Nicht (nur) das Offensichtliche interessiert
Wir fliegen über Pradl auf die gerade neugebaute Pradler Kirche zu. Von einer Platzgestaltung kann man noch nicht sprechen. Doch wenden wir uns den (zahllosen) Details dieses wunderbaren Fotos zu:
Zum Beispiel den drei großen Wohnhäusern: Ist das davor schon die Gaswerkstraße oder die Rückseite der Häuser am Pradler Platz? Und warum gibt es einen Abstand zwischen den Häusern?
Oder was ist denn das für ein kleiner Tempel mit der umgebenden Mauer am linken Bildrand? Welcher Religion wurde dort gehuldigt?
Was hat es eigentlich mit dem Pradler Dschungel rechts daneben auf sich?
Was ist denn das für ein Kiosk südöstlich der Kirche?
Und natürlich die Frage aller Fragen: Sehen wir das Haus Pradlerstraße 15?
Das Foto hat aber noch eine Reihe weiterer Details, die noch erwähnenswert sind. Vielleicht teilt die LeserInnenschaft weitere Beobachtungen mit uns?
(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, Kr/Ne-5099)
Da hüpfen die Herzen aller Pradl-Liebhaberinnen und Liebhaber natürlich höher!
Vielen Dank für dieses fantastische Bild.
Herr Roilo kann hier bestimmt viele spannende Dinge erzählen.
Links unten sieht man die Kreuzung Gaswerkstraße / Pradler Straße / Amthorstraße.
Das Eckhaus mit dem spitzen Turm und das schräg gegenüberliegende Gründerzeithaus stehen heute beide noch.
Gemeint ist natürlich das andere Links, nämlich rechts…..
Das Eckhaus Pradler Straße 30 links unten wurde laut dem Tiroler Kunstkataster 1910 erbaut. Die Pradler Kirche hingegen wurde schon etwas früher 1905 bis 1908 erbaut.
Gemeint ist natürlich links unterhalb der Straßenkreuzung. Also rechts im Bild.
Sehr interessant für die Datierung erscheint das Haus ganz links im Bild, welches gerade im Rohbau zu sein scheint. Es fehlt noch der Dachstuhl.
Ja, Herr Auer, dieses Haus würde gut für eine Datierung des Bildes passen. Es dürfte Gaswerkstraße 2 sein und wurde von der Bau- und Wohnungsgenossenschaft Christliches Volksheim errichtet. Im Rahmen der Veröffentlichungen des Innsbrucker Stadtarchivs gäbe es eine Broschüre über das „Volksheim“, wahrscheinlich könnte man daraus mehr über diesen Bau erfahren
Auf diesem Luftbild von ca. 1925 aus einem früheren Beitrag fehlt der Rohbau in der Gaswerkstraße Ecke Körnerstraße interessanterweise noch komplett:
https://innsbruck-erinnert.at/anflug-von-innsbruck-ost/
Das Haus Körnerstraße 5 wurde laut dem Kunstkataster um 1927/28 gebaut. Das Titelbild könnte demnach wohl in den Jahren 1927/28 entstanden sein……
Auch die Gaswerkhäuser Pradlerplatz 6 – 7 – 7a – 7b fehlen sowohl auf dem Luftbild als auch am Titelbild. Wann wurden die errichtet?
Im Luftbild von 1940 sind die Lücken zwischen den Gaswerkhäusern bereits geschlossen. Auch steht bereits die Häuserzeile am Pradlerplatz:
https://tyrolean-map.legner.me/#19/47.26597/11.40870/Image_1940
Ebenso steht das Haus Gaswerkstraße 8 inzwischen, erkenntlich am großen Schattenwurf im Luftbild. Die Lücke zwischen Gaswerkstraße 2 und Gaswerkstraße 8 ist damals noch unverbaut.
Die Datierung wird wohl zwischen 1928 und 1940 zu suchen sein, vermutlich viel näher bei 1930 als bei 1940.
