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Olympische Reminiszenzen VIII

Olympische Reminiszenzen VIII

Die Olympischen Spiele bringen ja bekanntlich immer eine rege Bautätigkeit in den jeweiligen Veranstaltungsort. Nicht nur Sportstätten und Olympische Dörfer (deren Nachnutzung oft zweifelhaft, in Innsbruck glücklicherweise aber gut gelungen ist) müssen errichtet werden – auch nah- und fernverkehrstechnisch gab es einige Neuerungen. Zweifellos boten beide Olympischen Spiele für die Stadt- und die Landesregierung Anreiz, große Bauprojekte, die sowieso irgendwann umgesetzt werden sollten, in Angriff zu nehmen.

So ist es beispielsweise nicht verwunderlich, dass im Jahr 1963 das erste Teilstück der Brennerautobahn freigegeben und die Europabrücke am 17. November des Jahres eröffnet werden konnte, damals mit 192 Metern die höchste Brücke Europas (mehr dazu lesen Sie hier). Nicht nur der Straßenverkehr, auch der Verkehr auf Schienen erfuhr besondere Aufmerksamkeit, da man mit Gästen aus ganz Österreich, Deutschland, Italien und der Schweiz rechnete. Die Bahnhöfe Völs, Solbad Hall und der Innsbrucker Westbahnhof sowie die Anlagen der Karwendelbahn erfuhren Schienenausbau und zusätzliche Sicherheitsvorkehrungen für Güter- und Personenverkehr. Man rechnete an Spitzentagen mit 60.000 Personen, die zureisen würden, wobei davon etwa 20.000 per Zug zu den Veranstaltungsorten kommen würden. Im Endbericht der Olympischen Spiele ist folgende Aufschlüsselung der Personenzahlen zu lesen (S. 193 f.):

„Im Sonderreiseverkehr wurden während der Olympischen Winterspiele vom 24. Jänner bis 10. Februar 1964, das ist einschließlich der Zeit für Anreise und Abreise, insgesamt 377 Voll- und 42 Leerzüge gefahren. Sehr stark war der Verkehr auf der Karwendelbahn mit 105 Sonderzügen. Von den Vollzügen waren:

208 Olympiazüge (Karwendelbahn = 99)
53 Reisebürosonderzüge
116 Zugteilungen

Vom 29. Jänner bis 9. Februar 1964, also an den eigentlichen Tagen mit Veranstaltungen, wurden in Innsbruck 447.600 ankommende und abreisende Personen festgestellt, von denen 91.300 die Olympiasonderzüge benützten. […] Stärkster Tag war für Innsbruck der Schlußtag am 9. Februar 1964 mit dem Bergiselspringen, an dem 47.800 Reisende gezählt wurden.“

Im Nahverkehr auf den Straßen wurden insbesondere die Straßen im Mittelgebirge, zum Beispiel die Straße Axams – Axamer Lizum, Innsbruck – Aldrans und Innsbruck – Vill – Igls ausgebaut. Neu hinzu kamen die beiden Autobahnauf- bzw. -Abfahrten Zenzenhof – Vill sowie Europabrücke – Patsch – Gründwalderhof. Glanzstück der Straßenplanung im Fließenden Verkehr war aber mit Sicherheit der Bau des Innsbrucker Südrings mit der Olympiabrücke. Über die Brücke ist im Endbericht zu lesen:

„Kernstück des Südringes ist die Olympiabrücke. Die Brücke ist 250m lang, hat vier Felder und ist aus Spannbeton hergestellt. Die Breite beträgt im Erstausbau 14m; sie überquert den Hauptbahnhof und die Sill. Die Olympiabrücke ermöglicht die Ablenkung des Durchzugverkehrs aus der Altstadt und verbessert entscheidend die Zugänge zu den Olympiazentren und Kampfstätten […]“. Die Eröffnung der Olympiabrücke erfolgte feierlich am 3. Jänner 1964.

