Patrozinien in und rund um Innsbruck IX – der Hl. Ägidius
Den Hl. Ägidius kennen die Innsbrucker*innen als Schutzpatron der Igler. Aber wussten Sie, dass er insbesondere in Frankreich verehrt wird? Ich nicht. Unter dem Namen Saint Gilles (zu deutsch St. Gilgen) findet man dort zahlreiche Verehrungsorte des Heiligen. Prominent ist natürlich die Grablege, die Abteikirche St. Gilles im gleichnamigen Ort nicht weit von Montpellier. Die hohe Beliebtheit in Frankreich lässt sich insbesondere dadurch erklären, dass dort seine Wirkungsstätte war: Eigentlich soll er um 640 in Athen geboren worden sein, sein späteres Leben spielte sich jedoch in der Nähe von Nîmes in Frankreich ab, dort lebte er als Einsiedler, um 680 begründete er selbst die später nach ihm benannte Abtei, der er bis zu seinem Tod vorstand (gest. vermutlich um 720). Ägidius ist einer der 14 Nothelfer, der nicht das Martyrium erlitten hat.
Ab 1286 scheint in Igls eine Kirche auf die den beiden Hll. Ägidius und Alto geweiht war. Nach einem Umbau im Stile der Spätgotik wurde die Kirche neu geweiht, eine Weihe an Ägidius ist 1479 belegt. Warum Ägidius als Schutzheiliger gewählt wurde, habe ich nicht herausgefunden, er zählte in jedem Fall im Mittelalter eindeutig zu den populärsten Heiligen Mitteleuropas. Sein Gedenktag ist der 1. September, rund um dieses Datum findet in Igls nach wie vor die Ägidiusprozession statt.
Das Titelbild zeigt einen Teil der Ballustrade an der Orgelempore in der Igler Pfarrkirche. Die Hirschkuh, die links zu sehen ist, ist das wichtigste Attribut des Hl. Ägidius: Sie soll ihn gesäugt haben. Bei einer Jagd des Westgotenkönigs Wamba soll dieser eben jene Hirschkuh versucht haben zu erschießen, dessen Pfeil traf jedoch Ägidius, der sich schützend vor die Hirschkuh stellte.
(Stadtarchiv Innsbruck, Ph-8225, Foto: Franz-Heinz-Hye)