Liebe in der Lerchengasse
Die Operette „Liebe in der Lerchengasse“ wurde von Arno Vetterling komponiert. Das Libretto verfasste Hermann Hermecke. Das Werk ist in drei Akte mit insgesamt zwölf Bildern gegliedert. Die Uraufführung der Operette fand am 31. Dezember 1936 in Magdeburg statt.
Am Tiroler Landestheater in Innsbruck fand die Erstaufführung der Operette „Liebe in der Lerchengasse“ am 6. September 1941 statt. Gespielt wurde aber nicht die Originalversion, sondern eine von Ottomar Mayr und Richard Nagy überarbeitete Fassung, in der die beiden einen direkter Innsbruck-Bezug hergestellt hatten. Beworben wurde die Veranstaltung mit dem weiter oben abgebildeten Veranstaltungsplakat, dessen Entwurf von der Grafikern Emma Siegert stammt. Gedruckt wurde das Plakat von der Firma Gaudruck Tirol-Vorarlberg. Abgebildet ist ein festlich herausgeputztes Paar: Die in ein gestreiftes langes Kleid gekleidete Dame beugt sich weit vor, um einem mit Frack, Zylinder und Gehstock ausstaffierten Herrn die Lippen zum Kuss anzubieten. Unterhalb des Paars ist stark stilisiert die Innsbrucker Altstadt mit den Pylonen am Eingang abgebildet. Nur das Goldene Dachl ist einwandfrei erkennbar. Oberhalb der Abbildungen ist der Titel der Operette in einem geschwungenen Band angeführt. Der restliche Text wurde teilweise in die schwarzen Häuserfassaden eingefügt und teilweise unterhalb der Abbildungen platziert.
Am 8. September 1941 erschien in den Innsbrucker Nachrichten ein ausführlicher Bericht von Dr. Karl Senn über die Erstaufführung der Operette „Liebe in der Lerchengasse“ am Innsbrucker Landestheater: „Angekündigt als kurzweilige und unterhaltsame Komödie in zwölf Bildern fand die Operette „Liebe in der Lerchengasse“ von Hermann Hermecke, Musik von Arno Vetterling, in neuer Bearbeitung und Ausstattung als erste Operettenvorstellung der Winterspielzeit am Samstag, den 6. September, ihr Neuaufführung am Tiroler Landestheater. Die Direktion hatte mit ihrer Ankündigung nicht zuviel versprochen. Humor, Witz und Laune übersprudelten sich, ein glänzender Regieeinfall jagte den anderen, ein übermütiges Leben herrschte auf der Bühne, wie man es hier noch kaum gesehen. Oberspielleiter Ottomar Mayr und mit ihm Richard Nagy, die beide auch für die innere Gestaltung der Komödie verantwortlich waren, haben da ganze Arbeit geleistet und Bilder auf die Bühne gezaubert, die sich sehen lassen konnten. […]. Die Handlung der Operette ist nach Alt-Innsbruck gelegt und spielt um 1830. Viel Charakteristisches und mancherlei Ungereimtes, daneben auch manches Zarte und Sentimentale, wie dies eben in eine Komödie paßt, gibt ein treffliches Bild unserer Stadt aus jener „schönen“ alten Zeit. […]. Allerlei Einlagen, wie Schuhplattlertänze, Tiroler Lieder, eine Bauernkapelle in Nationaltracht, die zu einem festlichen Abend vor dem „Goldenen Dachl“ flotte Weisen spielt, Kinderchöre und Kindertänze sorgten weiter für Betrieb, der dann erstmals am Schluß des ersten Aufzuges mit dem von allen Mitwirkenden gesungenen Lied „Mein schönes Innsbruck am grünen Inn“ von Hugo Morawetz zu einem turbulenten Höhepunkt führte. Die Geschichte mit dem nach acht Jahren heimkehrenden Seemann, für das damalige Innsbruck zwar ziemlich fernliegend, brachte viel groteske Heiterkeit auf die Bühne. […]. Von den Mitwirkenden, die alle mit restloser Aufopferung der Sache dienten, sei vor allem Poldi Harlanns als Wendolin Reitmayer genannt, der mit seiner ihm ebenbürtigen Partnerin Anneliese Hauck als Therese Gschwandtner fast ständig aus der Bühne stand. Beide ließen in Spiel, Gesang und Tanz alle Register komödienhafter Darstellungskunst springen und erweckten wahre Heiterkeitsausbrüche. Richard Nagy hatte mit seinem Hofrat Zibelius eine höchst originelle Rolle geschaffen, die ausgezeichnet auf den bekannten Innsbrucker Ton eingestellt war. Seine Tochter Charlotte wurde von Hansi Koller vornehm in Gesang und Spiel gegeben; auffallend war, wie leicht ihre Stimme nunmehr auch die hohen Lagen beherrscht. Rudolf Christ hatte an dem Dichter und Bibliothekar Ludwig Heller eine dankbare Rolle, die ihm viel Gelegenheit gab, seine zwar kleine, aber sympathische Stimme und seinegute Bühnenerscheinung zur Geltung zu bringen. Schön und reizvoll sang er das zur Wiederholung verlangte, mit viel Beifall bedachte Lied: „Mich liebt die allerschönste Frau“. Ganz ausgezeichnet gab Edith Boewer die auch in der Maske gut getroffene Rolle der temperamentvollen Primaballerina Pepita Fiorelli. Ihr Mitspieler Conte Tomaselli war bei Gustav Pretsch in guten Händen. Vortrefflich war Ottomar Mayr als fremder Seemann, ebenso Othmar Fabro als Notar Grammelhuber. […]. Die Zuhörer in dem ausverkauften Haus unterhielten sich auf das beste und dankten durch zahllose Hervorrufe allen Darstellern. Die in jeder Weise so gut gelungene Aufführung läßt wohl zahlreiche Wiederholungen dieses so ganz auf Innsbruck zugeschnittenen Werkes erwarten.“
(Stadtarchiv Innsbruck, Pt-13)