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Innsbruck Im Schwazer Bergbuch Von 1556

Innsbruck im Schwazer Bergbuch von 1556

Eine wunderschöne Abbildung der Stadt Innsbruck aus dem 16. Jhdt. finden wir im Schwazer Bergbuch. Der Zweck des Buches war, dem damals in die Krise geratenen Bergbau zu helfen und Investoren zu finden. Es könnte als eine frühe Form der Werbeschrift bezeichnet werden.

Blicken wir ein paar Jahrhunderte zurück… Der Sage zufolge riss ein Stier, welcher am Koglmoos weidete mit seinen Hörnern den Erdboden auf und zu Tage kam ein erzhaltiger Klumpen. Die Magd Gertraud Kandlerin entdeckte diesen und berichtete davon. Dieser Vorfall soll sich im Jahre 1409 zugetragen haben.

Schwaz wurde zur Mutter aller Bergwerke. Das anschauliche Dorf von ursprünglich 200 Einwohner, wurde innerhalb von Jahrzehnten zum Zentrum des Bergbaus in Europa. 1523 stammten 85% des weltweit geförderten Silbers aus Schwaz. Der Bergsegen hielt sich für ungefähr 100 Jahre. Dank des Schwazer Silbers konnten die Habsburger viele Pläne umsetzten und Tirol gelangte damit zu europaweiter Bedeutung.

Mitte des 16. Jhdts. brach der Silbermarkt durch billige Importe aus Amerika ein. Zudem wurden die Stollen immer tiefer, der Abbau beschwerlicher und damit auch teurer. Noch heute sehen wir in den verschiedensten Bereichen das Erbe des Bergbaues. Seien es nun imposante Gebäude (Fuggerhaus, Pfarrkirche Maria Himmelfahrt in Schwaz, usw.), soziale, rechtliche oder technische Errungenschaften – der Bergbau hat unverkennbar seine Spuren in Tirol hinterlassen.

Stadtansicht von Innsbruck aus dem Schwazer Bergbuch/Farbfoto

Können Sie auf den Bildern heute noch bestehende Gebäude erkennen?

Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, (Ph-22797; Ph-24465)

Autorin: Vanessa Jenewein

Dieser Beitrag hat 16 Kommentare
  1. Man sieht u.a. den Stadtturm mit dem alten gotischen Turmhelm. Im Jahr 1560, also nur wenige Jahre nach der Entstehung des Schwazer Bergbuchs, wurde der Turmhelm durch die heute noch bestehende „Welsche Haube“ ersetzt.
    Wobei – ein Druck, wie im Text bezeichnet, ist diese Stadtansicht nicht – es handelt sich um eine handgezeichnete und handkolorierte Buchillustration.

  2. Apropos Herrengasse: Ist der dort befindliche Rundbau mit dem auf der Karte sichtbaren identisch, dann gibt noch ein zweites Überbleibsel aus jener Zeit. Ansonsten ist das heutige Innsbruck für mich auf der Karte nicht nicht mehr wiederzuerkennen. Die Grundmauern der sichtbaren Altstadthäuser werden wohl heute noch die selben sein.
    Bemerkenswert auch die beiden Wiltener Kirchen einsam auf weiter Flur und noch in der alten Bauweise. Auch das elegante Schloß Ambras präsentiert sich noch als trutzige Festung.

  3. Bitte um Entschuldigung – ich erinnere mich daran, die beiden Kirchen jenseits der Sill unterhalb des trutzigen Schlosses Ambras wären die Amraser Pfarrkirche – und die ehemalige Georgskirche, auf deren erhaltenen Grundmauern der Aussichtsturm, beim nordwestlichen Schloßparkeingang, erreichbar vom Bichlweg, heute befindet. Oder ist das ein Märchen?

  4. Ich entschuldige mich. Die Wiltener Kirchen sieht man nur auf dem kompletten Bild, welches Herr Schönegger dankenswerterweise verlinkt hat.
    Mit Amraser Kirche und Georgskirchl werden Sie recht haben. Das abgebrochene Georgskirchl wäre einmal ein Thema für die Stadtarchiv Erinnerungsseite. Bis jetzt haben wir nur den von Herrn entdeckten Turmknauf in https://innsbruck-erinnert.at/der-wald-greift-amras-an/ und als Beschreibung eines Podests für einen Pavillon in https://innsbruck-erinnert.at/ein-echtes-dorf/

  5. Die Pradler Kirche kann auf einer Ansicht von 1556 noch nicht zu sehen sein, weil der Grundstein für die erste Pradler Kirche erst 1677 gelegt worden ist.

