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Pension Mit Tragischer Geschichte

Pension mit tragischer Geschichte

Unsere Ansichtskarte zeigt die Pension Kappelsberger in der Templstraße 8. Die tragische Geschichte steht mit den Novemberpogromen 1938 in Verbindung, als die Unterkunft zu einem Tatort des Verbrechens wurde.

Ende der 1920er Jahre (vermutlich um 1928) zog Johanna Kappelsberger (geb. Sprinzel) von Feldkirch nach Innsbruck und erwarb mit Hilfe der jüdischen Gemeinde die Villa Mignon in der Templstraße 8. Dort wohnte sie mit ihren drei Töchtern und eröffnete eine Pension. Der Mann von Johanna Kappelsberger, Alwin Kappelsberger, starb bereits 1926 bei einer Schiffsreise.

Während der Novemberpogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 wurde die Pension von einer NSKK-Gruppe überfallen, welche die anwesenden jüdischen Bewohnerinnen verletzten. Diesbezüglich lesen wir in einem Beitrag von Sarah Scheitnagl zu NSKK-Staffelführer Rudolf Mayerbrucker folgendes:

Anschließend begaben sich die Männer um Mayerbrucker zur nächsten auf ihrer Liste angegeben [sic!] Adresse, der Villa Kappelsberger in der Templstraße. Dorf befanden sich zu diesem Zeitpunkt, es war nunmehr 2 Uhr früh, bereits mehrere randalierende Personen. Mayerbrucker selbst verblieb nach eigener Aussage im Garten vor der Villa, gemäß Karl Oberforcher hatte dieser allerdings mitangesehen, wie zwei ihm Unbekannte einen Juden in den Brunnen im Garten geworfen hatten, der seiner Meinung nach kein Wasser enthielt. Weiter will er beobachtet haben, wie Mayerbrucker den Mann, der wieder in das Haus zurückwollte, mit einem Fußtritt daran hinderte, sodass dieser wieder in den Brunnen zurückfiel. Allerdings wäre es durchaus auch möglich, dass nicht Mayerbrucker selbst den Mann zurückgestoßen habe.

Scheitnagl, Sarah, NSKK-Staffelführer Rudolf Mayerbrucker, in: Albrich, Thomas (Hrsg.), Die Täter des Judenpogroms 1928 in Innsbruck, Innsbruck-Wien 2019, S. 275-278, hier S. 278f.

Darüber hinaus lesen wir weiter:

Im Urteil wurde der Gruppe zur Last gelegt, die sich dort befindenden Julius Meisel und Bernhard Diamand samt deren Ehefrauen angegriffen zu haben, man berief sich dabei unter anderem auf die Aussagen von Dominica Diamand.

Ebd., S. 279.

Johanna Kappelsberger flüchtete im Anschluss an die Pogromnacht zu ihrer Verwandtschaft nach Feldkirch, von wo aus sie 1939 nach London emigrierte und 1975 verstarb. Die Pension Kappelsberger wurde 1939 arisiert und zwangsversteigert.

(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, Ph-36828, FW-M-81)

Dieser Beitrag hat 5 Kommentare
  1. In der Villa Mignon war einige Dekaden früher Herr Victor Schwarz, Mitgründer des berühmten Kaufhauses Bauer & Schwarz, wohnhaft.

    1. Aus den historischen Adressbüchern (https://www.innsbruckerinnen.at) geht ab 1940 auch das neue Besitzerehepaar nach der oben erwähnten Arisierung und Zwangsversteigerung hervor. Das ist heute für jedermann von der heimischen Couch aus leicht eruierbar. Auch wenn man davon ausgehen darf, dass solche Versteigerungen kaum diskriminierungsfrei abliefern, wird im konkreten Fall hier nichts näheres berichtet.

    1. Ach, Herr Hirsch, bleiben wir bei dem heutigen Wetter einfach in der Templstraße bei der „nach-“ und „ehe-maligen“ Pension Unterberger –
      – die insoferne etwas mit Stitt (und Stiftspfarre) Wilten (West) zu tun hat, als ein ehemaliger Chorherr (und ehem. Pfarrer von Wilten West), der als Religionslehrer in München lebte, bei seinen Innsbruckbesuchen dort abstieg. Er hat seine alten Getreuen immer wieder besucht. Eine Pfarrangehörige, Frau Imma Stichlberger war meine Postkollegin – und gehörte zum inneren Kreis des Herrn Sigmund Alfons Rathmann, ehem. OPraem (bis Sommer 1953), *1.11.07 – +29.6.77, begraben am Münchner Waldfriedhof.
      Der dzt. Pfarrer unseres Seelsorgeraumes hat mir berichtet, daß er das Grab kenne, auf einer Deutschlandfahrt mehrerer Chorherren habe man „jüngst“ das Frab wieder besucht (gehört 2016?)

      1. Zusatz: Weil gerade der Name “ R a h n e r “ ebenfalls am Programm steht – Herr Rathmann war mit beiden Brüdern Rahner SJ gut befreundet…
        Er sei seiner Zeit stets um 20 und der Kirche um mindestens 50 Jahre voraus gewesen und konnte – wie mir auch meine Mutter berichtet hat!- in den 30-er Jahren in Wilten ganze Schren anlocken zu den Pfredigten – oder Veranstaltungen – die in der Veranda des „Riese(n) Haymon“ stattfanden.
        Einmal habe er über die Beichte gesprochen – da werde die Seele „so wejss wiera frischgwaschne Premonschtratennserkuttä, gelleSe, Herr Pfarrer!“, wozu der ebenfalls anwesende H.Dominikus schmunzelnd genickt habe
        (Jugenderinnerungen meiner Mutter)
        Was alles an einem Regensonntagsnachmittag emportaucht…)

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