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Oskar Werner Und Die Innsbrucker Schauspielwochen, Teil 2

Oskar Werner und die Innsbrucker Schauspielwochen, Teil 2

Schon nach wenigen Aufführungen im Rahmen der „Innsbrucker Schauspielwochen“ wurde klar, dass die Besucherzahlen weit unter den Erwartungen blieben und dass bei gleichbleibend geringer Auslastung der Vorstellungen mit einem finanziellen Debakel zu rechnen war. Am 7. August 1959 erschien in der Tiroler Tageszeitung ein Artikel, der sich ausführlich mit diesem Problem befasste und der sich auf ein Gespräch von Oskar Werner mit Vertretern von Land, Stadt, Presse und Rundfunk, das einen Tag davor stattgefunden hatte, bezog. Oskar Werner beklagte sich bei dieser Gelegenheit über das mangelnde Interesse der Stadt Innsbruck, des Landes Tirol und des Fremdenverkehrsbüros zum Gelingen der „Innsbrucker Schauspielwochen“ beizutragen.

Unter anderem kritisierte Oskar Werner „ein Verbot des Bürgermeisters, in der Stadt Reklametafeln für die Festspielwochen aufzustellen, obwohl solche Reklametafeln dem Vergnügungspark und dem Zirkus ohne weiteres genehmigt worden seien, sowie die Anbringung von Transparentbändern am Rennweg, wie man sie anläßlich der Ballettabende im Hofgarten angebracht hatte, und er brachte schließlich auch Klagen gegen das Verkehrsbüro vor, das nicht nur sein schon vor Monaten zur Verfügung gestelltes Propagandamaterial nicht verteilt, sondern auch den bereits zugesagten Kartenvorverkauf im letzten Augenblick vor dem Beginn der Schauspielwochen abgelehnt habe.“ Die Gegenseite argumentierte, dass einfach die Eintrittspreise für Innsbruck zu hoch seien und deshalb nur so wenige Menschen zu den Veranstaltungen kommen würden. Oskar Werner kündigte daraufhin an, die Eintrittspreise für die weiteren Vorstellungen auf die sonst im Landestheater üblichen Preise zu reduzieren.

Von den offiziellen Stellen hieß es zu den Vorwürfen Oskar Werners, „daß die Veranstaltung der Schauspielwochen ein privates Unternehmen Oskar Werners sei, für das weder Stadt noch Land nach außen hin oder intern eine Verantwortung übernommen haben. Das Risiko des Unternehmens liege als zweifellos nur beim Veranstalter, die Schuld am bisherigen negativen Ergebnis aber offensichtlich an einer schlechten Organisation. Obwohl Land und Stadt weder offiziell noch inoffiziell an den Veranstaltungen beteiligt seien, hätten sie diese dadurch weitgehend gefördert, daß sie Oskar Werner das Landestheater während des ganzen Monates August kostenlos zur Verfügung gestellt haben, obwohl gerade dieser Monat regelmäßig der einnahmenreichste des ganzen Jahres ist.“

Trotz all dieser Probleme beschloss Oskar Werner alle Verträge und Verpflichtungen, die er übernommen hatte zu erfüllen und das Spielprogramm bis 31. August wie geplant fortzuführen. Er benannte die „Innsbrucker Schauspielwochen“ aber in „Gastspiel des Theaterensembles Oskar Werner“ um. (Fortsetzung folgt).

(Stadtarchiv Innsbruck, Pt-7572,

Dieser Beitrag hat 2 Kommentare
  1. Ich hab ein wenig nachgelesen. Der Einfluß sicherlich vorhandener Provinzborniertheit auf das Scheitern der Schauspielwochen war eher ein geringer. Die großen Hintertreiber waren in erster Linie Salzburg und Bregenz, die big player im Festspielzirkus, die eine teilweise Abwanderung des Publikums nach Innsbruck befürchteten und bei den Kulturbehörden Sturm liefen, bis man auch in Innsbruck dem Druck nachzugeben schien. Schließlich war man ja für andere Kultuerprojekte Bittsteller, vermutlich brauchte man da nur der Olympiaidee die Rute ins Fenster zu stellen um den Schauspielwochen den Wind aus den Segeln zu nehmen. So war Oskar Werner, noch dazu als schwieriger Charakter bekannt, eigentlich wider besseres Wissen völlig allein mit seinem Projekt. Scheitern vorprogrammiert.
    Nicht vergessen sollte man auch, daß der Umbau und die Sanierung des Landestheaters unmittelbar vor der Tür stand und der Stadtverwaltung 1959 natürlich schon bekannt. Mit Ende der Saison 60/61 wurde das Theater geschlossen und die Arbeiten begonnen. Die Schauspielwochen hätten gerade eine Wiederholung im Sommer 1960 erlebt, dann wären sie des Aufführungsortes verlustig gegangen. Sinn hätte das Projekt aber nur als Dauereinrichtung ständig wachsender Bekanntheit gehabt.
    Weniger falsche Politik als falsche Zeit und falscher Ort.

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