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Olympische Reminiszenzen X

Olympische Reminiszenzen X

Innsbruck nutzte die Olympischen Spiele auch dafür, die noch jungen Städtepartnerschaften zu Freiburg und Grenoble zu pflegen. Und zwar nicht nur durch die zu erwartende Präsenz von Würdenträgern, sondern durch eine Einladung an Jugendliche. Von den 186 Betten umfassenden Jugendherberge Pradl in der damaligen Rennerschule (im Bild der Aufenthaltsraum im Tiefgeschoß, hier einige weitere Innenansichten), wurden ganze 2/3 für zwei Jugendgruppen samt Begleitpersonen aus den beiden Partnerstädten reserviert. Die Stadt Innsbruck zahlte für die Nächtigungskosten und für ein vielfältiges Programm, die Gäste hatten die Anfahrt und die Verpflegung zu übernehmen und konnten sich bei Interesse verbilligte Eintrittskarten (à 10 Schilling) zu den olympischen Bewerben im Freien besorgen. Exklusive Nächtigungen beliefen sich die Kosten für die Kostenstelle „Pflege der Partnerschaftsbeziehungen“ auf 17.224 Schilling (umgerechnet 8.800 Euro), wobei knapp die Hälfte davon (8.160 S) auf die Eintrittskarten für die Eröffnungsfeier am Bergisel (à 60 Schilling) entfiel.

Ab September 1963 entstand über die Planungen und das Programm eine ausführliche Korrespondenz, aus der hier zwei Gustostückerln zitiert seien:

Nach Auffassung des Olympischen Komitees erscheint es nicht zweckmäßig, wenn Schier mitgebracht werden, da sich kaum Zeit und Möglichkeit zum Schifahren ergeben wird.“ (Stadtrat Arthur Haidl an Oberbürgermeister Eugen Keidel, 09.12.1963) – Laut Programm bot sich diese Möglichkeit dann aber scheinbar doch.

„Ich möchte nun einen Wunsch der Jugendlichen anfügen […] Da für Veranstaltungen in der Halle aus begreiflichen Gründen keine Eintrittskarten verfügbar sind, alle Kämpfe und Wettbewerbe jedoch von unserer Jugend mit großem Interesse verfolgt werden, wäre die Aufstellung eines Fernsehapparates in der Jugendherberge für die Zeit des Aufenthaltes eine lebendige Information.“ (Keidel an Haidl, 13.01.1964) – Die „Fernseh- und Radioabteilung der Verlagsanstalt Tyrolia“ stellte der Jugendherberge daraufhin leihweise einen „Horny Fernseher Weltmeister […] kompl. mit Antenne“ – im Wert von 7.812 Schilling (3.400 Euro) zur Verfügung.

Aus dem hier eingefügten Programm geht hervor, dass auch das hochlöbliche Stadtarchiv in Person von Frau Fritz (Monika, nicht Hanna) mitwirkte, indem sie anhand eines Diavortags die historischen Sehenswürdigkeiten Innsbrucks vorstellte.

Am 3. Februar „bejubeln die Franzosen im Eisstadion ihren Sieg im Riesenslalom“ (François Bonlieu). Die Grenobler:innen (3 Gold, 3 Silber) und Innsbrucker:innen (3 Gold, 2 Silber, 2 Bronze) hatten Alpin wahrlich viel zu feiern, die Freiburger:innen mussten sich mit 1 Bronze (Wolfgang Bartels in der Abfahrt) begnügen.

Alles sieht nach einer sehr gelungenen Veranstaltung aus. Kein Wunder, dass „sich unsere jugendlichen Freunde aus Grenoble und Freiburg“ am 10. Februar 1964 „[m]it innigen Dankesworten verabschieden“ und aus den Fenstern der gegenüberstehenden Züge ein Liedchen trällerten.

