Solides Handwerk V
Sie waren und sind (?) unverzichtbare Accessoires für die Damen und Herren von Welt, die ebenso gerne aufgespannt wie vergessen werden – die Rede ist natürlich von eleganten Sonnen- und Regenschirmen, vorzugsweise aus Seide. Innsbruck ist da keine Ausnahme.
Im Juni 1863 machte sich Bartolomeo Tagini (1829-1897) – „vormals Geschäftsleiter der Rossi & Duca’schen Regenschirmhandlung“ – in Innsbruck selbstständig und eröffnete am Franziskanergraben sein eigenes Geschäft. Hier bekam man, wenn wir seiner Werbung glauben dürfen, „von guter, neuer Waare aller Gattungen Regen- und Sonnenschirme zu den billigsten Preisen, und zwar im großen und kleinen Verschleiße. Auch übernimmt er jede Reparatur, die er schnellstens besorgt.“
Vier Jahre später, im Oktober 1867, erhielt Tagini in Innsbruck das Heimatrecht und im Feber 1868 vermählte er sich mit der gebürtigen Hallerin Anna Maria Adler (gest. 1889). Bald schon stellte sich mit Julius (geb. am 28. November 1868) das erste Kind ein. Ihm sollten mit den Jahren fünf weitere Söhne und drei Töchter folgen.
Den schweren familiären Schicksalschlägen zum Trotz konnte sich Bartolomeo Tagini in der Innsbrucker Geschäftswelt einen Namen machen. Sein Betrieb florierte, sodass er im Jahr 1884 das Haus Universitätsstraße 13 erwerben konnte.
Von Tanginis gutem Namen versuchte indessen auch ein Namensvetter zu profitieren. Als im Frühjahr 1890 ein Luigi Tagini in der Karlstraße ein Sonnen- und Regenschirm-Geschäft eröffnete und seine Inserate mit „Luigi Tagini jun.“ zeichnete, sah sich Bartolomeo Tagini veranlasst zu reagieren:
Tatsächlich traten aber gleich zwei von Bortolomeo Taginis Söhnen in seine Fußstapfen. Sowohl Hans als auch Karl wurden Schirmfabrikanten. Nach seinem Tod im Feber 1897 übernahm zunächst Hans Tagini die Leitung des väterlichen Geschäftes, das zwischenzeitlich in die Herzog-Friedrich-Straße übersiedelt war.
Nachdem jedoch Hans nur zwei Jahre später im Alter von 30 Jahren einer schweren Krankheit erlag, führte fortan Karl Tagini das Geschäft. Bis zum Sommer 1914 scheinen die Geschäfte des „ältesten Regenschirmgeschäftes von Innsbruck“ – so die Eigendarstellung – recht gut gelaufen zu sein. Die wirtschaftlichen Verwerfungen des „Großen Krieges“ überstand der Betrieb jedoch nicht. Karl Tagini verstarb nur wenige Wochen nach dem Kriegsende im Dezember 1918. Er wurde 46 Jahre alt.
(StAI, 05.145 Kleinsammlung Familie Tschurtschenthaler)