Irgendwie vertraut
Der Marktgraben an der Ecke zur Maria-Theresien-Straße mit der dort noch immer befindlichen Tabaktrafik Nessler, zu der es aus dem Ersten Weltkrieg Tragisch-Komisches zu berichten gäbe. Also, der Ort ist klar, die Zeit die 1950er Jahre, der Fotograf ist Fritz Nickel. Wenn man heute an dieser Stelle zu lustwandeln versucht, dann hat man auf ein paar Meter genau, wieder eine Baustelle.
Auch wenn der Verkehr in dieser Zeit nur gering war und die Hauptverkehrsader noch durch die Altstadt führte, so macht die Anordnung der Straßenschilder noch die ein oder andere Reflexion notwendig. Man darf sich fragen, ob die Umleitung direkt ins Fahrverbot oder doch in die Altstadt verweist.
Ein weiteres unerklärliches Phänomen ist die magnetische Anziehungskraft von Baugruben (vor allem auf die männlichen Teile der Bevölkerung): Was – außer Steine, Dreck und Rohrfragmente – erwarten die Betrachter dort zu sehen?
Wo sich Menschen ohne amtlicher Genehmigung zusammenrotten, da muss die staatliche Ordnungsmacht unbedingt einschreiten. Nicht, dass es irgendwelche Rechtsübertretungen gäbe, aber man weiß ja nie. Vielleicht muss man ja amtshandeln.
Kurios ist wie schmal der Marktgraben damals noch war. Warum denn eigentlich?
Erinnerungen an die zahlreichen Geschäfte im ehemaligen Stadtspital zum Besten zu geben, überlasse ich der LeserInnenschaft.
(Stadtarchiv/Stadtmuseum, Kr/Ne-3580)
Warum der Marktgraben so schmal war? Wegen der diversen Geschäftsvorbauten an der Altstadtseite
In diesem Zusammenhang wartet auf https://innsbruck-erinnert.at/ein-ungewoehnlicher-blick-2/ die Anfrage von Herrn Theiss noch auf eine entsprechende Antwort!!
Hab ich soeben beantwortet. Bis man die Antwort sieht, wirds naturgemäß dauern.
Der Marktgraben wurde früher von zahlreichen ebenerdigen Vorbauten vereinnahmt, was die geringe Breite der Fahrbahn erklärt.
Neben dem Nessler ist auch ein Friseur heute noch vorhanden. Vom Fleischer weiß ich nichts. Außerhalb des Bildes, neben dem Pipal, gab es jahrzehntelang ein Fahnengeschäft, dessen Name mir nicht einfallen will.Gärtner? Ganter? Gächter? Oder Kluibenschädel?
Das männliche Zuschaumonopol erklärt sich aus der damaligen Auffassung von Anstand und Moral. Eine Frau starrte nicht Männer an, gehörte sich nicht. Hier ist das Verhältnis aber krass. Eine einzige Frau im Bild macht Innsbruck zu einer Männerbastion. War wohl schon gegen Mittag, zu welcher Stunde damals die Frauen ihren heute so verpönten Platz in der Gesellschaft einzunehmen hatten.
Heiterer Abschluß: Auf alten Fotos finden sich immer wieder Leute die sich grade am Ohr kratzen o-ä. und das vertraute Bild des Handytelefonierers vorwegnehmen. Das Paar ganz links hat schon ein Smartphone und mustert gerade die soeben gemachten Fotos.
In meinen Augen betrachtet das Paar ganz links eindeutig die/den frischen Verlobungs, oder Ehering. Nachdem ich aber diesen Montag erstmals in meinem Leben vor einem Standesbeamten „Ja“ gesagt habe, dürfte ich voreingenommen sein.
Ohne rosarote Hochzeitsbrille gibt es zwei Beobachtungen: da sind wohl Gleislegungsarbeiten im Gange – rechts Gleis, links noch keines.
Und: wohin komme ich, wenn ich X85 Kilometer Richtung Süden fahre?
Und eine provokante Frage zum Schluss: warum ist die Straße, obwohl heute fast unbenutzt, immernoch um ein Vielfaches breiter als die (viel benutzten) Gehsteige?
Jedenfalls ein schönes Bld. Der Blick des Herren den man/frau über die linke Schulter desPolizisten erkennt, ist auch beeindruckend.