(Titelbild: Bau der Olympiabrücke gegen Brandjoch, Sammlung Gottfried Newesely, GoNe-023879; zweites Bild: Einweihung der Olympiabrücke mit Abt Alois Stöger; Foto: Helene Nogler, Ph-A-24664-1)

Dieser Beitrag hat 26 Kommentare
  1. Die Einweihung hat eindeutig der Abt von Wilten, Alois Stöger, vorgenommen, auch wenn die Musikkapelle nicht die Wiltener sind.
    Auf eine Weiterentwicklung der Straße in Richtung Graßmayrkreuzung werden wir wohl noch weitere 60 Jahre warten müssen …

    1. könnten übrigens die Pradler sein, die’s mittlerweile nicht mehr gibt, die hatten eine graue Joppen. Weiß aber nicht ob das Giletl drunter passt. Das wird der Herr Roilo wohl eher wissen. Eine nette Geste zum Brückenschlag zwischen den Stadtteilen wär’s.

      1. Ich hätte das gerne für die Pradler in Anspruch genommen, – laut „Innsbrucker Nachrichten“ vom Jänner 1964 war es aber die Bundesbahn-MK.
        In diesem Artikel wird auch „seine Gnaden“ Stöger bestätigt.

          1. Hätte ich den fast DREIseitigen Bericht ganz durchgelesen, wäre ich mit der BB-Musik nicht so sicher gewesen! Aber ich hätte auch nicht gedacht, dass hier gleich zwei Kapellen gespielt haben.
            Jedenfalls hat neben der Eisenbahner- auch die Pradler Musik gespielt!

        1. Die Bundesbahnkapelle spielt(e) wie die MK von Post und Polizei in ihren Uniformen. Entweder standen die auf der anderen Seite als Repräsentanten des überbrückten Hindernisses, oder es sind frühe fake news.

      2. Was – die Stadtmusikkapelle Pradl gibt es nicht mehr? Seit wann, Frau Fritz? So geht es einem, wenn man fast nie mehr nach Pradl kommt!
        Bei der Musik auf dem Farbfoto bin ich mir nicht im Klaren: Die grauen Zillertaler Joppen würden stimmen, die Hüte sowieso, aber die Giletln waren zu meiner Zeit schwarz!
        Frau Stepanek – bitte um Hilfe!

        1. Da muß ich jetzt leider „passen“ und sagen – schon laange nicht mehr! Aber genaues Datum…?
          Schon vor rund + – 20 Jahren mußte bei der Fronleichnamsprozession die Saggener Musik einspringen! Und jetzt?
          Sie haben wahrscheinlich noch die „große“ Prozession Pradlerstraße – Gumppstraße – Lang / /Pembaurstraße – Reichenauerstraße – und zurück zur Kirche in Erinnerung – und geschmückte Fenster – und die 2 Heiligenbilder, welche Frau Moll vor den Zaun der Reichenauerstraße 1 aufstellte und die beflaggten Häuser und eine endlose Zahl von mitgehenden Kindergarten – Erstkommunion – Schulkindern – Jugendgruppen – Musik – Traghimmel – Kirchenchor – Ehrengästen – Männern – Frauen-
          kongregation und und und in Erinnerung.
          Ja, und auch der jetzige Pfarrer bemüht sich…
          Kurzum, bereits 1968, am Vorabend der Prozession von unserer Hochzeitsreise um 23h heimgekehrt, war (ich glaube sogar erstmals) eine Festmesse im Garten des Jugendheimes – und die Prozession von dort zurück in die Kirche – und an den dortigen Segen anschließend eine laute Salve der Pradler Schützen auf dem Kirchplatz – und dann – marsch! – Pfarrer flankiert von Ehrengästen sowie Musik und Schützen zurück in den Garten des Jugendheims.
          Und das wurde von Jahr zu Jahr weniger. Wenn ich alte Fotos anschaue, kann ich es selber nicht glauben, was für einen Reichtum ich anfangs noch sehen und miterleben konnte…
          Schön langsam gebe ich jenem Philosophen recht, der gesagt hat: „Dinge, die gleichzeitig oder unmittelbar nacheinander geschehen, stehen meist in einem inneren Zusammenhang“
          Was ich damit meine? Nun, komischerweise hat der langsame Niedergang ziemlich zeitgleich mit dem Fall der Berliner Mauer begonnen – als wäre dieses gesamte Gedankengut zu uns herübergeschwabbt.
          Aber das sind nur so Spintisierereien. Musikkapelle gibts nicht mehr. Der Musikgeschmack hat sich gründlichst gewandelt. Tracht ist sowieso suspekt, da ohnehin nur ein „Kunstprodukt“, eine Wieder-
          belebung jener Kleidung, die uns einige Kupferstiche aus der Zeit der Romantik überliefern.
          Nein, Herr Roilo, es ist besser, Sie bleiben in Imst – solange es dort noch eine Musikkapelle gibt, die bei einer Fronleichnamsprozession mitgeht – und erinnern sich daran, wie schön es in Pradl einmal war.
          Gell!