Darf ich ein bisserl etwas korrigieren: Die Häuserreihe mit den früheren Lücken sind die Rhomberghäuser in der Gaswerkstraße
Entwurf des Bebauungsplanes Nr.PR-B47, Pradl, Bereich zwischen Pradler Platz, Pradlerstraße, Gaswerkstraße und Körnerstraße (als Änderung des Bebauungsplanes Nr.PR-B42) gemäß §56 Abs. 1 TROG 2022
Geringfügige Grenzbereinigungen im Bereich Pradlerstraße 28 erfordern eie Anpassung der Straßen- und Baufluchtlinien. Dafür muß der Bebauungsplan geändert werden.
Pradlerstraße 28 war das Hotel Alpinpark – auch schon Geschichte – oder?
Weil Sie, Herr Auer, Gaswerkstraße Nr. 8 angesprochen haben: Dieses Haus hat in den späten Dreißigern der Metzgermeister Heinrich Müller errichtet. Ihm gehörte auch das Eckhaus Pradlerstraße 30 mit der Metzgerei und dem Metzgerladen. Sein Sohn, ebenfalls Heinrich, übernahm später die Metzgerei, die Tochter Elsa bekam die Gaswerkstraße 8 – hier wohnt sie immer noch, sie ist mit 106 Jahren die älteste Pradlerin und noch sehr rüstig! Verheiratet war sie mit dem inzwischen verstorbenen jüngsten Spross der neunköpfigen Roilofamilie, Karl Roilo, einem Onkel von mir.
Das ist sehr interessant und aufschlussreich, Herr Roilo!
Immer wieder erstaunlich, welche Verbindungen und Beziehungen es zwischen den Familien und Häusern gibt.
Über das Prachensky / Florahaus gibt es etwas im Beitrag https://innsbruck-erinnert.at/nicht-nur-das-offensichtliche-interessiert/
Der Link oben war natürlich falsch! Richtig: https://innsbruck-erinnert.at/wie-geht-das/
Irgendwann muss ich doch hier einsteigen, nachdem schon auf mich hingewiesen wurde. Ich bin Herrn Morscher sehr dankbar für dieses Bild einer Gegend, in der ich 1936 bis 1955 ständig, dann bis 1964 größtenteils mein Leben verbracht habe. Gemein nur, dass Herr Morscher ein Nachtgespenst ist und seine Beiträge immer so spät einstellt! Ich sah diesen Beitrag gegen 23 Uhr und habe mich gegen eine Nachtschicht gewehrt und bin ohne zu schreiben schlafen gegangen. Das hat mir aber nicht viel genützt, ich habe von Pradl geträumt, habe dann ab 4 Uhr das Bild im Geiste herunterlaufen lassen und bin um 5 aus dem Bett – nochmals danke, Herr Morscher. Gut, dass Herr Auer wenigstens die Stellung gehalten und eh schon viel Wissenswertes gebracht hat, besonders zur Datierung des Bildes.
Immer wieder betrachte ich es und verzettle mich in viele Erinnerungen. Vieles ist ja in den Jahren, die ich hier verbrachte, noch in dieser Art vorhanden gewesen, für viele Gebäude, die hier noch nicht zu sehen sind, konnte ich deren Bau miterleben, über fast jedes Haus und deren Bewohner könnte ich irgendwas erzählen.
Ich weiß nicht, wo anfangen, ich weiß nicht, was anderen wirklich interessiert, meine Emotionen beim Betrachten des Bildes sind derzeit einfach noch zu groß!
Dem zu spät kommenden bleiben die Restln. Aber in Pradl kenn ich mich sowieso nicht in erzählmodus-fähiger Tiefe aus. So darf ich nur an die noch zu lösende Frage nach dem launig als Tempelanlage bezeichneten Gebäude, welches ganz offensichtlich zur Gaserzeugung gehörte, erinnern.
