Mit der Drehleiter durch Innsbruck – Teil 13
Heute kehren wir zurück zu den Wurzeln. Im September 1905, gut acht Jahre nach ihrer Gründung, erhielt die Innsbrucker Berufsfeuerwehr (damals noch als „ständige Feuerwehr“ bezeichnet und unter dem Kommando der Freiwilligen Feuerwehr stehend) ihre erste Drehleiter (Kostenpunkt: 8.000 Kronen). Während diese Neuanschaffung bemerkenswerterweise im XXXI. Jahresbericht der FF Innsbruck (1905) mit keinem Wort erwähnt wurde, berichteten die Innsbrucker Nachrichten am 23. September 1905 ausführlich über das neue Einsatzgerät:
Über Beschluß des Gemeinderates wurde für die ständige Feuerwehr aus der bekannten Feuerwehrgerätefabrik C. D. Magirus in Ulm eine dreiteilige Leiter mit Gasspritze angeschafft. Dieses Gerät ist in den letzten Tagen hier eingetroffen. Sogleich wurde mit der Einübung der Mannschaft begonnen und rasch durchgeführt. Vorgestern um vier Uhr nachmittag fand im Rathaushofe in Gegenwart des Herrn Bürgermeisters, mehrerer Gemeinderäte, des Branddirektors, des Leiters des städt. Bauamtes, mehrerer Ingenieure, sowie mehrerer Chargierten der Freiw. Feuerwehr die Übergabe statt. Die Leiter entsprach den gestellten Anforderungen vollkommen. Sie ist 18 Meter hoch und bestand vollausgezogen bei einer Neigung von 75 Grad die Belastungsprobe mit 300 Kilo. Die Leiter ist eine Drehleiter und kann bis zur Horizontallage geneigt, als Brücke benützt werden. Ein besonderer und nicht zu unterschätzender Vorteil dieser Leiter ist auch, daß sie sehr rasch und leicht von einem Fenster oder Stockwerk in das andere zu dirigieren ist. Einen weiteren Vorteil dieser Leiter bietet die in diese eingebaute Gasspritze; bei dem improvisierten Angriffe zeigte es sich nämlich, daß die Leiter aus der Gasspritze sofort so lange Wasser gibt, bis die Mannschaft den Hydranten in Stand gesetzt hat. Dieses Gerät, das sich auf den ersten Blick als mechanische Schiebeleiter präsentiert, ersetzt eigentlich einen vollständigen Löschzug mit Leiter, Hydranten und Spritze; ein Schlauchwagen ist an die Leiter angehängt. Eine Neuerung, die man an anderen Orten schon beobachten konnte, ist auch bei diesen Geräte angebracht, nämlich das Strahlrohr ist an der Spitze der Leiter befestigt, so daß der Rohrführer es nicht erst mit sich hinauszunehmen hat. Die Fahrprobe in den Straßen fiel ebenfalls zur vollsten Zufriedenheit aus. – Die Gerätefabrik verdient alle Anerkennung, und unsere Feuerwehr darf sich über dieses tadellose Gerät freuen, das ihre Leistungsfähigkeit wieder bedeutend fördert.
Unsere Aufnahme zeigt die Mannschaft der Berufsfeuerwehr mit der neuen Drehleiter; gut zu erkennen sind u.a. das an der Spitze montierte Strahlrohr und der Schlauchwagen. Uns würde jetzt natürlich interessieren, wo diese Aufnahme entstand. Ich bin mir sicher, dass Sie dieses Rätsel bald geknackt haben 😉
PS: In Zusammenhang mit einem Brandeinsatz wurde diese Drehleiter erstmals Ende August 1907 öffentlich erwähnt. Damals brannte die Dörr’sche Dachpappefabrik – bereits zum zweiten Mal – ab.
(StAI, Ph-G-27029)
Wir befinden uns in einem der Höfe des (Neuen) Rathauses. Der Papiergroßhändler Leonhard Lang (siehe schlecht leserliche Schrift) hatte das ehemalige Hotel der Stadt Innsbruck geschenkt.