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Im Seilbahnfieber

Im Seilbahnfieber

Es ist immer wieder verblüffend, wenn man sich vor Augen führt, welche ambitionierten Ideen und Pläne die (Fremden)Verkehrspioniere in den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg vorgelegt haben. So berichtete die Linzer Tages-Post (!) bereits am 16. Feber 1890 über „[…] eine Zahnradbahn von Inns­bruck über Amras, Aldrans und Igls auf den Patscherkofel“, die der Österreichische Touristenclub andachte. „Die Bahn auf den Patscherkofel würde nebenbei den Verkehr nach dem vielbesuchten Schloß Amras, sowie nach den beliebten Innsbrucker Sommerfrischen Aldrans und Igls er­leichtern; der Berg selbst, auf dessen Rücken ein stark besuchtes Schutzhaus des Touristenclubs steht, gewährt einen prächtigen Ausblick auf die Duxer und Oetzthaler Ferner, sowie die Inns­bruck umrahmenden Berge und das obere Innthal“. Überflüssig zu erwähnen, dass dieses Vorhaben im Sande verlief …

Nach der Jahrhundertwende befasste sich auch der bekannte Ingenieur Josef Riehl (1842–1917) mit der Erschließung des Patscherkofels, wie das renomierte Neue Wiener Tagblatt am 27. Dezember 1904 schrieb: „Der Innsbrucker Ingenieur Josef Riehl hat im Auftrage einer englischen Gesellschaft das Projekt einer Bahn auf den Patscherkofel verfaßt. Diese soll von der Endstation Igls der Innsbrucker Mittelgebirgsbahn ausgehend, über Patsch und Heiligwasser zum Plateau des Patscherkofels hinaufführen. Sie ist in ihrem ersten Teile als Zahnrad-, in ihrem zweiten Teile als Drahtseilbahn gedacht.“

Wiederum fünf Jahre später meldeten die Innsbrucker Nachrichten (6. September 1909), dass „man das schon mehrmals erwähnte Projekt einer Bahn auf den Patscherkofel durch die Errichtung einer Schwebebahn lösen [wolle], und zwar soll die Ver­wirklichung desselben nahe bevorstehen. Allgemein gehaltene Berechnungen schätzen die Kosten auf 400.000 Kronen. Als Trasse für die Bahn soll jene Rinne benützt werden, die sich orographisch rechts vom Schutzhause am Patscherkofel gegen Lans herabzieht. Der Anfang der Schwebebahn dürfte, wenn dieses Projekt zur Ausführung kommt, nächst der Haltestelle Lansersee errichtet werden. Der Fahrpreis wird ungefähr 3 Kronen betragen.“

Im Jahr darauf erhielt die renomierte Innsbrucker Baufirma P. Biedermann schließlich „die Bewilligung zur Vornahme technischer Vorarbeiten für eine als Seilschwebebahn auszuführende Bahn nie­derer Ordnung von Igls zum Kaiser Franz Jo­sef-Schutzhause auf dem Patscherkofel auf die Dauer eines Jahres“. Allerdings blieb auch dieser Vorstoß – trotz einer Verlängerung der Konzession – ohne konkrete Ergebnisse.

Anfang 1912 brachte schließlich der Deutsch-Englischer-Reise-Courier die untenstehende Notiz:

Inzwischen hatten freilich die treibenden Kräfte hinter dem Projekt erneut gewechselt. Zumindest meldete das Neue Wiener Tagblatt im Juni 1912 unter dem Titel „Igls-Patscherkofel-Bahn“:

Die Finanzierung dieser Bahn wurde von der mit der Kontinental-Elektrizitäts-Aktiengesellschaft in Nürnberg liierten Gesellschaft für Förderanlagen Ernst Heckel G. m. b. H. in Saarbrücken im Vereine mit der Wiener Firma P. Hagyi Risto u. Comp, gesichert und hat auch die Stadt Innsbruck die Uebernahme eines größeren Betrages von Stammaktien be­schlossen. Die Aussühtuvg des Detailprojekts wurde bereits der Innsbrucker Baufirma Ingenieur Ritter v. Meinong übertragen, so daß noch in diesem Herbste mit dem Baue begonnen werden wird.

Überflüssig zu erwähnen, dass dies ein frommer Wunsch bleiben sollte. Im März 1913 erschien dann der vorläufig letzte (Zeitungs)Bericht zum Projekt (hier nachzulesen), ehe der Ausbruch des Ersten Weltkrieges alle einschlägigen Ideen und Vorhaben auf Eis legen sollte.

(StAI, A-4375)

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