skip to Main Content
#bilderschauen --- #geschichtenlesen --- #gernauchwiederimarchiv
Jawohl Mein Greißler

Jawohl mein Greißler

Zwischendurch kann man auch einmal ein unlösbares Rätsel einstellen. Meistens dauert es dann auch nur ein paar Minuten, bis die Frage richtig beantwortet ist. Diesmal wird es schwierig. In der Sammlung Kreutz findest sich diese Ansichtskarte eines Innsbrucker Lebensmittel- und Tabakladens, die wohl zwischen März 1938 und Mai 1945 entstanden ist. Im Adressbuch von 1939 allein gibt es knapp 400 solcher Läden in Innsbruck, Hötting, Mühlau und Amras… was unglaublich klingt. Der oben gezeigte Universalist ist auch darunter.

Bei den Erzählungen älterer Innsbrucker*innen fehlt ein Aspekt nie: Die Nähe der Greißler, die buchstäblich an jedem Eck einen Laden hatten. Daneben gab es dann ja auch noch einen Fleischer, einen Bäcker, alle zwei Ecken einen Kolonialwarenhandel… kaum vorstellbar, dass es in Zeiten der Knappheit genug Frequenz für alle Betriebe gab. Offenbar war die Kundschaft auf die kurzen Wege angewiesen, so ganz ohne SUV und Minivan.

Weil das Rätsel (ohne Konsultation der Rückseite) unlösbar ist, kann man im Bild auch nach Marken suchen, die es in die Gegenwart geschafft haben oder sich die Sehnsucht der Kinder vorstellen, einen der hinter Glas gebunkerten Schokoriegel zu ergattern.

Dieser Beitrag hat 17 Kommentare
  1. Sicher kann man nach meinen ‚Erinnerungen‘ den Zeitraum etwas einschränken: März 1938 bis höchstens 1941! Danach hat es solche Sachen nicht mehr gegeben! Ich bekam jedenfalls 1941 meine letzte kleine Bensdorp (auf dem Bild kann man sie vor dem Chef noch schön aufgestapelt hinter Glas sehen)! Danach konnte man bis anfangs den Fünfzigern nur mehr davon träumen!

    1. Lieber Herr Roilo auf Sie hatte ich bei des Rätsels Lösung stark gehofft… wahrscheinlich waren Sie in Jugendtagen in dem Laden und haben die Bensdorp bekommen. Luftlinie zur Bäckerei über 200 aber unter 400 Meter. Richtung Süden…

      1. Sehr interessant, wenn man diesen Radius im Stadtplan einzeichnet, führt diese Zusatzinformation in die Gegend Amthorstraße, Defreggerstraße…..

      2. Also in der oberen Pradlerstraße zwischen Gaswerk-/Amthorstraße und Gumppstraße? Aha! Bei meinem Alter war das damals schon zu weit weg. Die letzte Bensdorp, von der ich oben schrieb, bekam ich im Süßwarengeschäft der Frau Bair, Gattin des Busunternehmers Leo Bair (Stubaier) auf Pradlerstraße 18, unserem Nachbarhaus. Das Geschäft sperrte schnell danach zu – es gab ja nichts mehr zu verkaufen!
        Lebensmittelgeschäfte gab es in der Pradlerstraße einige, aber wenn wir das Mittel aus 200 und 400 Meter nehmen, dann könnte es der / die Resele gewesen sein (auf Pradlerstraße 51). Passt das? Das war noch eine richtige Gemischtwarenhandlung samt Tabak Trafik! Da hatten wir schon zwei Beiträge!!

          1. Ein sehr spannendes Rätsel! Johann Dohnal, Kaufmann und Bundesbahnbeamter in Ruhe, starb 1971 mit 79 Jahren, somit geboren ca. 1892. Im Jahr 1938 wäre er dann 46 Jahre alt gewesen. Hätte den Herrn auf dem Foto einige Jahre jünger geschätzt….

        1. Bevor mich jemand von den Walter Kreutz Experten korrigiert: Das Busunternehmen mit seiner Stubaital Linie hieß Leo Bayer, dementsprechend hat mir Frau Bayer meine letzte Bensdorp verkauft.

  2. Immerhin hat man mit dem Porträtbild eines gewissen A.H. einen festen Datierungsrahmen. Ohne dieses Bild im Hintergrund hätte das Foto genausogut 1925 oder 1955 gemacht worden sein können.

  3. Wenn man annimmt, dass der Geschäftsinhaber ein Mann und keine Frau ist, reduziert sich die Zahl der potenziellen Geschäfte von ca. 300-400 um mindestens die Hälfte auf ca. 150.

  4. Im Staatsarchiv gibt es unter den Beständen des Innenministeriums zum Namen Johann Dohnal, geboren am 09.05.1892, interessanterweise einen Akt bei der Beschwerdekommission nach §7 Verbotsgesetz. Er musste sich also entnazifizieren lassen, was zur Gesinnung auf der Postkarte schlüssig passen würde.

