mich eigentlich, dass er nicht datiert ist, wenigstens das Erscheinungsjahr wird normalerweise angegeben. Aus dem Impressum ist auch nicht ersichtlich, um die wievielte Auflage es sich handelte. Das könnte ein Hinweis darauf sein, dass es die erste war.

    In dieser Dokumentation über das Gasteinertal ist ein Artikel über Ernst Dosenberger zu finden: https://gastein-im-bild.info/doku/dpdosen.html

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