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Prozession – Wann Und Warum?

Prozession – wann und warum?

Passend zum gestrigen Feiertag bin ich auf diese Fotografie gestoßen. Wo sich die Fotografin oder der Fotograf dieses Bildes befindet, brauche ich Sie, liebe Leserinnen und Leser, sicher nicht fragen. Doch wann dieses Foto geknipst wurde, ist schon etwas weniger ersichtlich. Wir bewegen uns aber, um einen groben Rahmen zu geben, in der Zwischenkriegszeit.

Als zentrales Bildelement ist eine Prozession zu sehen, die katholische Kirche präsentiert sich in all ihrer Größe. Unzählige Ministranten und Priester, an der Spitze ein Prozessionskreuz flankiert von zwei Leuchtern. Im Hintergrund, gerade vom Marktgraben in die Maria-Theresien-Straße einbiegend, zwei Kirchenfahnen. Man kann nur vermuten wie weit sich die Prozession erstreckt haben mag. An den Straßenrändern, mit gehörigem Respektabstand, die Zuseher. Was ist der Anlass dieser Prozession? Vielleicht Fronleichnam. Doch die Prozession selbst wird für die Datierung weniger helfen, außer Sie erkennen jemanden in den Reihen, vielleicht den Geistlichen, der das Prozessionskreuz trägt?

Wenden wir uns also der Umgebung zu:

Links im Bild ist das Schild der Kunstdrechslerei Hammerl. Das „G.“ steht entweder für Gebrüder oder für den einzigen namentlich auftretenden Brüder, Gabriel. Wie bereits im Artikel „Ein kleiner Stempel mit viel Geschichte“ erwähnt, findet man das Unternehmen in den Innsbrucker Adressbüchern ab 1898 zunächst als Drechslerei, später als Händler von Galanteriewaren, Spielwaren und Feuerwerkskörper. Eine aus heutiger Sicht recht eigenwillige Kombination. Ab 1941 ist Anna Oberhauser die Inhaberin des Gewerbes, ob sich damit das Schild geändert hat und ob das der Datierung hilft, sei dahingestellt.

Rechts daneben, auf dem schwarzen Schild, ist die Aufschrift „Franz Götsch“ zu erkennen. Götsch war laut Adressbücher ein Krämer und Viktualienhändler, der ein Geschäft in der Innstraße 42 besaß. In der Zeit zwischen 1916 und 1929 wird auch ein zweites, Geschäft in der Maria-Theresien-Straße 4 gelistet, das der einzige Geschäftssitz wird. 1939 findet sich in den Adressbüchern wieder ein Franz Götsch, ein Lebensmittel- und Gemischtwarenhändler, ansässig an der selben Adresse.

Am Eck Herzog-Friedrich-Straße und Marktgraben findet sich die Aufschrift „C.A. Czichna“, sie weist auf Carl Alexander Czichna (1807-1867) hin, ein Innsbrucker Fotograf und Kunsthändler. Nach seinem Tod bestand das Geschäft weiter.

Vielleicht gibt auch die Bausubstanz den erfahrenen Innsbruck-Kennern Aufschluss über den Aufnahmezeitraum, oder Sie finden noch weitere Anhaltspunkte.

Titelbild: Ph-26225
Autor: Gregor Dohle

Dieser Beitrag hat 5 Kommentare
  1. Mir scheint, dass sich an der Kreuzung zwei Prozessionszüge vereinen. Einer kommt vom Marktgraben und ein zweiter käme demnach aus der Altstadt.

  2. Jede Menge „Glockenhüte“, diese waren in den 20er Jahren – vor 100 Jahren also – angesagt.
    Beim weißgewandeten Klerus waren höchstwahrscheinlich auch die Studenten des Canisianums dabei.
    Im übrigen kommt mir vor, daß der Traghimmel mit dem Allerheiligsten gerade beim Marktgraben um die Ecke biegt.
    Zum Schauen gabs damals eindeutig mehr – zumindest außer Haus. Dank TV hat sich das ins Gegenteil verkehrt.

  3. Könnte der Priester mit dem Vortragskreuz der später seliggesprochene Pfarrer Otto Neururer sein? Die Physiognomie würde es nahelegen. Neururer war 1907 zum Priester geweiht worden und in der Zwischenkriegszeit bis 1932 als Religionslehrer in Innsbruck tätig.

    1. Mein zum Priester geweihter Mitschüler Josef Aichner aus Mutters hat auch ähnlich ausgesehen, aber damals noch nicht gelebt, Ende des unbrauchbarsten Hinweises.

      Schade, daß der Fotograf nich einwenig südlicher auf die Prozession gepaßt hat, sonst wäre das Geschäft von Bayr drauf.

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