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Schaufensterbummel Auf Der Landstraße

Schaufensterbummel auf der Landstraße

Auch die Mode geht (wie so vieles) mit der Zeit. Während die großen internationalen (billig) Modeketten auf dem Vormarsch sind, werden die kleinen Modeboutiquen und -Geschäfte immer weniger. So auch bei uns. Nichtsdestotrotz: Der Name „Schirmer“ sollte im Zusammenhang mit Mode in Innsbruck vielen ein Begriff sein.

Heute geht es jedoch nicht um „Innsbrucks bekanntestes Modegeschäft“ , wie das „Haus der Mode“ Ludwig Schirmer in der Maria-Theresien-Straße/Ecke Anichstraße in den 20er Jahren in Werbebroschüren angepriesen wurde, sondern um die Filiale des Herren- und Knabenausstatters Josef Schirmer in der Meraner Straße 6 (ehemals Landhausstraße), welche auf unserem heutigen Bild zu sehen ist. Vor dem Geschäft stehen zwei gut gekleidete Männer. Vor allem der rechte Herr sieht aus, als wäre er gerade von Herrn Schirmer persönlich ausgestattet worden und hat ein sehr gepflegtes Erscheinungsbild – Ein bewusster Schachzug der „Marketingabteilung“ des Geschäftes? 😉 Über der Eingangstür finden wir einen Hinweis auf das Alter des Geschäftes: „Gegründet 1866“.

Die Schaufenster sind zu beiden Seiten des Einganges gut gefüllt. Während auf der linken Seite die Herrenmode des Geschäfts präsentiert wird, werben auf der rechten Seite angekleidete Kinderpuppen für die Knabenmode. Und da der Platz in den Schaufenster wohl ein wenig knapp geworden war, hängt ein Mantel sogar auf der nächsten Straßenlaterne. Neben feiner Herren- und Knabenmode passte sich das Geschäft durchaus auch an die Nachfrage der (Jahres-) Zeit an. In den Wintern der späten 1920er, beginnenden 1930er Jahre finden sich in unseren Beständen Werbeprospekte für sehr modische, winterliche Sportbekleidung des Herrenausstatters. Neben Mäntel und Lederbekleidung wird dabei auch für Sportanzüge geworben.

Links neben dem Geschäft im Haus Nummer 6 erkennen wir ein Schild mit der Aufschrift „J. Huter & Söhne – Baumeister“. Aus dem Hauseingang kommt wohl gerade ein Briefträger. Daneben lässt sich auch noch das Geschäft Hans Biendl, Tiroler Hausindustrie-Waren erkennen.

Das Bild des heutigen Beitrages ist auf das Jahr 1902 datiert und zeigt: Ein Schaufensterbummel in der Meraner Straße zu Beginn des 20. Jh. war durchaus lohnenswert!

(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck KR-PL-53)

Eva Haslinger

Dieser Beitrag hat 4 Kommentare
  1. Zu den „Knabenkleidern“ zählt der damals allgegenwärtige Matrosenanzug, welchen man im Schaufenster gut erkennen kann. Die Mode des Matrosenanzug kam Ende des 19. Jahrhunderts von England nach Deutschland und Österreich herüber.

    1. Nach dem Tode meiner Mutter im Jahre 1951 kam ich zu den Geschwistern meines bereits 1946 verstorbenen Vaters. Ich durfte sogar die gerade begonnene Gewerbeschule – heutige HTL – weiter besuchen, was nicht gerade selbstverständlich war und wofür ich heute noch sehr dankbar bin. In der HT 3, also im dritten Jahrgang 1952 / 53 der Höheren Abteilung für Tiefbau, war eine dreitägige Exkursion nach Linz zur Voest vorgesehen, dazu sollte ich besser gekleidet sein. Einer meiner Onkel war Professor an der Handelsakademie und deshalb eine gute Kundschaft beim Schirmer. So wurde mir gesagt, ich soll beim Schirmer, aber nicht bei dem in der Maria Theresien Straße, sondern bei dem in der Meranerstraße etwas aussuchen, der Onkel bezahle es!
      Der damaligen Mode entsprechend bekam ich ein Sakko – mein erstes in meinem Leben! – mit Pfeffer&Salz Muster. Eigentlich war es braun und somit eher Zimt&Zucker!
      In Linz bekam ich dann vom uns begleitenden Professor DI Hofstädter die Erlaubnis, meinen hier lebenden Onkel mütterlicherseits zu besuchen. Wir machten eine Stadtrundfahrt. Ich staunte nicht wenig, als er das gleiche Sakko trug!

  2. links vom schirmer dürfte wohl das geschäft „bier & biendl“ zu sehen sein – dieses befand sich später (so in den 1980er-jahren) in der museumstrasse und ist mittlerweile in der leopoldstrasse zu finden. ich hoffe, dieses tolle geschäft für mal- und zeichenbedarf bleibt noch lange erhalten!

    1. Ja, auf Meranerstraße Nr. 4 aber, und es führten etwa 3 Stufen hinauf ins Geschäft! Es war zu meiner Zeit der Einkaufstempel der Gewerbeschüler aus der Anichstraße!
      Zu Beginn meiner Technikerlaufbahn war ja unsere Grundausrüstung ein Reißbrett, eine Reißschiene, ein gleichschenkliges und ein ungleichschenkliges Dreieck – alles aus Holz natürlich. Dazu Holzbleistifte, ein Reißzeug mit verschiedenen Zirkeln und Reißfedern. Viele wird es ja nicht mehr geben, die das Zeichnen von Linien mit Tusche und einer Reißfeder auf Detailpapier noch kennen bzw. können!
      Dann, in der ersten Hälfte der Fünfziger, ging es Schlag auf Schlag: Alles aus Plexiglas, Geodreiecke, Druckbleistifte und der Graphos mit den späteren Weiterentwicklungen! Das alles gab es nur beim Bier&Biendl in der Meranerstraße!

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