Lunzer Edle von Lindhausen
Vielleicht sind Sie ja auch schon einmal über typisch altösterreichische Familiennamen, wie „Mederer von Mederer und Wuthwehr“, „Dragoni Edle von Rabenhorst“, „Raschin Edle von Raschinfels“, „Schadek von Degenburg“ oder „Körner Edle von Siegringen“ gestolpert. Viele dieser Namen lassen sich auf Beamte und Offiziere zurückführen, die für ihre langjährigen Dienste von den Habsburgern nobilitiert worden waren. Tatsächlich hatten Offiziere seit 1757 sogar einen Anspruch auf die taxfreie Erhebung in den Adelsstand, nämlich dann, wenn sie „‚durch dreißig Jahre ununterbrochen in der Linie mit dem Degen gedient und sich während dieser Zeit durch stetes Wohlverhalten vor dem Feinde, sowie durch eine ganz tadelfreie Conduite ausgezeichnet haben.“ (auch mit der Verleihung diverser Orden, etwa dem Militär-Maria-Theresien-Orden, ging eine Erhebung in den Adelsstand einher). Im entsprechenden „Gesuche des Bittstellers an Seine kaiserliche und königliche Apostolische Majestät“ war unter anderem anzugeben, „ob das Ehrenwort ‚Edler‘ oder ein Prädicat, oder beides gewünscht wird; dann Bezeichnung des allfälligen Prädicates.“
Auch Ignaz Lunzer machte von diesem Recht Gebrauch. Er war am 26. August 1839 in Hall i. T. als Sohn des Wundarztes Joseph Lunzer und dessen Frau Magdalena zur Welt gekommen und sollte die Berufsoffizierslaufbahn einschlagen. Im Jahr 1893 wurde er zum Kommandanten des k. k. Landesschützenregiments Innsbruck Nr. I ernannt und zum Oberstleutnant befördert. Im Feber 1899 musste er – mittlerweile zum Oberst avanciert – sein Kommando aus gesundheitlichen Gründen zurücklegen. Er trat in den Ruhestand, wurde zum Generalmajor befördert und im Feber 1900 schließlich mit dem Prädikat „von Lindhausen“ in den Adelsstand erhoben.

Aus Ignaz‘ Ehe mit Anna Jackl (am Titelbild ganz rechts) gingen acht Söhne hervor, von denen einer jedoch nur sechs Jahre alt werden sollte. Von den restlichen Buben sollten bis auf Justus (1869-1933), der eine zivile Laufbahn als Gymnasialprofessor einschlug, alle in die Fußstapfen ihres Vaters treten und Offiziere werden. So absolvierte etwa Rudolf (1870-1952), den wir am Titelbild als 3. v. l. sehen, die Militärakademie in Wiener Neustadt und später dann auch die Kriegsschule in Wien. Von 1910 bis 1914 war er als Generalstabsoffizier der Militärkanzlei des Kaisers zugeteilt. Im Ersten Weltkrieg diente er bei verschiedenen Kommanden und sodann als Brigadier an der Südwestfront, wo er in den letzten Stunden des Krieges in italienische Gefangenschaft geraten sollte.
Zwei seiner Brüder hatten (noch) weniger Glück. Gustav Lunzer Edler von Lindhausen (Jg. 1887), der als Oberleutnant im 4. Regiment der Tiroler Kaiserjäger in den Krieg gezogen war, wurde bereits am 11. September 1914 bei Lemberg getötet. Nur wenige Wochen später kam auch der Oberleutnant im steirischen Infanterie-Regiment Nr. 27 Emmerich Lunzer Edler von Lindhausen (Jg. 1882) in den Kämpfen bei Przemysl ums Leben. Die Grazer Tagespost brachte dazu am 18. November 1914 den folgenden Bericht: „Wir haben im Sonntag-Morgenblatte über den Heldentod des Oberleutnants im Infanterieregiment Nr. 27 Emmerich Lunzer Edlen von Lindhausen berichtet. Oberleutnant v. Lunzer ist am 18. Oktober in einem Gefechte bei Przemysl gefallen. Nun ist seiner Mutter, der Generalmajorswitwe Anna Lunzer Edl. v. Lindhausen, ein Schreiben eines seiner Vorgesetzten zugekommen, aus dem wir folgende Stellen wiedergeben: ‚Von seltener Pflichttreue beseelt, voll Mut und Tapferkeit bei jeder Gelegenheit, hat sich Emmerich von Lunzer besonders in dem Gefechte bei Stawezany (Grodek) am 10. September ausgezeichnet. Seine geschickte, ebenso umsichtige als energische und tapfere Führung seiner Kompanie, die er durch sein persönliches Verhalten mit sich riß, hat wesentlich dazu bei getragen, daß sein Bataillon den schwierigen Angriff gegen einen vom Feinde stark besetzten Wald, durch den der Angriff des ganzen Regiments ermöglicht werden sollte, erfolgreich durchführen konnte. Für sein heldenmütiges Verhalten ist ihm die kaiserliche Anerkennung bekanntgegeben worden.“
Auch Heinrich (1873-1930), Wilhelm (1881-1963?) und Richard Lunzer von Lindhausen (1884-1956?) dienten im Ersten Weltkrieg als Offiziere in der k. u. k. Armee.
(Titelbild: StAI, Ph-G-27027)
Meine Familie väterlicherseits entstammt auch aus echtem Adel (und das nicht nur, weil aus Pradl). Eigentlich heisse ich ja Finkus Edler von Finkenstink. Nachdem aber nach dem ersten Weltkrieg die Adelstitel in Österreich in vorauseilendem Gehorsam verboten wurden, darf ich mich nicht mehr so nennen. So bleibe ich also ein ganz normal-bürgerlicher Herr Fink (fincus vulgaris oder auch fincus ordinärius, wie‘s beliebt), genügt ja auch…