Roter Widerstand
Der Todestag von Josefine Brunner jährt sich dieses Jahr zum 80. Mal, sie und ihr Ehemann Alois Brunner waren Teil der sozialistischen Widerstandsbewegung im Nationalsozialismus.
Josefine Brunner (geb. Ragnes) wurde 1909 in Innsbruck geboren, nach der Schulzeit arbeitete sie als Hausangestellte und schloss sich 1932 der SPÖ an. Mit ihrem späteren Mann Alois Brunner bezog sie 1935 eine gemeinsame Wohnung, sie heirateten allerdings erst 1938. Alois Brunner war zuvor schon mehrmals mit dem Gesetz in Konflikt geraten: 1926 saß er das erste Mal aus politischen Gründen im Gefängnis, auch für seine Teilnahme an den Februarkämpfen 1934 musste er eine mehrmonatige Haftstrafe absitzen.
Durch ihre Mitgliedschaft in der SPÖ lernte Brunner den bayrischen Sozialdemokraten Waldemar von Knoeringen kennen, der unter anderem die Widerstandsgruppe „Neu Beginnen“ aufbaute. Von ihm wird sie in die Technik des Schriftenschmuggels eingeführt, wodurch es ihr möglich war, den Kontakt zwischen den revolutionären Sozialistinnen und Sozialisten aufrecht zu erhalten. Anfangs konzentrierte sich das Ehepaar Brunner noch hauptsächlich auf den Austrofaschismus, 1937 verlagerte sich der Widerstand allerdings auf den Nationalsozialismus. Es war hauptsächlich Josefine, die die Kuriertätigkeiten innerhalb der sozialdemokratischen Widerstandsgruppen zwischen Augsburg, München, Salzburg, Tirol und Wien unternahm, da Alois Brunner durch die politischen Vorstrafen vorbelastet war. Das Ehepaar Brunner spielte eine wichtige Rolle im sozialdemokratischen Widerstandsnetzwerk, das weit über die Tiroler Grenzen hinausragte, denn Josefine lieferte regelmäßig Berichte zu den politischen, wirtschaftlichen und militärischen Verhältnissen.
Die Tätigkeiten des Ehepaar Brunners flogen schließlich auf, Josefine und ihr Mann werden im Mai 1942 festgenommen. Sie waren zunächst ein Jahr in Gestapohaft bis zur Hauptverhandlung in Innsbruck im Mai 1943. Alois und Josefine Brunner wurden beide zum Tode verurteilt. Der Grund: Feindbegünstigung und ihre führende Stellung bei der Errichtung einer Organisation, die hochverräterische Bestrebungen verfolgte. Das Ehepaar verbrachte die letzten Lebensmonate im Gefängnis München-Stadelheim, sie wurden im September 1943 hingerichtet, das Ehepaar hatte sich seit der Inhaftierung nicht mehr gesehen.
(Verena Kaiser)