    1. Für mich ziemlich sicher die Amraser und darüber die Ampasser Kirche, obwohl Amras hier (perspektivisch?) schon recht hoch liegen würde.

  6. So alte Karten bergen natürlich außerhalb der gezeichneten Stadtgrenzen die Gefahr angewandter künstlerischer Freiheit. Aber Ampass sollte man jetzt doch viel weiter links und somit außerhalb der Ansicht erwarten. Aber die Linie Zeughaus – Amraser Kirche – Schloss Ambras paßt recht gut, ebenso liegen die Wiltener Kirchen halbwegs in der richtigen Richtung. Eher daß das Georgskirchl zu üppig dargestellt wurde.

  7. Auf der von Herrn Schönegger verlinkten Karte (danke dafür!) findet sich am oberen Bildrand eine Erläuterung: „Insprugg die fürstlich Stat, ligt in Tyrol am Instrom, im undern Intal, alda haben die Erzherzogen zu Osterrich und Grafen zu Tyrol die maist Hoffhaltung und Regierung Oberosterrichischer Lande. Durch dise Stat ist die Recht Landtstrassen aus dem Reich Teutscher Nation in Italia, und urcundig (?), von mitternacht gegen mittag. Es sein auch anwezt (?) der Rö : Kn : apt Beliebsten (?) künigklichen Tochter mit ihre Hoffhaltung alda ./.“
    (Bitte gerne korrigieren oder ergänzen)

    Nach dieser Beschreibung habe ich zunächst vergeblich nach einer Straße nach Italien gesucht. Bis ich inmitten des grünen Wald- und Wiesen Bereichs den schrägen Schriftzug „Weg oder Strassen in das Etschlandt und Italia“ entdeckte. Interessant, dass Jörg Kolber bei ansonsten doch ziemlicher Detailtreue ausgerechnet die Straße ‚geschrieben‘ und nicht gezeichnet hat.

    1. Danke für die Visualisierung der für mich unleserlichen Krakeln, welche den Fluchtweg aus der Alpenfestung nach Süden beschreiben. Hinterher kann ich’s jetzt natürlich entziffern und Ihnen rechtgeben 😀 .
      Der Schriftzug geht eindeutig entlang des Hohlwegs am Bergisel, damals eine recht beschwerliche Passage, die bequeme Brennerstraße gab es ja noch nicht. . Ein Stück davon kann man noch am Bergisel Panorama erkennen. Vielleicht hatten schwere Fuhrwerke auch die alte Römerstraße über Aldrans – Lans -Patsch – Ellbögen gewählt. Dann links der Sill wartete nach dem auf den Hohlweg folgenden Plateua noch einmal eine Schikane auf den Italienfan, nämlich der nicht minder steile Aufstieg nach Schönberg von Unterberg aus.

  8. Die Transkription der Bildbeschreibung lautet:
    „Ynsprugg die fürstlich Stat, ligt in Tyrol am Ynstrom, im undern Yntal, alda haben die Erzherzogen zu Osterreich unnd Grafen zu Tyrol die maist Hoffhaltung und Regierung Oberosterreichischer Lannde. Durch dise Stat ist die Recht Landtstrassen aus dem Reich Teutscher Nation in Ytalia, unnd Venedig, von Mitternacht gegen Mittag. Es sein auch anyezt der Rö(mischen) : Kü(nigklichen) : M(ayestä)t Geliebsten künigklichen Tochter mit ihre Hoffhaltung alda ./.“

    Die Angabe „von Mitternacht gegen Mittag“ bezieht sich auf die Himmelsrichtungen, und zwar dass die Stadtansicht von Norden gegen Süden zeigt. Zu Mittag ist die Sonne ja im Süden, morgens im Osten, um Mitternacht im Norden und nachmittags im Westen. Solche Angaben der Himmelsrichtungen finden sich oft auch in alten Verträgen und Steuerkatastern als Richtungen bei Grenzangaben.

    1. Vielen Dank, Herr Auer, für die korrekte Wiedergabe! Auf ‚Venedig‘ wäre ich nie gekommen, obwohl mir mein ‚urcundig‘ selber sehr, sehr spanisch vorkam. Dass man früher die Himmelsrichtungen mittels Tageszeiten angab, weiß ich aus anderen Quellen. Ich dachte, hier beziehen sie sich auf die Straße, weil unmittelbar im Anschluss an deren Erwähnung. Aber auf die gesamte Vedute passt „Nord-Süd“ natürlich noch viel besser.

  9. Herzlichen Dank für die rege Teilnahme an der Diskussion, sowie ihre tollen Beiträge und Erweiterungen. Zudem ein Dank an Josef Auer für den Hinweis, wurde im Beitrag korrigiert!

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