Wenn ich Ihre Zeilen recht interpretiere, stelle ich fest, daß man a-) mit besten Wünschen gratulieren kann und b. wie boshaft) schon wieder Zeit fürs Internet haben.
Danke für den Hinweis auf den Herrn hinter dem Polizisten: Was ging dem wohl grade durch den Kopf? Irgendwie scheint ihm das würdevolle Einherschreiten des Wachmanns (so sagte man damals statt Polizist!) sauer aufzustoßen. „Was will denn der scho wieda? Koanarbeit?“
Und, Sie haben recht, was ist in 85km Entfernung an Wegweiserwürdigem anzufahren? Ein Ort mit kurzem Namen, wenn man annimmt, daß man das Schild mittig angebracht hat. Rom ist aber weiter weg. Nur Brixen könnte unglaubwürdig passen, für die Fahrt zum Bischof.
Es sind zwei Fahrspuren, die die Öffis voll ausfüllen, dazu zwei Fahrradspuren, der Rest für die Fußgänger. Es wäre natürlich ein Novum, wenn man auch einmal zugäbe, daß Radfahrer dem Fußgänger weichen müßten. Die Gemeinderatssitzung dazu stell ich mir lieber nicht vor.
Ein neues Geleise wurde damals sicher nicht verlegt, das kam erst mit dem Bau des Terminals am Marktplatz. Das sind Reste des frühen Linienverlaufs. Später fuhr man Anichstraße-Maria Theresien Straße. Den Marktgraben befuhren die Obusse A und C.
@ Herrn Roilo: Wieder einmal war die Webseite so langsam, daß ich Ihren Kommentar noch nicht gesehen habe.
Ich nehm mir schon seit Langem vor, einmal eine Woche lang nix zu kommentieren. Aber die Versuchung ist zu groß.
Die 85 km sind als 38,5 km zu lesen, ich hab ein altes Foto vom Kaufhaus Kraus, da steht ein Wegweiser davor mit eben dieser Aufschrift. Ich glaube, der Dreier ist sogar auf unserem Bild hier abgeschnitten mit 3 Punkten, die ich zur Befestigung gerechnet habe, zu erkennen.
https://i.postimg.cc/pLs2p1P6/Musik-Opel-Olympia-Kaufh-Kraus.jpg
38.5 km zum Brennerpass….
@ Herrn Hirsch: das Fahnengeschäft am Marktgraben hieß Uffenheimer, meine ich mich zu erinnern. Meine Eltern als Zuagroaste hatten dort eine Tiroler Fahne in Auftrag gegeben, die bei „Aufruf zur Beflaggung“ immer gehisst wurde.
Vielen Dank! Als ich ein altes Marktgrabenfoto ausgegraben habe (siehe https://innsbruck-erinnert.at/ein-ungewoehnlicher-blick-2/), habe ich es gesehen. Der Gärtner war mir von der Innsbrucker Messe bekannt, der dort immer ausgestellt hat. Den gibt es noch immer. Lustig, was das Hirnkastl so alles verdreht.
Wahrscheinlich gibt es unter den Lesern noch weitere Absolventen der Bauabteilungen der Bundesgewerbeschule in der Anichstraße, die sich noch erinnern können, was sich im Innenhofgebäude des ehemaligen Stadtspitals am Marktgraben abspielte!
Mindestens einmal in der Woche marschierten wir durch das mittlere Tor unter dem Balkon (am rechten Bildrand) und lernten hier, im sogenannten ‚Bauhof‘, die Grundlagen des Mauerns und der Zimmerei. Am Lehrplan waren noch die diversen Ziegelverbindungen, Kaminmauerwerk, Gewölbeschalungen etc. auf der einen Seite, Holzzapfenverbindungen, Minidachstühle und Miniseilbahnstützen aus Holz auf der anderen Seite, dazwischen wurde allerlei Schabernack getrieben.
Ich kann mich noch gut an die Herren Haudek, Breitfuß und Höllriegl erinnern.
Weiß jemand, wie lange sich diese Lehrwerkstätte noch hier befand (ich war Maturajahrgang 1955)? War das bis zur Übersiedlung in die heutige HTL Trenkwalderstraße im Jahre 1974?