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Der Bilderblog aus dem Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck
Richard Steidle (X.)

Richard Steidle (X.)

In Anbetracht von Steidles wiederkehrenden Auftritten in der christlich-sozialen Presse ist das weitgehende Schweigen in Antwort auf das dreiteilige „Politische Charakterbild“ etwas verwundernd. Die Volks-Zeitung sah in diesem Schweigen eine Bestätigung ihrer Vorwürfe gegen den „Antisemitenhäuptling, Heimwehrgeneral und Vertreter jüdischer Kapitalisten“. Das Blatt höhnte, dass Steidle und seinen Parteigängern nicht mehr übriggeblieben sei, als „Lausbuben“ anzustiften, Exemplare der Volks-Zeitung (bzw. nur den Artikel über Steidle) nachts aus den Verkaufsständen zu reißen.

Aber auch ihre Behauptung, dass Steidle „monarchische Gesinnungen“ hege, ließ die Volks-Zeitung nicht fallen. Als Beweis diente der bereits erwähnte Skandal der Waffenlieferungen der bayrischen Bürgerwehren. Diese hätten die Waffen mit Geld aus „monarchischen Kreisen“ gekauft, und Steidle habe auch Geld direkt aus denselben Kreisen erhalten. Zwar ist es erstaunlich, dass Steidles nachgewiesene Beteiligung an grenzüberschreitendem Waffenschmuggel (nicht nur von Gewehren, sondern sogar von Artillerie), keine größeren Konsequenzen für den Landesrat hatte, aber es darf wohl als fraglich gelten, ob diese Affäre ihn der „monarchische Gesinnung“ überführte. Die Heimwehren führten schließlich das Banner des Anti-Bolschewismus (auch wenn das je nachdem wen man fragte alle linken Parteien einschließen konnte), womit sie auf Unterstützung von vielen Gruppen zählen konnte, die ideologisch unter sich recht divers sein konnten. Man denke an den Russischen Bürgerkrieg, in dem Monarchisten, Demokraten und nicht-bolschewistische Sozialisten mit Unterstützung liberalen Demokratien gegen die Rote Armee kämpften.

Der nächste Artikel Steidles erschien erst vier Monate nach dem Frontalangriff der Volks-Zeitung. Am 11. November war auf der Titelseite der Innsbrucker Nachrichten zu lesen „Die Heimat mahnt!“ Es war das fünfjährige Jubiläum für die Tiroler Heimwehr: „Kameraden! An einem Novembertage vor fünf Jahren seid Ihr mit der Waffe in der Faust auf den Berg Isel gezogen, um durch männlich entschlossenes Auftreten der gequälten Heimat den inneren Frieden zu sichern.“ Seitdem habe die Heimwehr v.a. ein Ziel gehabt: „Der Gedanke der Wehrhafterhaltung und der nationalen Selbstbehauptung unseres Volkes war der Leitgedanke unserer Tätigkeit.“ Doch mittlerweile hätten sich Zwietracht und Streitereien breit gemacht, daher erging der Aufruf:

Heute mahnt die Stimmte der Heimat wieder zur Selbstbesinnung und Geschlossenheit. […] Auch an die von der Unrast und Sorge des täglichen Lebenskampfes verschütteten Herzen unserer Volksgenossen dringt der Mahnruf der Heimat, sich in den Dienst der vaterländischen Ideale zu stellen, eingefressenen Hader zu vergessen und daran zu denken, dass wir auf vorgeschobener Grenzwacht des deutschen Volkes eine geschichtliche Aufgabe und eine heilige nationale Pflicht zu erfüllen haben.

Kameraden! Am Sonntag sollt Ihr Euch wieder an altvertrauter Stätte, auf dem von Euren Altvorderen geheiligten Kampfboden des Berg Isel, zusammenfinden. Nicht ein Fest zu feiern, hat Euch Eure selbstgewählte Führungen angerufen. Der Feste sind in Tirol genug gefeiert worden. Zum Treuegelöbnis für die Heimat sollt Ihr zusammenkommen, zur feierlichen Bekundung Eures harten und unbeugsamen Willens, in der Stunde der Gefahr für Tirol und sein Volk einzustehen. Heute mahnt die Heimat! Tragt Sorge, dass Ihr bereit seid, wenn die Heimat ruft!

(Aufmarsch der Heimwehr 1928, Steidle ist vorne links an der Spitze zu sehen, Ph-1530)

Dieser Beitrag hat 2 Kommentare
  1. Ich versuche gerade mir vorzustellen, warum dieser „Aufmarsch“ VON WESTEN HER durch die FISCHERGASSE kommt. Und wen gedenkt man mit den Blumen zu erfreuen? Haben wir gerade Muttertag – oder so ähnlich?
    (Wenn „FRAU“ von Mächtigen – oder solchen, die das gerne werden würden, mit Komplimenten und Geschenken überhäuft wird, steckt meist eine (eher finstere – oder zumindest höchst arbeitsintensive) ABSICHT dahinter.
    Was wäre Herrn Steidles Programm für den weiblichen Teil der Bevölkerung gewesen – falls er sich dazu jemals ausgelassen hat,,,???

    1. Bin ich blöd! Hinter der „Steidle Villa“ Leopoldstraße 22 befindet sich ja der große Steidlegarten – mit Ausgang zur Templstraße – als geeigneter Sammelplatz – und von dort hinauf zum Templ und die Fischergassn hinüber – und dann triumphal durch die Engstelle der Leopoldstraße hervorbrechend – sehr dramatisch stelle ich mir das soeben vor! – und dann wie üblich bis zu dem Theater am Rennweg.
      So war wohl auch diese Choreographie erdacht…

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