Leider sind in unseren Beständen ausschließlich Akten und Korrespondenzen erhalten. Die Aufnahmen dieser Tage, die es zweifellos auch gab, fehlen leider schmerzlich. Ob es wohl in den Fotoalben der damals 16- bis 24-jährigen Teilnehmer:innen noch erhalten sind? Und wie sieht es mit den Erinnerungen an diese vollgepackten zwei Wochen aus? Haben sich daraus bleibende Freundschaften entwickelt? Datenschutzrechtlich und praktisch (Address- und Namensänderungen) wahrscheinlich nicht leicht verwendbar – aber die Liste mit den Namen der ca. 120 Freiburger und Grenobler Teilnehmer:innen läge dem Akt sogar bei….

(Bild: Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, Ph-6824; Inhalt: 08.09.02 SF Kultur, MA II Städtepartnerschaft Grenoble – Innsbruck – Freiburg“, Umschlag II)

Dieser Beitrag hat 6 Kommentare
  1. Ah, de ham verbilligte Eintrittskarten kriagt ? I hingegen hab in jener Zeit 3 Monat totznhackn miaßen, daß i’s Geld für die Eintrittskarten zsammbracht hab !!!!!
    Und – aus Ersparnisgründen – kein Cola-Lutscher, kein PEZ, kein Paiper, kein Bazooka-Kaugummi, keine gebrannten Ashanti – nix ! 3 Monat lang !!!

    1. Das ist aber schön, von jemandem zu lesen, der tatsächlich eine Veranstaltung besucht hat. Für welchen Bewerb wollten Sie denn so unbedingt Karten dass Sie auf Monate hinaus darauf hingearbeitet haben? Und wie war es dann?

      1. Herr Bürgschwenter, da kann ich jetzt den Herrn Fink mühelos toppen! Denn i c h habe gleich
        2 (jawohl! Zwei!) Veranstaltungen besucht –
        und zwar einen Eisschnellauf – auf den Stufen des Olympiastadions in der aufgehenden Sonne an der Luft stehend! Aaaah! –
        und ein Eishockeyspiel in der Messehalle – ooooh, kalt….!
        Wer da wieviele Runden gelaufen ist und dann um wieviel Null-Komma-Zehntel-Sekunden schneller war als…. und wer da gegen wen gut gepolstert (ich hätt mich auch wärmer anziehen sollen) auf dem Eis herumgerutscht, -gekreist und -gekugelt ist – ich weiß es nicht mehr.
        Denn – damit man nicht auf der ganzen Welt alser Blamierter dasteht (wegen mangelnden Interesses an den „anderen“ Pflichtveranstaltungen der Olympischen Spiele, hatte man uns Postbeamten in der Buchhaltung jeweils 2 Freikarten in die Hand gedrückt….
        (Falls Sie es noch nicht gemerkt haben: Ich war nicht nur der Schrecken aller Turnlehrerinnen, sondern auch sonst total unsportlich – also keine Expertin.)

        1. Mensch, die Frau Stepanek überholt mi da so elegant und hat dafür nit amal totznhacken müssen. Aber an Herrn Bürgschwentner: I war mitm Papa beim Schispringen (er hat sich die Kartn aber selber zahlt, i hab ma vom Restgeld nämlich a paar Stolli kafft, de sein so schön in die Zännt picken blieben). Des hat a Norweger gwonnen, a gewisser Toralf Ergan oder Engan (?). Is mir deshalb in Erinnerung, weil der Vorname so nach Wikinger klungen hat. Schon damals hab i die Assoziation ghabt, de i bis heut nit loskrieg: „Der schreckliche Toralf“ !

        2. ABER ICH SAG’S GLEICH SCHON: In 2 Jahren, beim „Goldenen Jubiläum“ der 76-er Spiele, da dürft Ihr nicht mit mir rechnen!
          Denn da könnte ich nur berichten, daß eine ganz, ganz nahe Verwandte, nämlich die Tochter der Schwester der Stiefmutter meiner Schwiegermutter, die Lotte, aus dem fernen Kühbach angereist und daher bei uns zu Gast war, nur um in der Axamer Lizum: „Roooooosiiiiiiiiie! Roooooosiiiiiie! Roooooosiiiiiie!….“ zu brüllen. (Kühbach liegt ja schließlich in Bayern, gell.)

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