          1. Ihre Erinnerungen sind wunderschön, Frau Stepanek!

            Auch in Amras gibt es immer weniger „Volk“, – aber die Vereine, Bäuerinnen, … bilden weiterhin einen großen, feierlichen Rahmen mit unveränderter Route, seit die Prozession statt der Amraser See- durch die Gerh.Hauptmann-Str. geht. Heuer vielleicht zum letzten Mal an den freien Feldern im Nordosten vorbei.
            Auch heuer wieder filmisch schön dokumentiert von Herbert Edenhauser, auf Youtube verfügbar!

            Von der Olympiabrücke zur Froneichnamsprozession … aber hier darf man ja auch etwas abschweifen …

          2. „Wenn ich ‚Heimweh‘ sage, mein ich viel,
            das uns lange drückte im Exil.
            Fremde sind wir nun am Heimatort.
            Nur das Weh – es bleibt. Das Heim ist fort.“
            ……………………Mascha Kaléko, 1917-1975

          3. Liebe Frau Stepanek, auch ich möchte mich herzlichst bedanken für die so eindrucksvolle Schilderung.
            Ja, ich habe noch die Pradler Fronleichnamsprozession aus früheren Zeiten in Erinnerung, fast genauso, wie Sie es beschrieben haben. Nur die ganz große über die Gumppstraße muss erst nach meiner Pradler Zeit eingeführt worden sein.
            1946 war jedenfalls die erste Prozession nach der Unterbrechung durch den Krieg, es war das Jahr meiner, auch kriegsbedingt etwas verspäteten, Erstkommunion. Ich bilde mir ein, dass wir damals nur durch die Egerdachstraße gingen, also zweimal vorbei an unserem Haus in der Pradlerstraße. Sicher bin ich mir aber, dass ein Altar bei der großen Stiege der Schule in der Pembaurstraße war, unserer Ausweichschule für die vierte Klasse, die eigentliche Pradler Volksschule (die heutige Leitgebschule) war ja ausgebombt.
            Die Pradler Prozession war immer am Sonntag nach Fronleichnam – der Haupttermin war ja der Stadtprozession vorbehalten.
            Schon am Samstag durfte ich mit meinem Onkel Viz in den Dachboden hinauf, der ja sonst für mich tabu, weil zu gefährlich war. Unterm Gebälk war die Fahnenstange befestigt, die wurde heruntergeholt, das weiß-rote Fahnentuch aufgezogen und dann alles durch das Dachbodenfenster hinausgeschoben und die Fahne entrollt. Ich kann mich noch gut erinnern, dass dem Onkel einmal das Missgeschick passierte, dass er die Fahne verkehrt befestigt hatte und die ganze Prozedur unter entsprechenden Flüchen wiederholt werden musste.
            Mein Onkel war auch besonders stolz darüber, dass unser Haus nie eine Hakenkreuzfahne besaß, dass die Fahnenstange während der ganzen Nazizeit unangetastet im Gebälk hing und das Roilohaus somit nie beflaggt war – dürfte auch nicht ganz ungefährlich gewesen sein!
            Am Sonntag kamen dann in der Früh die Tanten dran: Beim Fenster des großen Mittelzimmers unseres Hauses – dem Zimmer, das man nur zu Weihnachten und nach Begräbnissen verwendete – wurden die grünen Holzjalousien weit geöffnet, ein Tischtuch am Fensterbalken befestigt, ein Marienbild aufgestellt, daneben Blumenstöcke.
            Der benachbarte Villerbauer hatte inzwischen mit seinem Fuhrwerk schon Erlen und Birkenstauden gebracht und bei ihm, beim Singewald und bei unserem Haus aufgestellt. Dann hieß es warten. Bei der Prozession ging nur mein Onkel mit, die Tanten und meist auch ich, versteckten sich hinter den Vorhängen.

