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Innovative Inzinger Igel In Innsbrucks Innenstadt

Innovative Inzinger Igel in Innsbrucks Innenstadt

Eines der schönen Mittelformat-Dias aus der Sammlung Fritz Nickel zeigt eine Komposition aus vielen Sehnsuchtsobjekten der 1950er und 1960er Jahre in einem Innsbrucker Schaufenster. Matador, Lego, Eisenbahnen, Schuco Fahrzeuge aller Art.

Mit im Bild auch die beiden in Tirol hergestellten Souvenirs „Kleiner Bergschuh mit Zündern“ des famosen Oetzers Alois Riml, der diese zu der Zeit bereits in der Saline Hall produzierte, und die in vielen Verkleidungen konfektionierten Mecki-Igel des nicht minder berühmten Gustav Peter aus Inzing.

Für eine Ausstellung über Souvenirs haben wir mit den Nachfahren und ehemaligen Angestellten der beiden Betriebe ausführlich gesprochen. Wolfgang Reber, Stiefsohn von Alois Riml, zeigt uns die Spritzgusstechnik, mit der (rentabel erst ab einer Auflage über 50000) in handgefrästen Formen die Bauteile für die eigenen Schuhe und darüber hinaus gelegentlich auch für die Meckis hergestellt wurden. Von einer Palette mit zur Altmetallverwertung gehenden Formen nimmt er im Filmausschnitt jene mit Bauteilen für ein Objekt heraus, das viel Tiroler*innen über 40 gut kennen: Den Mecki-Igel, der sich beim Öffnen der Plumpsklotür umdreht und dank ausgklügelter Mechanik herauswischelt.

Diese erst in den späteren Jahren entwickelten Themenmeckis wurden bis in die 1970er von Heimarbeiterinen im Dorf oder Kleinstadt zusammengestellt. Die Schilderung war nicht selten jene, dass die jungen Mütter mit dem Kinderwagen zur Firma gefahren sind (inklusive Kind), dann einen oder zwei Kartoons oben drauf zurückgerollt haben und wieder eine Serie Figuren im Akkord gefinisht haben. Alles natürlich ohne Anstellung, ohne Versicherung und ohne Involvierung der Steuerbehörden. Gustav Peter ging dann Mitte der 1970er, als es für Frauen auf dem Land dank Kinderbetruung zusehends auch andere Jobchancen gab, mit seiner Produktion nach Hong Kong. Dort wurden ihm dann hohe Stückzahlen geliefert, die Qualität reichte aber nicht annähernd an die oft im Familienverbung erledigte Heimarbeit heran. Irgendwann waren dan die Igel auch ganz aus der Mode gekommen; es wurden noch lustige Pfeif-Seppe nachgereicht oder Masken mit Krawatten auf denen stand „Zieh hier den Sepp, dann lacht der Depp“ (auch wieder mit Wasser-Auswurf). Heute werden Handybilder gepostet, das Souvenir als kleinteiliges Mitbringsel hat weitgehend ausgedient. Dem Autor dieser Zeilen hat sich die Liebe zur Ästhetik der kleinen Figuren ohnehin nie so recht erschlossen.

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