Prunkvoll
4. Mai ist Florianitag. Da darf ein Beitrag zur Feuerwehrgeschichte natĂŒrlich nicht fehlen đ Nur wenige Wochen nachdem Dr. Johann Tschurtschenthaler (1828-1893) nach nahezu acht Jahren im Amt als BĂŒrgermeister zurĂŒckgetreten war, ernannte ihn die Freiwillige Feuerwehr Innsbruck am 20. Juni 1877 im Rahmen einer auĂerordentlichen Generalversammlung zum Ehrenmitglied. Als Stadtoberhaupt war Tschurtschenthaler auch Mitglied der Löschdirektion und in dieser Eigenschaft hatte er sich um das stĂ€dtische Feuerwehrwesen groĂe Verdienste erworben.
Die Ă€uĂerst prunkvoll gestaltete Urkunde gab die Innsbrucker Feuerwehr bei der berĂŒhmten Wiener Steindruckerei Guberner und Hierhammer in Auftrag. Neben dem Oberkommandanten Josef Melzer und dem I. SchriftfĂŒhrer Alois Klemm haben sich darauf auch alle anderen Mitglieder der Kommandantschaft verewigt. Ăberreicht wurde die Urkunde – zusammen mit einem silbernem Becher – am Samstag, den 23. Juni 1877, bei strömendem Regen:
„Abends 8 Uhr versammelten sich zum Fackelzug am Innrain die Mitglieder fast vollzĂ€hlig und waren noch Kameraden der vier Vororts=Feuerwehren erschienen, um dem Herrn AltbĂŒrgermeister ihre Achtung zu zollen. Es kamen nahe an 400 Fackeln zur Vertheilung und war die Anzahl der Anwesenden eine so groĂe, daĂ viele den Zug ohne Fakeln mitmachen muĂten.
Punkt Âœ9 Uhr setzte sich die stattliche Schaar mit der FeuerwehrâMusik an der Spitze und der Fahne von der Kommandantschaft umgeben durch die M=TheresienstraĂe zum neuen Sparkassa=GebĂ€ude in Bewegung und bildeten die FackeltrĂ€ger nach vollendetem Aufmarsch in der GilmstraĂe ein riesiges lateinisches T.
Die Kommandantschaft ĂŒberreichte dem Herrn AltbĂŒrgermeister Dr. Johann Tschurtschenthaler, Direktor der Sparkasse, in dessen Wohnung das Diplom als Ehrenmitglied, der AusschuĂ der Krankenkasse [d. i. die UnterstĂŒtzungskasse der Innsbrucker Feuerwehr] einen silbernen Becher. In beiden FĂ€llen sprach der Oberkommandant. Im erstern wurden die groĂen Verdienste des Gefeierten als Reorganisator hervorgehoben; im zweiten der groĂen Verdienste um die Kranken=UnterstĂŒtzungskasse Ausdruck gegeben.
Der Herr AltbĂŒrgermeister dankte in einfachen, herzlichen Worten lieĂ den Becher mit perlendem Weine fĂŒllen und that den ersten Zug auf das Gedeihen des Körpers und dessen Krankenkasse und versicherte die innigst erfreuten Anwesenden der fortwĂ€hrenden Liebe fĂŒr das so nĂŒtzliche Institut. Als die Uebergabe beendet war, löste sich der Zug, leider unter strömendem Regen, in den reizendsten Cottillon=Figuren auf, zog zur k. k. Hofburg, um Sr. Exzellenz dem Herrn Statthalter seine Aufmerksamkeit zu bezeugen und dann zum Magazin, um die Fackeln abzugeben. Das projektirte Gartenfest muĂte leider in Folge des grĂ€Ălichen Wetters unterbleiben.“
Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, Familienarchiv Weyrer-Bouthillier (Christoph Bouthilier)
Vielen Dank fĂŒr diese wunderbare Urkunde!
Aufschlussreich ist noch der verwandtschaftliche Zusammenhang zu den Familien Weyrer/Bouthillier:
Herr Dr. Johann Tschurtschenthaler war ab 1854 mit Rosa Bouthillier verheiratet und hatte zwei Töchter Maria und Fanny. Der einzige Sohn starb bereits 1870. Hier ist die Todesanzeige des AltbĂŒrgermeisters von 1893:
https://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=ibn&datum=18931002&query=%22johann+tschurtschenthaler%22&ref=anno-search&seite=16
Herzlichen Dank fĂŒr die ErgĂ€nzung!
So wie man heute in den Onlineausgaben diverser Zeitungen ‚merkwĂŒrdige‘ Werbungen in TextbeitrĂ€gen findet.
Ein schweres UnglĂŒck als Artikel und ein Bestattungsinstitut als Werbeeinblendung z.B., gab es das wohl auch schon damals.
Ăber der verlinkten Todesanzeige: ‚Junge Hirschen liefern einen delikaten Braten‘. Mmh…
…
Ansonsten eine sehr schöne Urkunde, mit den heutigen aus dem BĂŒrodrucker nicht zu vergleichen. Leider!