Österreichs Stauffenberg
Robert Bernardis wurde am 7. August 1908 in Innsbruck geboren und verbrachte seine Kindheit in Linz. Nach der Schul- und Lehrausbildung in Niederösterreich, rückte er im Herbst 1928 in Linz zum Bundesheer ein.
Im Juli 1938, also nur kurze Zeit nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten in Österreich, übersiedelte Bernardis zusammen mit seinem Lehrgang an die Kriegsakademie in Berlin. Bereits im Oktober des selben Jahres erfolgte die Beförderung zum Hauptmann. Von Kriegsbeginn war er bis 1942 an der Ostfront im Einsatz. Im Lauf des Krieges gegen die Sowjetunion wurde er Zeuge der Ermordung von Kriegsgefangenen und Massenerschießungen von Juden. Wie auch bei manch anderen Mitgliedern des Offizierskorps waren diese Erlebnisse für ihn ein Auslöser, sich dem Widerstand anzuschließen. 1942 musste er sich krankheitsbedingt in Lazarettbehandlung begeben und wurde nach Berlin verlegt. Nachdem er sich wieder erholt hatte, versetzte man Bernardis als Gruppenleiter für das Personalwesen in das Allgemeine Heeresamt des Oberkommandos des Heeres in Berlin, im so genannten „Bendlerblock“. Im Zuge der Arbeit vor Ort hatte Bernardis direkten Einblick in die hohen Zahlen an Gefallenen und erkannte gleichzeitig, dass diese Verluste niemals ausgeglichen werden konnten. Der Krieg war in seinen Augen verloren.
Seit 1943 stand Bernardis in beruflichem Kontakt zu Oberst Graf von Stauffenberg, der Chef des Stabes im Allgemeinen Heeresamt in Berlin war. Von dessen Plänen hatte er vermutlich seit Ende 1943/Anfang 1944 Kenntnis und war als Mittels- und Verbindungsmann zum militärischen Widerstand in Wien tätig. Nach der Detonation der Bombe am 20. Juli 1944 löste Bernardis in Berlin und Cottbus weitere Aktionen des adaptierten Walküre-Planes aus (Wehrkreis III). Eigentlich hätte dies nicht zu seinen Aufgaben gehört, aus Zeitgründen und dem herrschenden Chaos übernahm er jedoch die telefonische Übermittlung der Befehle und enttarnte sich damit als Mitverschwörer. Der Staatsstreich scheiterte, Stauffenberg wurde mit drei weiteren Personen noch in derselben Nacht erschossen. Nach einem Schauprozess vor dem Volksgerichtshof wurde Bernardis am 8. August 1944 zum Tod durch den Strang verurteilt und am selben Tag in Berlin-Plötzensee hingerichtet. Seine Mutter und seine Frau wurden beide in das Konzentrationslager Ravensbrück gebracht, welches beide überlebten. Seine beiden Kinder wurden bis Ende 1944 – mit Kindern von andere Verschwörer – in Bad Sachsa interniert.
Postume Anerkennung erfuhr Robert Bernardis in Österreich erst spät und auch diese zunächst eher im kleinen Rahmen. 1985 wurde eine Gedenktafel im Jakob-Kern-Haus der Katholische Militärseelsorge in Wien errichtet, 1994 folgte eine Straßenbenennung in Linz. „Größere“ Anerkennung für sein Handeln erlangte Bernardis erst am 11. Oktober 2004, als in der Heeresunteroffiziersakademie in Enns ein Denkmal von ihm enthüllt wurde, beziehungsweise sogar erst am 27. Jänner 2020. An diesem Tag wurde, auf Initiative des damaligen Verteidigungsministers Thomas Starlinger die „Rossauer Kaserne“ in Wien in „Bernardis-Schmid-Kaserne“ (Anton Schmid [1900–1942] rettete hunderte Juden im Wilnaer Ghetto vor dem Tod) umbenannt.
(Fabian Wimmer, Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, C-3650-61)