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Kennt Sich Jemand In Pradl Aus?

Kennt sich jemand in Pradl aus?

Zugegeben, das ist eine eher rhetorische Frage. Mir fallen da schon ein, zwei Innsbruck-erinnert-Süchtige ein…

Ich fasse mich nur kurz: Der Bahnhof kurz nach dem Krieg, vielleicht von der Gegend des Uhrturms am Bahnhofsplatz aus aufgenommen. Wir sehen die traurigen Reste der Rhomberg-Fabrik, einen hohen Turm, der auch eher traurig ausschaut, das Gaswerk,…

Offen bleibt das stufenartige Gebäude in der Bildmitte. Und noch einige weitere Bauten. Ist das am linken Bild schon das Freibad in der König-Laurin-Allee?

Der ganze Vordergrund dieses Fotos ist von der Eisenbahn ausgefüllt. Die Kriegsschäden scheinen im Wesentlichen beseitigt zu sein, wenn auch einzelne Wagons nicht so besonders gut ausschauen.

Ich hoffe, da ist Einiges an Diskussionsstoff drinnen.

(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, Signatur: Ph/A-7-236)

Dieser Beitrag hat 6 Kommentare
  1. Das stufenförmige Gebäude in Bildmitte links von der Pradler Kirche: Das war für uns das Horrorbauwerk des Gaswerks in unserer Kindheit – hier waren die Öfen zur Verbrennung der Kohle für die Gaserzeugung. Das schreckliche war, dass es nach Norden hin offen war, man sah die Stahlkonstruktion und die Öfen dazwischen, in der Nacht das Feuer, hörte den Lärm, es wurden Schauermärchen erzählt, was da alles verbrannt wird und was passieren wird, wenn das Gaswerk (besonders der große Gaskessel) von Bomben getroffen wird. Dazu kam noch der Rauch! Besonders bei Föhnlage war es schlimm, da wurde alles zu unserem Haus herübergeweht. Unsere Wohnung war an der Südseite von Pradlerstraße 15 – wenn ich aus dem Fenster schaute sah ich direkt hinüber!

  2. Links sieht man das Männerschwimmbad, dahinter war entlang der König Laurin Allee das Frauenschwimmbad. Alles war umgeben von hohen Mauern. Das Eingangsgebäude war nach Auflassung des Schwimmbades (ich glaube, es fielen hier einige Bomben!) lange das Don Bosco Kinderheim.

    Frage an das Stadtarchiv: Gibt es noch bessere Fotos der Schwimmbäder? Noch zum Eintrag vorher: Gibt es Bilder von der Nordseite des ‚Ofenhauses‘ (wie war der Fachausdruck dafür?)

  3. Jetzt habe ich nochmals den Text von Herrn Morscher durchgelesen und bin auf „einen hohen Turm, der auch eher traurig ausschaut“ gestoßen. Damit wird wohl nicht der Turm unserer Pradler Stadtpfarrkirche gemeint sein?? Stimmt schon – er schaut auf diesem Bild etwas „durchlöchert“ wie ein Emmentaler aus und da man im Vordergrund die Ruine der Rhombergfabrik sieht, möchte man meinen, da wären auch Bomben mit im Spiel gewesen. Aber der Turm blieb, im Gegensatz zum Kirchendach und zur danebenliegenden Pradler Volksschule beinahe unversehrt.
    Hauptgrund, warum der Turm diese ‚Durchsicht‘ gewährt, wird – neben dem diesigen Wetter an diesem Tag – das Fehlen der Glocken sein. Diese wurden 1942 abgenommen und für Kriegszwecke eingeschmolzen, erst 1954 bekam die Pradler Kirche das neue Geläute. Möglich ist aber, dass man eine Glocke hängen ließ, beim rechten unteren Fenster schaut es fast so aus. Ich werde der Sache noch nachgehen!

