Ist das Kunst oder kann das weg?

Was sich alles auf einem Flohmarkt so finden lässt. Für so manchen und manche, eine Spielwiese der sozialen Interaktion. Da wird um jedes Stück gefeilscht, mag es der Tischdecke der Tante sein, oder das historische Objekt, dass die Sammlung erst vollkommen macht. Soziale Ungleichheiten sind für den Moment des Umher-stöberns vergessen. Jeder ist dem Nächsten gleich. Im Unterschied zu zeitgenössischen Internetplattformen, dem Geschäftsmodell des Flohmarktes ähnlich, wird hier das direkte Gespräch gesucht. Es geht nicht nur um das Geschäft, sondern um den Austausch von Meinungen und Interessen. Ein Schauplatz des sozialen Miteinanders sozusagen.

Wie Flöhe, tummeln sich die Leute auf diesem Bild, um das vielfältige Angebot der beiden Verkäuferinnen. Das Insekt ist zugleich der Namensgeber des Trödelmarktes. Glaubt man der Oral History, so entstammte der Begriff dem französischen. „Marché aux Puces“ wurden die Märkte dort im ausgehenden 19 Jahrhundert genannt. Zurückzuführen ist diese Bezeichnung auf Lumpenhändler, welche Reichen ihre Kleider abkauften, um diese wiederum auf Märkten zu veräußern. Den schlechten Hygienestandards zu jener Zeit geschuldet, sollen sich nicht wenige der Insekten-artigen Parasiten in den Kleidungsstücken eingenistet haben. Zum Glück für die zahlreichen Besucher auf diesem Bild, kein Problem der damaligen Zeit. Der Ort des Geschehens ist das Kongresshaus in Innsbruck, im Jahre 1975. Plunder trifft auf moderne Architektur, könnte man nun spöttisch behaupten, denn das Veranstaltungszentrum wurde erst zwei Jahre zuvor von den Architekten Hubert Prachensky, Heinz Marschalek, Norbert Gantar, Georg Ladstätter und Ernst Heiss errichtet. Für die Besucher und Liebhaber von Flohmärkten ist es jedoch mehr. Es ist ein Ort der Begegnung.

(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck; Ph-16008)

Autor: Lucas Brand