In der Prosektur (?)
Heute gehen wir ans Ende. Ans absolute Ende. Tot. Schluss. Aus.
Wenn dann nicht so ganz sicher ist, wie der Mensch an diesen Punkt gelangt ist, dann schaut die Gerichtsmedizin sicherheitshalber nochmals nach oder rein. Wir kennen das aus diversen Krimis. Der Y-Schnitt durch den Brustkorb. Sich aufringelnde Zehen. Kälte und Trostlosigkeit. Die Einen denken an den seriös wirkenden Arzt aus diversen Mords-Dokumentationen, die Anderen an den lustigen Professor Börne aus dem Münster-Tatort.
In einem Raum mit der Atmosphäre wie der hier abgebildete, finden solche finalen Untersuchungen statt. Bereits 1965. Der Tisch passt im Wesentlichen. Glatte Oberflächen, die man schnell desinfizieren kann. Auch die Armaturen des Waschbeckens schauen irgendwie nach irgendwas Geschäftlichem aus. Selbst der Gummibaum scheint demnächst die letzten Blätter zu strecken. Da hat wohl niemand einen grünen Daumen.
Sind wir hier also in der Klinik oder doch an einem anderen Ort? Welcher könnte dieses sein? Eben, also doch die Prosektur. Oder?
(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck; Ph-3754)
„Am liebsten sind mir jene Menschen, deren Bekanntschaft mir erspart geblieben ist“ – tut nichts zur Sache, ist aber ein echter Börne.
Eine Registrierkasse würde er auch nicht benötigen und der Tisch im Hintergrund, der voller Erde und Blumentöpfe, hat in einer sterilen Umgebung schon gar nichts verloren. Rechts, an der Wand vor dem Tisch, lehenen dann wohl ein Rechen und eine Schaufel (würde zur jeweiligen Stiellänge passen). Unter dem Tisch stapeln sich alte Zeitungen als Verpackungsmaterial. Die Wasserhähne sind mit Geka-Kupplungen ausgestattet (nicht der im Hobbybereich verbreitete Plastikmüll in orange-grau) an den sich Wasserschläuche ankuppeln lassen. Der Tisch in der Mitte könnte zum Binden von Kränzen und herstellen von Tischgestecken dienen, in den Schubladen Bindedraht, Astscheren, Zangen und ähnliche Werkzeuge. Überaschung: wir sind in einer Gärtnerei! Der Ficus elastica im Vordergrund rechts, macht seinem Namen alle Ehre, sieht aber ganz vital aus.
Wo genau? Hof- und Botanischer Garten nicht. Stadtgärtnerei in der Rossau???
Als ich gestern den Tisch mit den Töpfen und der Erde sah, dachte ich sofort an Herrn Rietzenried („Wo ist er nur, unser Botaniker??“). Einen schönen Guten Morgen!
Das ist KEIN Tisch in einer Prosektur – bei diesem gezeigten Tisch würden die flüssigen Bestanteile der Leiche in die Schubladen und auf den Boden laufen. Prosekturtische sind Wannenförmig mit Ablauf ausgebildet. Früher aus Steingut heute in Niro.