Der „Dschungel“ wuchs auf der „Rhomberginsel“ zwischen Sill und Kleiner Sill. Jetzt Wohnbauten gewichen. Das Wäldchen rechts der Sill ist zwischen Sillpark und Pradler Sillbrücke längs des Schmiedweges noch halbwegs erhalten.
Man sieht gerade noch das Dach des Hauses Pradler Straße 32. In diesem Haus hatte der Maler Raphael Thaler sein Atelier.
Von ihm stammen zahlreiche Fresken in Innsbruck, u.a. die Malereien am Hotel Alte Post in der Maria-Theresien-Straße und die Fassadenmalerei am Gasthof zur Linde, wo auch der Falkenträger als Person dargestellt ist. Dieses Wandbild nimmt Bezug auf die allerseits wohlbekannte Schneefigur des Falkenträgers auf der Nordkette.
Wahrscheinlich hat die Liebe den Raffael / Raphael Thaler in die Pradlerstraße geführt! Die Familie Thaler stammt ja eigentlich aus Gries am Brenner, der Vater war Werkmeister bei der Südbahngesellschaft (lt. Wikipedia). Jedenfalls war seine erste Frau eine geborene Vögele aus der Pradlerstraße 31. Das Haus sieht man gut auf dem Titelbild, es ist das letzte Haus des Dorfes Pradl an der Ostseite der Pradlerstraße, wir sahen es schon im Beitrag https://innsbruck-erinnert.at/farbenfroh/ .
In diesem Beitrag habe ich auch zwei eigene Bilder eingestellt:
https://postimg.cc/2Vr5x95J und https://postimg.cc/qzrvJDVw (Beschreibung siehe dort). Am zweiten Bild sieht man auch die Aufschrift „Farben Thaler“. Was gibt / gäbe es da für interessante Zusammenhänge? Ich gebe nun zurück an Herrn Auer – der findet sicher noch etwas!!
1929 kam es zu Handgreiflichkeiten und Exzessen in der Pradler Straße, was zeitlich zum Titelfoto passt. An diesen Straßenexzessen war wieder einmal der sagenhafte Johann Bock beteiligt. Der Tiroler Anzeiger berichtet:
„Exzesse. In Ergänzung des gestrigen Berichtes der
Heimatwehr wird uns mitgeteilt: Am 22. April, abends
nach 10 Uhr, verursachte der polizeibekannte 29-jährige
Händler Johann Bock in der Gaswerkstraße einen
größeren Auftritt, weil er mit einem Hilfsarbeiter
wegen Wahlangelegenheiten in Streit gera-
ten war. Als ein Schutzmann erschien, ergriff Bock die
Flucht.— In der gleichen Nacht um ungefähr 12 Uhr
hat Bock, der b e t r u n k e n war, in der Pradlerstraße
fünf Mitglieder des Burschenvereines Pradl, die sich
auf dem Heimwege befanden und von denen einer
eine Windjacke trug, angestänkert und mit den
Worten „H e i m a t w e h r h u n d e“ beschimpft. Bock
befand sich in Gesellschaft eines gewissen Otto Schuch-
ter. Als die fünf Burschen die Stänkerer zurückwei-
sen wollten, wurden sie von Bock und Schuchter über-
fallen; Bock wollte einem der Burschen eine Ohr
feige versetzen, der Schlag ging jedoch fehl. Als Bock
ein plumpes, selbstverfertigtes Messer zog, ergriffen
die Burschen die Flucht und ersuchten bei der Polizei
um Schutz. Zwei Wachleute begaben sich sofort in die
Pradlerstraße: Bock wollte sich wieder auf die Bur-
schen stürzen, wurde aber durch die Schutzleute daran
gehindert. Er warf den Schutzleuten seinen Rock vor
die Füße und ergriff die Flucht gegen die Defregger-
