Ohne Fleiß, kein Preis
Für das Titelfoto dieses Beitrages, das den etwas schnöden Titel „Innsbruck v. Hafelekar“ trägt, hat Richard Müller (1884-1957) Bergschuhe, Rucksack und Wanderstock gebraucht (und natürlich seine Kamera). Gut möglich, dass er die ersten Höhenmeter mit der Hungerburgbahn zurückgelegt hat, aber ab dann ging es für ihn nur zu Fuß weiter. Denn die Aufnahme ist vor 1918 entstanden und damit rund zehn Jahre vor der Eröffnung der Nordkettenbahn. Es dürfte sich damit um eine der frühesten professionellen Aufnahme von „Innsbruck aus der Vogelschau“ handeln. So ist dann die – etwas später entstandene – Stadtansicht betitelt, die Sie unten sehen können.

Und damit überlasse ich Ihnen diese beiden Leckerbissen und bin gespannt auf Ihre Entdeckungen!
(StAI, ohne Signatur)
Da weiß man ja gar nicht wohin man zuerst schauen soll. Das Sanatorium der Barmherzigen Schwestern steht bereits mitsamt angelegten Garten bzw. Park. Also sind wir jetzt zwischen 1911 und 1918.
Im Hintergrund erahnt man den heute abgetragenen Hügel mit der leider nicht auszumachenden Sonnenburg Ruine. Ich kenne kaum Fotos davon.
Dort wo ich den Judenbühel verorten würde sieht man einen kahlen hellen Mugl. Vielleicht ist’s auch bei der Weiherburg oder der Villa Blanka.
„Die drei Wiesenfleckn“ rechts unten im Bild müssten Olberg, Vogelhütte und Burgstadl sein. Die Fläche des Landes-Schießstandes in Mariahilf ist auch gut zu sehen. Die Flurfläche zwischen Riesenrundgemälde-Löwenhaus und Rennweg – Inn ist in Bezug auf die heutige Zeit auch interessant.
Übern Inn gibt es nur 3 Brücken, Kettenbrücke, Innsteg, Innbrücke Altstadt-Anpruggen
Stimmt, nur 3 Brücken.
Wo ist die Karwendelbrücke ?
Ich bilden mir ein die Karwendelbögen zu erkennen, die – sollten sie es tatsächlich sein- allerdings vor dem Inn enden. Dann wären wir ja kurz vor 1912.
Lt. einem früheren Kommentar von Stefan wurden die Häuser am Bergisel großteils erst 1913 gebaut.
Das spricht ebenfalls nach einer früheren Aufnahme, denn auch hier sind noch keine zu sehen.
https://innsbruck-erinnert.at/einmal-in-die-andere-richtung/
Durch die nach dem ersten Weltkrieg entstandene Not und Wirtschaftschwäche ist die Stadt, was Neubauten betrifft, zum Stillstand gekommen. Das wenige Neue, was ich trübes Auge entdeckt habe, habe ich auf einer Kopie der 1925er Aufnahme schwarz eingekringelt. Interessieren würde mich, was es mit dem Kreis nördlich der Sillhöfe für eine Bewandtnis hatte. Links davon sind noch zwei weitere, nicht so deutliche Kreisobjekte.
Im Westen natürlich die Neue Universität, ein paar Änderungen rund um den dichter bewachsenen Beselepark, noch ohne Fußballplatz.
Gelb eingekreist ist der mickrige Sonnenburghügel, auf dem gab es wirklich kaum mehr Reste der Sonnenburg, dafür angeblich ein paar Wegelen und ein Bankl für Verliebte gegeben hat. Die ebenfalls markierte gerade Linie durch den Wald dürfte eine Stromleitung der Bahn gewesen sein.
Es gäbe noch mehr zu sehen, glaub ich.
https://postimg.cc/7bLvQT8J
Gab es vielleicht Viehversteigerungen? Und das zu versteigernde Nutzvieh wurde vor dem Bieten im >Kreise herumgeführt?
So könnte es gewesen sein.
Endlich sehe ich einmal, wo dieses Barackenlager („Pradler Lager“) aus dem 1. Weltkrieg im Bereich Reichenauerstraße / Kravoglstraße wirklich lag. Schon in https://innsbruck-erinnert.at/lokal-geschichten-im-schatten-der-burenwurst/comment-page-1/#comment-11834 schrieben wir darüber.
Die beiden oberen Kreise umrahmen das Lazarettlager, wie man es besonders gut auf einer färbigen Ansichtskarte im Beitrag https://innsbruck-erinnert.at/in-aller-stille-das-garnisonsspital/ sieht, sowie den Pradler Friedhof (siehe Kommentar von Frau Stolz).
Beim rechten Kreis entdecke ich auch einen alten Bekannten, „meine“ große Schottergrube („Stalingrad“)
Ein weiterer alter Bekannter weiter drunten in der Reichenauerstraße: Das Areal des Peter-Mayr-Bundes mit den zwei Fußballplätzen und dem dreieckigen Schwimmbad.
Die Häuser in der Wiesengasse/Helblingstraße, 1914 fertiggestellt, sind auf dem Titelbild noch nicht zu sehen. Ich glaube aber, das Garnisonsspital, gebaut von 1908 – 1910, zu erkennen. Der Pradler Friedhof, den Herr Hirsch auf dem 1925-er Bild als neu hinzugekommen markiert hat, wurde von 1912 – 1913 errichtet.
Da der Schlachthofblock (nicht nur die Mitarbeiterhäuser, die man hier sieht) im Jahr 1925 bereits bezogen wurde, muss das zweite Bild eigentlich 1923 oder früher geschossen worden sein.