  4. Eigentlich schon ein Jammer, dass es so ausschaut, als ob ich hier weiterhin nur Selbstgespräche führen muss! Wo bleiben die restlichen Pradler?
    Die Überschrift dieses Beitrages heißt „Kennt sich jemand in Pradl aus?“! Ist dieser jemand nur ich? Fällt sonst niemanden etwas ein?
    Zurück zur Überschrift: Warum wird hier Pradl so betont? Eigentlich erkennt man ja nur die Pradler Pfarrkirche und das Dach der Pradler Volksschule, dahinter den Pembauerblock, die Häuser um den Leipziger Platz / Körnerstraße (??) und das ehemalige Gaswerk, also alles, was über der Sill drüben liegt (die Sill fließt ja zwischen der Ruine und dem Gaskessel und bildet jetzt die Grenze zur Katastralgemeinde Pradl).
    Erst langsam wurde mir bewusst: Eigentlich ist auf diesem Bild alles, außer dem Bahnhofsgelände im Vordergrund, Pradl! Das ganze Rhombergareal wurde ja seinerzeit den Pradlern (Amrasern) von der Stadt Insbruck im Zuge der Sillbegradigung im 19. Jahrhundert ‚gestohlen‘! Die alte Sill floss früher entlang der Amraserstraße, die verbleibende ‚Insel‘ zwischen der alten und der neuen Sill wurde der Stadt Innsbruck zugeschlagen und von den Vorarlbergern gekauft, die darauf ihre Spinnerei- und Webereifabrik errichteten.
    Leider ist auf diesem Bild nicht genau zu erkennen, dass zwischen dem Gehsteig der Amraserstraße (die Straße selbst ist durch den Bahndamm abgedeckt – siehe auch http://innsbruck-erinnert.at/ein-kleiner-vorgriff/ – und der langen Mauer sich der Graben mit einem Teil des Sillkanals befand, an dem ich mich noch gut erinnern kann (heute die Rhombergpassage). Das war der Verlauf der alten Sill, dem weiter nördlich auch der heute noch bestehende Teil des Sillkanals im Bereich König Laurin Allee / Dreiheiligenstraße / Pradlerbrücke folgt.

  5. Damit Herr Roilo nicht der einzige Altpradler ist, der dieses Bild kommentiert, möchte ich noch eine Anekdote meines Vaters wiedergeben, die mir einfällt, wenn Herr Roilo berichtet, wie groß die Angst davor war, dass das Gaswerk von Bomben getroffen werden könnte.
    Mein Vater Heinrich war ab 1944 auf Kinderlandverschickung in Steinach. Nach einem Bombenangriff auf Innsbruck machte dort das Gerücht die Runde, dass das Gaswerk getroffen und dabei explodiert sei und deshalb die ganze Umgebung dem Erdboden gleichgemacht wäre.
    Die große Sorge um ihre Angehörigen trieb dann einige Pradler dazu, sich aus dem KLV-Lager davonzuschleichen und sich nach Hause durchzuschlagen. Ein Kohlelaster nahm sie auf der Ladefläche nach Innsbruck mit. Die Buben waren sehr erleichtert, als sie sahen, dass die Gerüchte nicht den Tatsachen entsprachen. Doch ihre Eltern waren gar nicht erfreut über die vom Kohlstaub schmutzigen Buben, die sich ohne Erlaubnis davongestohlen hatten. Und überhaupt: Was hätten sie denn bewirken wollen, falls wirklich alles in Schutt und Asche lag? Auch Heinrichs Mutter Hedwig wollte ihn sofort wieder zurückschicken. Er erklärte ihr aber, dass mit den anderen Buben vereinbart war, am Abend wieder gemeinsam zurückzufahren. Als er dann Abends zum vereinbarten Treffpunkt kam, erschien kein anderer der Pradler Buben und er fuhr allein (mit dem Zug?) nach Steinach. Dort musste er feststellen, dass alle anderen schon individuell zurückgekehrt waren; er war der einzige, der sich an die Vereinbarung gehalten hatte. Glück für ihn: die anderen hatten eine Strafe wegen unerlaubten Entfernens ausgefasst, nur er nicht, da seine Rückkehr schlichtweg übersehen wurde.

    1. Ja, da darf ich (aus der Erinnerung an die Erzählungen meines Mannes) ergänzen, daß ein Nachbarsbub von Schmidgasse 12b, der Hahn Eugen, auch mit von der Partie war – und daß sich die Buben bis zur Stefansbrücke durchgeschlagen hatten. Im Gasthaus haben sie einen warmen Tee – oder wars Ersatzkaffee mit Magermilch, da lege ich mich nicht mehr fest) bekommen – mit Lebensmittelmarken und ja, die Autofahrt auf der Ladefläche zwischen Kohlensäcken.
      Hahn Eugens Vater war übrigens Web m e i s t e r bei Rhomberg – und „ein Webmeister in einer Fabrik ist ein halberter Herrgott“ (hat mir meine Mutter immer „eingebläut“

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