  5. Vom unvergesslichen Volksschauspieler Hans Moser gibt es ein nostalgisches Lied über den Greißlerstand. Das Lied heißt „Der Dr. Lueger hat mir die Hand gereicht“ und erzählt auf humoristische Weise vom Leben der Greißler.

  6. Die Örtlichkeit konnten wir zwar nicht ganz erraten, den Namen des Greißlers überhaupt nicht. Aber da war doch noch die Frage nach Marken, die es in die Gegenwart geschaffen haben – oder zumindest über den Krieg hinaus. Dazu gehört außer Bensdorp auch die Firma Schmidt mit Famos Schokolade, Biskotten und Keksen, das Scheuermittel Vim (rechts vom Kopf des Herrn bei den Seifen) und Olleschau (Zigarettenhülsen zum Stopfen oberhalb des Plakats für Virginier). Die langen Virginier selbst haben sicher jetzt auch noch Liebhaber, einer meiner Onkel rauchte sie während er die Zeitung las, und ich musste daneben meine Aufgaben machen!
    Vielleicht sind die Sackln rechts unten Walde Keks – die hatten auch einen Tiroler Adler, allerdings kann ich mich nur an einen in einem Dreieck erinnern.
    Schade, dass alles so unscharf ist. Opekta habe ich noch gelesen, eine Einsiedehilfe.
    Das Brot hatte er leider von der Arbeiterbäckerei und nicht vom Fastnachbarn Roilo!! Die Bäckerei Roilo hat aber auch nie einen Kalender drucken lassen!

  7. Ich muss doch wieder einmal zu dem Greißler zurückkehren und hier im Besonderen zur Schokolade. Jüngere können sich das ja überhaupt nicht vorstellen, was Schokolade für uns bedeutete! Wie schon weiter oben geschrieben, bekam ich für mehrere Jahre meine letzte Schokolade in Form einer 10 Groschen Bensdorp im Jahre 1941. Die Schleife war blau und obwohl 1941 gekauft, stand noch 10 Groschen drauf, daneben war „7 Pfg“ aufgedruckt. Warum ich das noch so genau weiß? Die Schleifen wurden ja gesammelt, da man für soundsoviele Schleifen ein Täfelchen bekam. So geisterten Bensdorpschleifen lange in Schubladen herum, in der Erwartung, dass doch schnell einmal der Krieg vorbei ist und der Import von Kakaobohnen wieder möglich ist!
    Während der ganzen Kriegszeit bekam ich nur einmal eine ‚Schokolade‘. Einer meiner Onkel hatte Fronturlaub und er brachte so eine runde Schachtel „Schokakola“ mit, etwas, was angeblich zur ‚Marschverpflegung‘ der Soldaten gehörte. Zuviel davon sollte man nicht essen, sagte der Onkel. Aber diese Warnung erübrigte sich, da die Schachtel unter all den Daheimgebliebenen aufgeteilt wurde und es eh jeden nur mit einem Stückl traf.
    Dann war der Krieg vorbei, für ein paar Monate waren die Ami in Innsbruck und in der Pradler Hauptschule ist von ihnen das hier schon bestehende Wehrmachtslazarett übernommen worden. Ich werde das Bild nie vergessen: Auf dem breiten Gehsteig unterhalb der großen Freitreppe in der Pembaurstraße spielten bereits genesene GI’s mit Orangen kegeln! Orangen – so was kannten wir Kriegskinder überhaupt nicht, aber wenigstens die beim Spielen zerquetschten wurden uns gegeben. Hier und beim nahegelegenen Baseballplatz im Bereich des heutigen Reithman Gymnasiums lernten wir auch unser erstes Englisch: „Plis giv mi tschoklet“ und „plis giv mi tschewinggum“ – und ab und zu bekamen wir sogar etwas davon, meistens Kaugummi!
    Dann – war es 1945 oder 1946 – bekamen die Bedürftigen zu Weihnachten Geschenkpakete! Es war hauptsächlich nicht mehr benötigte Armeeverpflegung drinnen, einmal sogar eine Cadbury!

    Es muss dann 1950 gewesen sein (meine Mutter starb 1951) da hieß es, in einem Geschäft in der oberen Pradlerstraße (wahrscheinlich war es der Thöni) gäbe es Schokoladetafeln zu kaufen, 12 Schilling das Stück!!. Meine Mutter machte sich sofort auf dem Weg und ergatterte sogar eine Tafel – es war eine Suchard mit einer weißen (nicht violetten) Schleife. Das war meine erste Tafel in der 100 Gramm Größe, die ich (bewusst) zu Gesicht bekam – mit 15 Jahren!!

    Der Name Suchard war mir allerdings schon ein Begriff – aber das wäre wieder eine andere Geschichte.

Schreibe einen Kommentar zu Manfred Roilo Antwort auf Kommentar entfernen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Back To Top
×Close search
Suche