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In Mutters Garten

In Mutters Garten

Die Generation der heute über 50Jährigen kann sich in der Regel an den allerersten Flug ihres Lebens erinnern. Viele sind vor ihrem 18. Geburtstag nie in so einem Donnervogel gesessen. Wer dann eine Kamera dabei hatte, musste alles dokumentieren, die Düsen, die Flügel, Start, Horizont, Landung. Beim nächsten Diavortrag fragte dann schnell einer aus dem Publikum: War das Dein erster Flug?

So ähnlich wird es den Passagieren der Rundflüge der 1920er Jahre gegangen sein. Ihre Bilder der städtischen wie ländlichen Welt von oben sind heute unter anderem wertvolle Guckkästen in die Architekturgeschichte. Hier flog die Fokker eine Schleife über Mutters, das damals noch völlig unzersiedelt war. Das Vergleichsbild von heute möchte man gar nicht sehen, so wild wie plan- und geschmacklos wurden die Dörfer des Mittelgebirges in den letzten 100 Jahren zu dem, was sie heute sind. In der Mitte grüßt die Pfarrkirche zum heiligen Nikolaus. Ob ihre Glocken damals schon am Samstag 27 Minuten durchgehend läuteten, wie sie das heute tun, ist unwahrscheinlich, da diese jedes Maß übersteigende Dorf-Beschallung noch mit Muskelkraft betrieben wurde.

Dieser Beitrag hat 6 Kommentare
  1. 1955 konnte man in Mutters noch Baugründe um 50 Schilling pro Quadratmeter kaufen. Die heutzutage marktüblichen Preise sind im Vergleich dazu astronomisch hoch….

  2. Der Grund für die Verkleinstädterung der Dörfer ist – ohne jetzt der Autoverteufelung das Wort reden zu wollen – die allgemeine Motorisierung. Wenn ein Innsbrucker auf die Stubaitalbahn angewiesen gewesen wäre, dann wäre er vermutlich lieber in der Stadt geblieben. Die lokale Infrastruktur hätte sich halten können und statt Cyta und Dez könnten Wohnungen stehen. Allerdings wäre dann auch zu vermuten, daß umgekehrt vor allem die jüngere Bevölkerung der umliegenden Dörfer nicht Schafe hüten gegangen wäre, sondern in die Stadt ziehen hätte wollen. Mit entsprechendem Hochhauswildwuchs. Mächtiger als der Satz von der Erhaltung der Energie ist die Erhaltung des Problems.
    Danke für die Erwähnung der um sich greifenden Läutwerkorgien. Man muß kein Gottloser sein, daß einen das gehörig auf die Nerven geht. Ein wundervolles Beispiel für den Umstand, daß weniger wieder einmal mehr sein kann. Dabei ruinieren sich die Pfarreien nur die Glockentürme, die für so ein Dauergebimmel nicht gebaut worden sind. Es würde mich nicht wundern, wenn einmal ein Glockenturm beim Läuten einstürzt.

  3. Ist eigentlich wem der Vierwagenzug der Stubaitalbahn am Bild, zwischen dem heutigen Bahnübergang beim Schwimmbad und Birchfeld aufgefallen?
    Interessant ist auch, wie flach das Gelände wirkt, wenn man heute den Nockhofweg hinauf fährt, weiß man, dass es da recht bergwärts geht.
    Wenn ich das noch recht im Kopf habe, ist dort, wo rechts das Häuschen im Bild steht, in Eigenarbeit daneben ein Haus ca 1927 errichtet worden. In den Pausen der Stubaitalbahn wurde anscheinend der Güterwagen mit den Baumaterialien dorthin geschoben und die Villa gebaut.

  4. Morgens fuhr immer ein Arbeiter-/Schülerzug mit 4 Beiwagen in die Stadt. Vom Licht her könnte es passen, so um 07:00 bis 07:30 Uhr war der Zug in Mutters. Schade um das nette Haus, leider steht es heute nicht mehr.
    Ganz unten erkennt man die Masten der einstigen Hochspannungsleitung Trasse vom Ruetzwerk zum Westbahnhof.

    1. Lieber Herr Schröter, die Villa Blaas am nockhofweg steht noch, nur die Bäume sind verschwunden. Rund um die Villa stehen 6 niedere Reihenhäuser und straßenseitig zwei Doppelhäuser. Im östlichen Teil hat ein Verwandter der Familie gebaut und das erwähnte Häuschen von 1927 steht angrenzend noch gut da. Liebe Grüße, Monika Knoflach (ich wohne in der renovierten Villa und habe einen sagenhaften Ausblick!)

  5. Ich glaube, die Fahrtrichtung der (erst von Herrn Haisjackl entdeckten) Stubaiergarnitur mit den doppelten Triebwagen Richtung Fulpmes fahren zu sehen.
    Die Sonneneinstrahlung schätze ich auf Grund der Schattenbildung an der Mutterer Kirche auf den späten Vormittag.

    Vielleicht sieht man den 11 Uhr Zug an einem Sonntag, voll mit Ausflüglern. Früh genug, davor ging man ja zur Messe. Auch das Rundflugflugzeug mit dem Fotografen dürfte inzwischen zum Leben erwacht sein.

    Die Transportkapazität der StB mit 2 Triebwagen und vier, im Gegensatz zur alten Haller und Igler, ausgewachsenen Beiwagen würde ich mir heutzutage wünschen, wenn zu gewissen Zeiten die Scharen Stubaier Touristen die Bahn als Verkehrsmittel unbenutzbar machen. Schon die Telferwiesen-Pensionisten brauchen fast die ganze Bahn. Ich weiß, damals fuhr die Bahn auch nicht im Halbstundentakt (bis Kreith)…aber…

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