straße. Bock wurde am nächsten Morgen ausgeforscht
und einvernommen. Er gab zu, daß er die Burschen
angestänkert hat, jedoch wußte er angeblich von der
Drohung mit dem Messer nichts mehr, da er sich in
folge seines betrunkenen Zustandes überhaupt an
nichts mehr erinnern könne. Gegen Bock und Schuch-
ter wurde die Anzeige erstattet.— Am 23. April kam
es in einer Wählerversammlung in der Clau-
diastraße abermals zu einem Auftritt, den auch Bock,
der wieder betrunken war. verursachte.— Am gleichen
Tage um 8 Uhr abends wurden drei Heimat-
wehrleute in Uniform in der Maria-Theresien-
Straße bei der Annasäule angestänkert. Es ent-
stand ein Wortwechsel, wobei sich ungefähr 30 Per
sonen ansammelten. Ein Schutzmann konnte ohne
Schwierigkeiten die Leute zerstreuen.“
Bleiben wir noch etwas bei Johann Bock. Im April 1950 kam es in Pradl zu einer legendären Straßenschlacht. Die Zeitung Neues Österreich berichtet:
„33 Vorstrafen, 22 Krügel Bier und ein Liter Wein
Nachsplel zu einer Straßenschlacht in Innsbruck —- Zwei Berufsboxer schlugen zu
Innsbruck‚ 4. August
Vor drei Monaten‚ an einem bewölkten
Aprilabend, gab es im Innsbrucker Stadtteil
Pradl eine gewaltige Schlägerei: der Fuhr-
werker Johann Bock, seine beiden Söhne
Egon und Hermann, der Hilfsarbeiter Klam-
mer und der Autounternehmer Monz be-
gannen aus nichtigem Anlaß mit einem Passan-
ten zu streiten. Die Polizei schritt ein, aber
erst nach einer Stunde gelang es einem Auf-
gebot von nicht weniger als zwei Dutzend Be-
amten‚ mit den Raufbolden fertig zu werden
und damit eine regelrechte Straßenschlacht ——
zu einer solchen hatte sich die Prügelei‚ näm-
tich entwickelt —- zu beenden.
Gestern mußten slch Johann Bock‚ seine bei-
den Söhne- sie sind beide Berufsboxer —-
und Klammer wegen öffentlicher Gewalttätig-
keit vor einem Innsbrucker Gericht verant-
worten. Vergeblich versuchten dabei der Fuhr-
werker. der wegen ähnlicher Delikte bereits
33 Vorstrafen auf dem Kerbholz hat, den
Richter zu beschwichtigen. „Wir haben eben ein
wenig getrunken“‚ bemerkte er entschuldigend.
„Gott sei Dank war es kein Schnaps, sonst
wäre die Sache noch viel ärger gewesen.“
Das „Wenige“ was der rauflustige Fuhr-
werker bei der Rauferei konsumiert hatte‚ be-
stand aus 22 Krügeln Bier und einem Liter
Wein.
Johann Bock wurde zu einem Jahr, sein Sohn
Egon zu acht Monaten schweren Kerkers ver-
urteilt. Hermann Bock kam mit acht Monaten
und der Hilfsarbeiter Klammer mit zehn Mo-
naten Arrest davon. Das Verfahren gegen Monz
wurde ausgeschieden.“
Dem Johann Bock wurde ja unlängst ein eigener Beitrag gewidmet https://innsbruck-erinnert.at/legendaer-die-bocksiedlung-ein-gefuerchteter-mann/
1939 schreiben die Innsbrucker Nachrichten über Bock:
„Der Alteisenhändler Johann Bock in Pradl ist im nüchternen
Zustande kein unebener Mensch, ist fleißig, arbeitsam und sorgt
für seine sechsköpfige Familie Aber wenn er die nötige Menge
Alkohol im Leibe hat, dann ist mit ihm nichts mehr anzufangen,
besonders dann, wenn ihm ein Wachmann in die Quere kommt.
