Körper und Geist im Einklang mit der Natur
Der Fitnessboom der siebziger Jahre verschonte auch Innsbruck nicht. Dass es sich dabei um eine mühevolle Tätigkeit handelt und weniger um freiwilliges Beleben von Körper und Geist, darauf schließen Anzug und Krawatte, sowie argwöhnische Blicke so mancher Vertreter Innsbrucker Stadtbelange. Wer hier zu sehen ist, sich um das Foltergerät mit verschmitztem Lächeln schart, ist derzeit nicht bekannt. Wir vermuten Vertreter einer Versicherungsgesellschaft, des Fremdenverkehrsvereins, sowie Gemeinderatsmitglieder. Erkennen Sie vielleicht jemanden?
Was jedoch Bekannt ist, ist der Ort und die Zeit des Geschehens. Die Kranebitter Fitneßstrecke, heute im allgemeinen Terminus bekannt als Forstmeile wurde von den Herren im Anzug anlässlich ihrer Eröffnung im Jahre 1973 auf ihren Bestand geprüft. An der Form der Ausübung des sitzenden Herren in der Mitte des Bildes ist zumindest ein gewisses Körperwissen ersichtlich.
Die Sportstadt Innsbruck verdankte die Forstmeile einer Versicherungsgesellschaft, welche die Kosten für den Bau des Fitnessparcours deckte. Ein derartiger Geldgeber schien nicht verwunderlich, drangen Gesundheit und damit einhergehende körperliche Fitness im Laufe der 70er Jahre vermehrt ins Bewusstsein von Regierungen, denn wirtschaftlicher Wohlstand war an körperliche Gesundheit geknüpft, so erkannte man. Vor allem dem vermehrten auftreten kardiovaskulärer Krankheiten, wie Herzinfarkten, wollte man durch Sport an der freien Natur entgegenwirken. So wurde auch die Amraser Forstmeile im selben Jahr 1973 aus dem Boden gehoben. Begeisterung für die „Schweißtropfenbahn“, wie sie im deutschen Raum zu Beginn ihrer Entwicklung genannt wurde, war schnell gelegt, da sich Vorbilder wie Arnold Schwarzenegger und später Jane Fonda als Identifikationsfiguren einnehmen ließen. Ob die dargestellten Personen unter ihrem Zwirn einen ebenso Adonis-artigen Körper vorweisen konnten, bleibt jedoch anzuzweifeln.
(Signatur Ph-G-12970; Stadtarchiv Innsbruck)
Autor: Brand Lucas
Im Amtsblatt von Oktober 1973 gibt es einen Artikel dazu:
http://www.literature.at/viewer.alo?objid=1031400&viewmode=fullscreen&scale=3.33&rotate=&page=6
Neben Bürgermeister Lugger dürfte der gestrenge Herr links außen sein Stellvertreter Vizebürgermeister Ferdinand Obenfellner sein.
Der Beattle rechts außen scheint sich am Foto im Artikel sportlich zu betätigen – ich vermute, ein Angehöriger des Sportinstituts der Universität.
Laut Auskunft meiner Frau war der sportliche Mann am „Streckbrett“ Willi Steidl, der Mitbegründer des TAB (Tiroler Arbeitsbund) und späterer Stadtrat, der mit seiner Gruppierung seit 1971 viele Jahre erfolgreiche Stadtpolitik betrieben hat.
Lugger und Niescher rechts des Gerätes.
Bei dem Herrn mit der Brille ganz links im Bild handelt es sich um Arthur Haidl, Stadtrat für Schul-, Kultur- und Sportwesen. Er war von 1971 bis 1977 auch Vizebürgermeister.