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Mühlauer Villenpanorama IV

Mühlauer Villenpanorama IV

Nach einer kurzen Silvester- und Neujahrspause richten wir wieder den photographischen Blick gen Mühlau, wo die Reichen und Schönen auch keine ganz anderen Sorgen haben dürften als wir Normalsterbliche in Hötting hatten, jedenfalls als Halbwüchsige. Es gab einfach nie genug Fussballplätze und der Autor dieser Zeilen erinnert sich an die langen Märsche zum Sadracher Grünen Boden, wo dann auch immer schon irgendwelche unbekannten und viel älteren Burschen spielten und man ganz schön herumsumsen musste, bis das Mitspielen erlaubt wurde.
Nach intensiver google Recherche kann man unverwunden sagen: Mühlau war und bleibt aufgrund der ungünstigen Hanglage für den schönsten Sport der Welt verloren; einzelne Vereinsgründungen mündeten in Fusionen mit dem FC Veldidena (1930) oder Gastspielen auf Trainingsplätzen bei der Klosterkaserne und dem Saggener Prügelbau.

Aber nun soll das Entstehungsdatum der Bilderserie weiter eingegrenzt werden und dafür wird das tolle und perfekt scharfe Sommerbild seziert:
Im Vordergrund erstrahlt ein markantes Gebäude am Inn, das heute von der Freiwilligen Feuerwehr Mühlau und von der Städtischen Wasserrettung genützt wird. Erbaut wurde es wohl als gemeindeeigene Garage, die, wie wir den stets auskunftsbereiten Adressbüchern entnehmen, darin erstmals 1930 als Andreas-Hofer-Straße 12 vorkommt. Der Entwurf dürfte, wie so vieles in Mühlau, von Willi Stigler stammen
Bei langer ungestörter Betrachtung des Beitragsbildes wandert der Blick über die Professoren-, Zahnärzte- und Industriellenhäuser der Anton-Rauch-Straße hinauf zur neuen Holzgasse. Da stehen zwei Objekte, die wirklich ganz neu im Spiel sein dürften; kaum ein Busch regt sich in den Gärten, ein erster Feitschi klimmt über das Kellergeschoß rechts, eine Birnen-Spindel wärmt sich an der Hausmauer links. Die Häuser stehen also bestenfalls zwei oder drei Jahre.

Diesen beiden Häusern wollen wir nun per Adressbuch nachforschen. Wie einem Drehbuch werden die beiden Häuser, damals wie heute Holzgasse numero 5 (rechts) und 7 (links), darin über die Jahre ihrer Entstehung verzeichnet.

1931 sind beides noch „Bauplätze“ und folglich ohne Bewohner*innen.

1932 steht das Haus Nr 7 (bitte den Redaktionsschluss der Adressbücher im Herbst zuvor mit einrechnen; Besitzerin 1932-1934 Frau Elisabeth Denninger, danach Ferdinand Achammer, Weingroßhändler aus Wilten).

1933 schafft es auch Haus Nr 5 in die Liste (Besitzerin: Frau Hilde Pickl, Reg.-Bauratsgattin wohnhaft Kirchgasse 10a; einziger Bewohner: Karl Rauch, Kunstmühlenbesitzer, vormals Kirchgasse 11).

Das beste neue Aufnahmedatum ist somit „wohl nicht vor 1935“.

Dieser Beitrag hat einen Kommentar
  1. Im Feber 1935 hat sich in Mühlau eine große Lawine ereignet. Die Innsbrucker Nachrichten berichten:

    „Der letzte Ausläufer dieser Lawine ist zwischen den Häusern Kanzler-Dr.-Dollfuß-Straße 6 und 8, von den Rückfronten der Häuser zum Teil aufgehalten, über stockhoch hängen geblieben. Ein Gewirr von Baumstrünken und selbst gänzlich entwurzelte Bäume ragt aus der schmutzigen Schneemasse. Der Weg Schloßfeld, der von der Kanzler-Dr.-Dollfuß-Straße etwas höher rechts ab zweigt, ist von der Gartenmauer des einzigen links liegenden Hauses an völlig verlegt. Ein unversehrter, aber abgeschalteter Lichtmast ragt empor, die weitere Richtung des Weges weisend.“
    https://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=ibn&datum=19350205&query=%22DOLLFU%c3%9f-stra%c3%9fe%22&ref=anno-search&seite=9

    1934 wurde die Holzgasse in Kanzler-Dr.-Dollfuß-Straße umbenannt, das betroffene Gebiet ist also auf dem Bild zu sehen. Zumal keine Lawinenschneise und keine geknickten Bäume zu erkennen sind, müsste das Bild vor der Lawine im Juni 1934 aufgenommen sein.

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