Schutzleute wirken auf ihn in diesem Zustand wie das rote
Tuch auf den Stier. Die Strafkarte hat deshalb auch eine
dementsprechende Färbung und Länge. Deshalb hat er im
Stadtteil Pradl auch einen gewissenRuf trauriger Berühmtheit,
besser gesagt Berüchtigkeit.“
Johann Bock wurde am 4. April 1900 geboren und starb am 28. Dezember 1975 mit 75 Jahren. Sein Alter ging also immer mit dem Jahr, wie man sprichwörtlich sagt.
Laut diesem Artikel über den 105. Geburtstag von Elsa Roilo wurde das Haus Gaswerkstraße 8 im Jahre 1937 gebaut:
https://www.ibkinfo.at/elsa-roilo-105geburtstag
Das Titelbild muss also vor 1937 sein.
Danke, Herr Auer, dass Sie diesen Artikel gefunden haben!
Über die spannende Geschichte der Rhomberghäuser hat Herr Roilo in diesem Beitrag sehr interessante Informationen mitgeteilt:
https://innsbruck-erinnert.at/unbekannte-haeuser-vii/
Im Haus Pradler Straße 30 hatte auch der Detektiv Josef Anton Feuerstein einige Zeit sein Detektiv-, Auskunfts- und Inkassobüro. 1931 erfolgte die Übersiedlung von der Pradler Straße in die Erlerstraße.
Vom Privat-Detektiv und Kriminal-Kommissär a. D. Josef Anton Feuerstein gibt es sogar eine hochinteressante Visitenkarte aus seiner Pradler Zeit:
https://innsbruck-erinnert.at/top-secret/
Zur Frage von Herrn Roilo:
Alois Thaler lebte bis zu seinem Tode 1902 im Haus Pradler Straße 42. Dieses Haus wird in der Todesanzeige als Trauerhaus angegeben.
Wie da die Familienverhältnisse genau waren, ist mir derzeit nicht bekannt, aber folgendes Detail ist bestimmt neu. Der Vater des Kunstmalers Raphael Thaler kam nämlich auf äußerst traurige und tragische Weise ums Leben. Das Vorarlberger Volksblatt vom 15. März 1902 schreibt:
„Zwischen die Puffer geraten ist gestern abends der Werkführer der Lackierer am Südbahnhof. Er wollte um 1/2 6 Uhr
einen Brief in den Postwagen eines Südbahn-Zuges
werfen. Der Verunglückte Alois Thaler, Vater des
Kirchenmalers Thaler von Pradl, blieb gleich todt.“
Also kam Raffael Thaler nicht der Liebe wegen in die Pradlerstraße, er dürfte auf Nr. 42 aufgewachsen sein und dann seine Fühler nach Nr. 31 ausgestreckt haben! Danke Herr Auer! Wieder ein Mosaiksteindl!
Interessant ist auch der Zusammenhang der Familie Thaler mit Farben! Vater Alois Thaler war Lackierer bei der Südbahn, Sohn Raffael war ‚Kirchenmaler‘ bzw. Kunstmaler, dessen Sohn Heinz ebenso, aber weniger berühmt, und im Elternhaus von Raffaels erster und früh verstorbener Frau Anna geb. Vögele gab es die Farbenhandlung Thaler!
Über meinem Onkel, dem Bildhauer Franz Roilo, dessen Frau ebenfalls eine Vögele (der nächsten Generation) war, erfuhr ich, dass ein Thaler als Maler (Heinz??) nach Südamerika auswanderte und dort ziemlich bekannt wurde. Mein Onkel wollte ebenfalls zu ihm, der Krieg verhinderte das.
Ich selbst hatte mit 5 – 6 Jahren einen ziemlich gleichaltrigen Freund, den Thaler Luisl, auch aus dem Vögelehaus, der immer erzählte, sein Onkel wäre Maler. Mit der Bombardierung des Vögelehauses zog diese Familie Thaler woanders hin, wir verloren uns aus den Augen. Später lernte ich ihn als Vertreter / Erzeuger von Muskelaufbaupräparaten kurzfristig kennen. Vielleicht erfahre ich Weiteres über ihn aus diesem Beitrag!