          4. Herr Engelbrecht: Schuld daran ist sicher, dass es sehr wenig echte Pradler Beiträge in „innsbruck-erinnert“ gibt. Mir ist auch schon aufgefallen, dass Kommentare zu Pradler Themen meistens in Beiträgen zu anderen Stadtteilen versteckt sind!!

          5. Ob 1946 schon die Pradler Musik und die Pradler Schützen mit dabei waren, wage ich nicht zu behaupten. Die Auswirkung des Krieges wird noch zu groß gewesen sein! Auf jeden Fall aber in den Jahren nachher.
            Ein Bild aus den Sechzigern besitze ich. Zum darin eingetragenen Text möchte ich noch ergänzen: Man sieht das geschmückte Fenster und den unteren Teil der langen Tiroler Fahne, mit dem Weiß zur Hausmauer!
            https://postimg.cc/pm8dwNMd

          6. Noch ein bissl früher – 1910! Mit meinem Großvater als Himmelträger!
            Mein Großvater war damals erst seit zwei Jahren ein Pradler. Er kam aus Buchenstein / Fodom, über Brixen (wo er das Bäckerhandwerk lernte und wo er seine Frau kennenlernte) über Hötting nach Pradl
            https://postimg.cc/SnwgKMPr

          7. 1964 – am Sonntag nach Fronleichnam – am 31.(?)Mai, bin ich hinaus nach Pradl, Prozession schauen.
            Lange habe ich gewartet vor dem Haus Reichenauerstraße 6, wo gerade eine ältere Frau aus dem Parterrefenster heraus (das „2 Finger breit“ überm Gehsteig seine untere Kante hatte) ein weißes Tuch breitete und darauf Blüten von Philadelphus = falschem Jasmin verteilte – für das Allerheiligste, wenn es vorübergetragen wird.
            Endlich sah man die Prozession bei der Rennerschule ums Eck biegen und innehalten – die Leute verteilten sich rings über die ganze Straßenkreuzung – vom Evangelium hörte man bis zu mir herauf nichts – dafür aber die Salve der Schützen, bevor sich die Prozession mit Kreuzträger, Fahnen, weißen Madelen, Schulbuben, der Musik mit dem Sakramentsmarsch und…und…und ..langsam die Reichenauerstraße heraufkam.
            Der Himmelträger links hinten? Ist das der Stepanek? Ja, schon irgendwie – aber nein! Die Haltung stimmt nicht – die Bewegungen stimmen nicht – oder doch…?
            Natürlich war er es – aber so anders als sonst…!?
            In der Kirche beim Schlußsegen saß – oder besser „lümmelte“ er in der ersten Bank vorne rechts. Hatte ihn das Himmeltragen so angestrengt?
            Herr Roilo wird jetzt 3x nicken und sagen „Echt Heini!“, wenn ich erzähle, daß er damals 38° Fieber hatte – und den Mumps – aber deshalb daheim im Bett bleiben….???

          1. Die Stadtmusikkapelle Pradl hatte, genauso wie die Pradler Schützen, einst die Zillertaler Tracht übernommen

          2. Ja, die Pradler haben von der Zillertaler Tracht anscheinend nur das Giletl von rot auf schwarz geändert. Im Bild sehen wir diese jedoch in rot. Warum auch immer.

  2. Um dem allgemeinen „Blasmusik ist tot, die Jugend nicht mehr an Tradition interessiert, Tracht stirbt und früher war sowieso alles besser“ als (Fast-)Jugend entgegenzuwirken: Fahren Sie Mal Ende Juni/Anfang Juli nach Oberösterreich, genauer „Ort im Innkreis“. Und schauen Sie sich an, wie ca. 30.000 Wahnsinnige in Tracht, größtenteils unter 30-jährige, bei Ernst Hutter und seinen Egerländern, Franzl Posch und seinen Innbrügglern oder sonstigen Alpenländischen Formationen durch die Decke gehen. Eine Musikalische Feldmesse und ein Gesamtspiel mit tausenden Teilnehmern feiern. Und damit meine ich nicht Apres-Ski-Volksmusik-Verschnitt oder „Volks-rock’n-rollische“ Töne sondern echte Musikant*innen mit echten Blasinstrumenten. Das Ableben der Pradler Musik ist tragisch. Kann man aber weder über die Allgemeinheit noch über bestimmte Generationen stülpen.

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