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Der Bilderblog aus dem Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck
In Richards Müllerversum II

In Richards Müllerversum II

Ein Teil der Bilder von Richard Müller, die wir seinen frühen Jahren zuordnen, dürfte, wie auch die vielen bilder in der Natur und den Bergen, ohne Auftrag geschossen worden sein, sondern mit dem unternehmerischen Risiko, ein Haus oder eine Straße zunächst einmal an einem selbst gewählten Tag, mit richtigem Wetter und günstigem Sonnenstand, abzufotografieren und dann zu versuchen, dieses Bild den Hausbesitzer:innen und Bewohner:innen zu verkaufen. In den Familienalben der Wiltener Häuser finden sich viele solche Fotos, in der Frühzeit oft auch noch aufwändig mit von Gauleuten und Personal voll besetzten Fenstern.

Für dieses Bild ist Richard Müller aus der Heiliggeiststraße (ab 1926) oder der Mandelsbergerstraße (davor) herüber in die Leopoldstraße 30 gekommen und hat die Belegschaften zweier Firmen herausgebeten. Den Schuhmacher und Schnellsohler Alois Santner im Schurz mit Gattin; vor dem Laden dahinter auf ein Zigretterl den in feinem Tuch gewandeten Spenglermeister Johann Bernabè (auf dem Firmenschild steht sein Vater Cölestin, später hieß die Firma nach beiden ). Ob im Hausgang mit Pfeifchen nun Cölestin Bernabè (*1875 in Trient) selbst steht oder der einzige männliche Hausbesitzer der Zwischenkriegszeit, der Pradler Kaufmann Max Jakometh, werden wir nicht mehr herausfinden. Oben aus dem Fenster lächelt wohl Frau Josef Bernabè geb. Sartori mit Goldketterl dem Fotografen entgegen. Am Eck muss eine Frau mit Kind und Hund warten, bis das Bild im Kasten ist.

Das Negativ wird Richard Müller in der Dunkelkammer sicher noch viel Arbeit bereitet haben, ist das Haus oben zwar gut im Morgenlicht beschienen, gerade auf Straßenhöhe aber noch vom Haus gegenüber beschattet. Vielleicht wurden auch andere Personen und Fahrzeuge noch herausretuschiert. Das Bild wie Sie es oben sehen ist auch digital etwas korrigiert.

(RM-PL-3843)

Dieser Beitrag hat 4 Kommentare
  1. Tolle Straßenszene, wenn auch nach damaliger Art inszeniert. Danke dafür und bitte mehr davon!

    Besonders gut gefällt mir natürlich das Eck rechts, wo sich der Hund befindet. Es sei hiermit „Eléctrico-Eck“ getauft, weil dort ähnliche Platzverhältnisse zwischen Gehsteig und Straßenbahngleis herrschten wie in Lissabons ikonischen Altstadtgassen. Definitiv nicht barrierefrei und auch wenig adipositaskompatibel.

  2. Die Häuser sind auch heute noch wiedererkennbar, ein wenig geglättet, aber von Bomben verschont. Die Engstelle hat trotz Wegfalls der Schienen noch Jahrzehnte später einer Wirtin den Namen „Schikane“ für ihr Lokal einfallen lassen.

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