Hallo Herr Roilo,
hier habe ich Ihnen die Todesanzeige von Alois Thaler herausgesucht:
https://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=ibn&datum=19020313&query=%22thaler+v%c3%b6gele%22~10&ref=anno-search&seite=16
Demnach hatte er einen Sohn Raphael und eine Tochter Josephine sowie die Enkel Marie, Josefine und Heinrich Thaler. Dieser wurde später der Maler Heinz Thaler. Eine weitere Enkelin Hedwig Thaler ist 1898 geboren, muss aber bald schon verstorben sein, weil sie in der Todesanzeige nicht mehr aufscheint. 1902 bekam das Ehepaar Raphael Thaler und Anna geb. Vögele noch eine Tochter Anna und 1906 eine Gabriele.
Die Firma „Zum Farben-Thaler“ wurde 1928 als Farbenhandlung und Desinfektionsanstalt in der Pradler Straße 5 eröffnet, siehe diese Annonce:
https://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=ibn&datum=19280310&query=%22thaler+farben%22~10&ref=anno-search&seite=8
Der Eigentümer hieß Karl Thaler. Und dieser Farbenhändler Thaler ist 1934 nach Brasilien ausgewandert!
Danke, Herr Auer, dass Sie sich die große Mühe genommen haben! Auch ich habe ein bisserl herumgesucht und das über die Auswanderung von Karl Thaler gefunden:
https://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=tan&datum=19340725&query=%22Thaler%22&ref=anno-search&seite=11
Interessant darin ist die Aussage, dass der Firma Frank gedankt wird, weil erst durch die Übernahme des Farbengeschäfts durch Frank dem Thaler Karl die Auswanderung ermöglicht wurde! Womit wir wieder bei dem von mir schon weiter oben genannten Beitrag https://innsbruck-erinnert.at/farbenfroh/
1934 gab es einen großen Abschiedsabend für die Auswanderer-Familie Thaler, wie man im Tiroler Anzeiger vom 25. Juli 1934 nachlesen kann:
„Abschiedsabend für Herrn Karl Thaler. Der Peter-
Mayr-Bund hat es sich nicht nehmen lassen, seinem nach
Brasilien auswandernden Gründungsmitglied Karl T h a-
l e r mit seiner Familie einen großen Abschiedsabend zu
veranstalten. Im großen Kolpingssaale hatten sich dazu
viele Freunde und Bekannte des Scheidenden eingefunden,
um noch einmal in seinem Kreise einen gemütlichen Abend
zu verleben. Der Saal war gesteckt voll, als Herr Thaler
mit seiner Familie um halb 9 Uhr unter den Klängen der
Musik des Peter-Mayr-Bundes seinen Einzug hielt. Es
waren erschienen Stadtpfarrer Dr. Steindl von Dreiheiligen,
Msgr. Wagner als Präses des Katholischen Gesellenvereins,
P. Villot S. J. als Prokurator des Iesuitenklosters, Pater
Plattner O. Praem. als Präses des Peter-Mayr-Bundes,
P. Simon O.F.M., P. Mayer S. J. und viele andere
Freunde und Bekannte des Scheidenden. Der Obmann des
Peter-Mayr-Bundes begrüßte alle Anwesenden, besonders
aber den scheidenden Bundesbruder, der zum letzten Male
in der Bundestracht erschienen sei, um Abschied von seiner
ihm lieb gewordenen Umgebung zu nehmen. Der Redner
dankte ihm für alle seine Arbeiten im Bund und für die be
wiesene Treue durch 33 lange Jahre seit den Tagen der
Gründung des Bundes. Die Musik des Peter-Mayr-Bundes
brachte unter der bewährten Leitung Herrn Hornofs Stim-
mung in den Abend. Das Quartett „Vergißmeinnicht“ trug
einige Lieder vor und ließ durch Herrn Steiner dem Schei-
denden die Glück- und Segenswünsche aussprechen. Herr
Blaas richtete an den Scheidenden Worte des Dankes für
alle seine Mühen und hofft, daß in Amerika, dem Lande
der Hoffnungen, ihm das vergönnt sein möge, was er er-
wartet. Als Präses des Peter-Mayr-Bundes fühlte sich auch
Chorherr Plattner verpflichtet, dem scheidenden Bundes-
bruder einige wohlgemeinte Ratschläge mit auf den Weg zu
geben, was er in einer sehr humorvollen Art ausführte.
