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Wenn Leere Kassen Erfinderisch Machen: Die Innsbrucker Rettungslotterie Von 1931

Wenn leere Kassen erfinderisch machen: Die Innsbrucker Rettungslotterie von 1931

Was tun, wenn dringend ein neues Auto gebraucht wird, aber die Kassen leer sind? Glücksspiel natürlich, aber anders als die meisten es sich vorstellen werden. Die Lösung ist nicht selbst Lose zu kaufen und auf den Haupttreffer zu hoffen, sondern selbst die Lotterie zu veranstalten.

So veranstalteten im November 1931 die Freiwillige Rettungsgesellschaft Innsbruck, die vereinigten Rettungsabteilungen des Tiroler Samariterbundes vom Roten Kreuz sowie der Landes- und Frauenhilfsverein eine große „Jubiläums-Wert-Lotterie“. Ziel war es, Geld für einen neuen Rettungswagen, moderne Geräte und karitative Zwecke zu sammeln.

Insgesamt wurden 120.000 Lose aufgelegt, jedes zu einem Preis von einem Schilling (umgerechnet knapp 4,70 Euro nach heutigem Wert), ein erschwinglicher Einsatz, mit der Chance auf große Preise: Insgesamt gab es 1663 Gewinne im Gesamtwert von 30.000 Schilling zu gewinnen.

Der Hauptpreis war spektakulär: wahlweise ein Steyr Type XII, ein damals sehr prestigeträchtiges Auto, oder eine komplette Wohnungseinrichtung im Wert von 9.000 Schilling (heute rund 42.000 Euro). Auch die Plätze zwei und drei versprachen hohe Summen, die auf Wunsch sogar bar ausbezahlt werden konnten, allerdings mit einer Gewinngebühr von stolzen 25 %.

Doch soweit sollte es nicht kommen, denn die Innsbrucker Nachrichten berichteten am 27.November 1931 folgendes:

Soweit man bisher übersehen konnte, gelangen vor allem die drei Haupttreffer nicht zur Auszahlung. Los Nr. 54.877 hat seinen Weg nach Wien XIX. angetreten, wurde bis zum Stichtage von einem Ingenieur, der die Zusendung er­ hielt, nicht beglichen und verfällt damit dem Lotterie­ zwecke. Der zweite Haupttreffer, der auf das Los 41.832 gefallen, befand sich in einem Pfarrhofe eines Kärntner Dörfchens. Auch von dort langte ein Gegenwert nicht ein, die 5000 Schil­ling sind nun eine wertvolle Steigerung des Lotterieergeb­nisses, das auch durch Nichtauszahlung des dritten Haupttref­fers von besonderem Glücke begünstigt ist. Los Nr. 20.993 befand sich zur Zeit der Ziehung in einer Wiener Trafik im VII. Bezirke und wurde als Rücksendung mit unverkauft ge­bliebenen Losexemplaren vom Trafikanten nach 6 Uhr abends zur Post gegeben. Am 23. ds. Ms. konnte es die Innsbrucker Kommission im Retourkouvert freudig begrüßen.

Wie viele Lose tatsächlich verkauft und kleinere Gewinne eingelöst wurden, ist heute nicht mehr bekannt. Doch allein die nicht ausgezahlten Hauptpreise verbesserten die Bilanz wahrscheinlich erheblich. Mutmaßlich blieb so am Ende genug übrig, um den dringend benötigten Rettungswagen und weitere Ausrüstung zu finanzieren.

So bewahrheitet sich auch bei der Innsbrucker Rettungslotterie von 1931 eine alte Weisheit: Am meisten gewinnt man beim Glücksspiel, wenn man selbst die Lose verkauft.

(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, Bi-k-700)

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