„Papi, mach die Wanne voll!“
Prangte auf einem Bus der Linie O, der im Bild an der Haltestelle in der Museumstraße steht. Der markante Aufdruck der inzwischen aus dem Stadtbild verschwundenen Oberleitungsbusse war eine Werbeaktion für ein Produkt, das heute aus anderen und kostenträchtigen Gründen wieder in aller Munde ist – nämlich Erdgas. Im wunderschönen Jahr 1999 wurde Erdgas noch als günstige und komfortable Möglichkeit fürs Heizen gesehen. Die Aufforderung zum Füllen der Badewanne klingt da nur logisch, heute müsste die Werbung eher „Papa dusch mich ganz kurz“ lauten – so ändern sich die Zeiten. Doch wer weiß schon welche hoffentlich erneuerbare Energieform die zukünftigen Werbeflächen auf den Stadtbussen zieren werden?
(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, Ph-G-24828)
Um die Oberleitungsbusse ist es wirklich schade. Bald werden wir ohnehin bald E Busse sehen. Nicht unbedingt in Innsbruck, denn wir wurden ja zur ‚Freude‘ der Radfahrer in der halben Stadt mit funkelnagelneuen sündteuren Schienen beglückt. Leider bieten diese Straßenbahnen gegenüber E- oder O-Bussen keinen einzigen Vorteil, vom fehlenden Reifenabrieb mal abgesehen.
Batterie-E-Busse in regulären Liniendienst sehen wir in Innsbruck ab nächstem Jahr, der gesamte Solobusfuhrpark (also die „kleineren“ Linien) wird dann vorzu auf Batterie-E-Busse umgestellt, es werden jedes Jahr einige neue E-Busse kommen. Der Trolleybus wird wahrscheinlich in einer Trolley-Batterie-Hybridvariante wiederkommen, die nur noch ca. 50% der Strecke mit Fahrleitung überspannt benötigt. Und auch die Tram wird weiter ausgebaut werden, denn sie ist unser Premium-ÖV.
Schienenverkehr kann man nicht effizient durch Busse ersetzen, der Ausbau der Tram war daher eine absolut richtige Entscheidung. Deren Züge können nämlich bis zu 75 Meter lang sein (in Innsbruck haben wir derzeit maximal 56 Meter lange Züge), bei Bussen ist bei 24 Metern Schluss. Hinzu kommen höhere Reisegeschwindigkeit, gößerer Komfort und besseres Image der Tram/Stadtbahn im Vergleich zu simplen Buslinien. Aus all diesen Gründen sind die großen, fahrgaststarken Linien in großen Städten spurgeführter Schienenverkehr, mit Bussen stoßen wir schnell an die Kapazitäsgrenzen.
Innsbruck hat eine große Straßenbahntradition, seit 131 gibt es dieses Verkehrsmittel in dieser Stadt; wir leben zum Glück in einer Zeit, in der weltweit erkannt wurde, dass die moderne Straßenbahn _das_ Instrument für Mobilitätswende und Stadterneuerung ist.
*131 Jahren
Schienen Verkehr hat aufgrund schmälerer Fahrzeuge den großen Vorteil weniger Platz zu benötigen, freilich nur bei eigenen Schienentrassen wie einst bei der 4er und in vielen großen Städten. In Innsbruck fahren auch Busse auf den selben Spuren, daher ist dieser Vorteil schon mal weg. Wieviel Leute mehr unsere Strassenbahn gegenüber modernen Bussen befördern wissen Sie sicher besser. Vermutlich kann man tatsächlich ein paar Fahrer einsparen. Mit dem Energieverbrauch je Fahrgast und der Reise-geschwidigkeit kann es ein moderner E-Bus sicher aufnehmen, weshalb
es mich freuen würde wenn wir bald mehr als ein paar Probe E-Busse bei uns sehen werden.
Ich sehe im riesigen Aufwand von Gleisbau und Oberleitung, dem Problem der Radfahrer mit den gefährlichen Schienen und der unflexiblen Linienführung nach Staus und ähnlichen Problemen viel zu viele Nachteilen gegenüber nur wenigen Vorteilen.
Im übrigen wird in Innsbruck kein Schienenverkehr durch Busse ersetzt wie von Ihnen angemerkt, sondern das genaue Gegenteil verwirklicht.