Nachdem noch Herr Meissinger als Obmann des Katholi-
schen Meistervereins einige Worte des Abschiedes gespro-
chen hatte, dankte Herr Thaler für den schönen Abend, der
ihn überrascht hätte. Er dankte dann noch der Firma Frank,
die ihm durch Uebernahme des Geschäftes die Auswan
derung erst ermöglicht habe. Zum Schluß bat er die Musik
um die „Holzhackerbuam“. Es brachten dann die Sänger
des Katholischen Gesellenvereins unter der Leitung von
Herrn Krismer einige schöne Chöre zum Vortrag. Erst spät
konnte man sich von diesem Abschiedsabend trennen. Möge
Herr Thaler seine vielen Freunde und Bekannten aus
seiner Heimatstadt am grünen Inn in der neuen Wahlheimat
in Dreizehnlinden nicht vergessen und mögen alle Segens-
und Glückwünsche, die ihm mitgegeben wurden, in Er-
füllung geben!“
Der in diesem Bericht genannte Pater Plattner OPR, Präses des Peter-Mayr-Bundes, war der spätere und sehr verdienstreiche Stadtpfarrer von Amras, der leider so früh im Jahre 1958 verstorben ist!
Ja, stimmt, vielen Dank für den Hinweis, Herr Roilo!
Hier findet sich das Sterbebildchen von Pater Plattner, ein geborener Mühlauer:
http://sterbebilder.schwemberger.at/picture.php?/119768/search/93161
Immer wieder zieht es mich, verständlicherweise, zu diesem Bild hin! Deshalb auch eine Fortsetzung der Beschreibung:
Wenn wir auf der rechten Bildseite vom bereits obengenannten Vögelehaus (Pradlerstraße 31) nach Norden wandern, folgte als Nächstes die alte Pradler Volkschule und dann das Pradler Pfarrhaus – beide mit Vorgärten. Heute alles Neubauten.
Das nächste, wieder weiter vorgeschobene Haus Pradlerstraße 25 beherbergte zu meiner Zeit den Schuster Zawadil – heute ist hier das Café Walter. Dieses Haus gehörte, wie die beiden angrenzenden Häuser an dieser Stichstraße / Sackgasse zu den Stamserfeldern hin, dem Schneidermeister Franz Tuscher.
Einen Fremdkörper bildete schon immer das nächste Haus, die Pradlerstraße 23, mit den zwei nackten Feuermauern, welches schon nach der irgendwann einmal beschlossenen neuen Bebauungslinie für die Pradlerstraße errichtet wurde. Es war das Elternhaus der Lamprechter (Foto- und Friseur Lamprechter), auch Fiby (Zivilingenieur und Flieger) und Böhm (mit seiner Wiener Gattin, die mich Buben immer so gernhatte) wohnten hier. Im Parterre hatte mein langjähriger Haarschneider, Herr Fuchs, sein Geschäft. Er benötigte einige Sitzungen, bis er mir ohne Weinen eine neue Frisur verpassen konnte.
Anschließend nach Norden hin ein weiterer Schandfleck, die lange Plakatwand entlang der Wiese des Broserbauern (Stolz). Dieser Plakatwand waren hier schon zwei Beiträge gewidmet!
Dort, wo die Pradlerstraße einen Knick macht, steht unser ehemaliges Haus Pradlerstraße 15, der „Pradler Bäck“ bzw. die Bäckerei Roilo. Das hat sich durch den neuen Besitzer allerdings etwas verändert. Rechts östlich davon unser ehemaliges Stöcklgebäude, die Egerdachstraße 6, heute im Besitz und Wohnsitz von Kurt und Thomas Arbeiter vom ORF Tirol.
Visavis unseres Hauses der Villerbauer auf Pradlerstraße 14 und das Stepanekhaus auf Nr. 10 – beide schon öfters ‚Gäste‘ in „innsbruck-erinnert“. Beide Häuser schauen heute noch fast gleich aus. Auch das Gasthaus „Altpradl“ bzw. der „Volderauer“, davor das Tischler Müller / Sport Kieferhaus (Pradlerstraße 11) und dahinter mit der Feuermauer das Pallhuberhaus Pradlerstraße 3 (Tischler, Möbelhaus), beide also auf der anderen Straßenseite, stechen heraus.
Ich sehe davon ab, die entsprechenden Links hier einzustellen, sonst könnte es Stunden dauern, bis dieser Beitrag erscheint!
Liebe Pradler!
Ich bin selber Pradlerin und erst soeben auf dieses schöne und informative Forum gestoßen.
Im Moment interessiere ich mich aufgrund meines Architekturstudiums besonders für das Gebäude der Pradler Straße 28, ehemals Alpinpark. Vielleicht könnte mir hier ja jemand Auskunft geben, was vor dem Hotel Alpinpark, das 1984 eröffnet wurde, auf dem Areal stand? Über Hinweise mit Bildern oder Karten, oder gar einen Forumsbeitrag dazu von jemandem, der sich auskennt, würde ich mich sehr freuen, auch über Hinweise zu den ursprünglichen Besitzern des ehemaligen Hotels und jegliche weitere Information, die dieses Areal betrifft, wäre ich Ihnen allen sehr dankbar!
Viele Grüße
Lb. Frau Goldbach!
Herr Roilo wird Ihnen auch bestätigen, daß es die Hausnummer „Pradlerstraße 28“ vor dem Bau des Hotels Alpinpark (unter Frau Vera Stiebleichinger) überhaupt n i c h t g a b .
Hier standen einmal die Rhomberghäuser Gaswerkstraße 15 – 25, „Pradlerstraße 28“ steht also auf der Fläche von +- Gaswerkstraße 25.
Und wenn man „Alpinpark Innsbruck“ googelt, so wird er da eifrigst immer noch beworben – nur 50m bis zum Stadtpark – nur 500m ins Stadtzentrum – und man möge doch gleich eines seiner luxuriösen Zimmer buchen…! Am Hause selbst klebt über den kleinen Vitrinen mit Speisekarte, Zimmernachweis etc. einfach je ein Zettel des Inhalts, daß das Haus inzwischen geschlossen sei… Die zwischenzeitliche Besetzung durch (oder „für“) Obdachlose ist ja auch schon wieder eine ganze Weile her.
Na ja, das Hotelrouten-Emailletafele auf einer hohen Stange an unserem Gartenzaun, an dem sowohl Brückenwirt als auch Altpradl beworben wurde, hat man trotz mehrmaliger Anrufe unsererseits auch erst ca. 20 Jahre nach Schließung abmontiert.
Liebe Frau Goldbach,
von mir erhalten’s noch ein paar Links von älteren Beiträgen aus dieser Ecke:
https://innsbruck-erinnert.at/abgeschnitten/comment-page-1/#comment-1910
https://innsbruck-erinnert.at/schottische-hinterhofidylle/comment-page-1/#comment-18145
https://innsbruck-erinnert.at/unbekannte-haeuser-vii/
https://innsbruck-erinnert.at/anflug-von-innsbruck-ost/