Im Fokus des Betrachters
Dieses Bild zeigt einen doch recht untypischen Bildaufbau. Schnappschüsse im heute gebräuchlichen Sinne hat es zur Zeit der Aufnahme noch keine gegeben, aber irgendwie scheint dem Fotografen in letzter Sekunde der im Hintergrund vorbeidampfende Zug (und es muss wohl die Innsbrucker Mittelgebirgsbahn sein, danke Herr Haisjackl) das lohnendere Bildmotiv gewesen zu sein als die Kinder und Haustiere, die im Vordergrund eindeutig für ihn auf dem Kiesweg Position bezogen haben. Nimmt man das Alter des Postbusses dazu, wird das Bild in den 1930er Jahren entstanden sein. Garderobe und Gemüsegarten lassen auf ein hochsommerliches Sommerfrische-Domizil schließen. Die Familie Brunner bewohnte standesgemäß eine Villa im Saggen, am Achensee hatte der europaweit bekannte Gelehrten-Clan ein Refugium, in dem sich die große Familie hin und wieder traf; dieses Bild zeigt jedoch einen Streckenabschnitt der „Igler“ – die Straßenbahnexpertise in diesem Forum ist einfach zu hoch für schlampige Verortung.
Der Fotograf dieser Bilderserie, Karl Brunner junior, wurde für das Studienjahr 1937/38 zum Rektor der Universittät Innsbruck gewählt und von dieser Funktion im März 1938 von den Nationalsozialisten entfernt. Im Juni 1938 wurde er mit halbierten Bezügen zwangspensioniert.
(Sammlung Karl Brunner, zur Verfügung gestellt von Familie Nemec.)
Das ist die Innsbrucker Mittelgebirgsbahn im Hintergrund. Die Achenseebahn hat komplett andere Wagons und Lokomotiven.
Istt das knapp vor der Haltestelle Lanser See Blick Richtung Viggarspitz im Hintergrund, ca dort wo heute die Haltestelle Romedihof ist..
Bei diesem wunderbaren Straßenbahnbild kommt einem gleich ein weiteres Vergleichsbild aus dem Verlag Fritz Gratl in den Sinn. Dieses Foto in der Nationalbibliothek zeigt eine Garnitur der betreffenden Mittelgebirgsbahn mit 5 Waggons in der Station Igls:
https://akon.onb.ac.at/#id=AKON_AK047_005
Ob im Beitragsbild ebenfalls 5 Waggons an der Lokomotive hängen, ist ganz knapp nicht mehr zu erkennen…..
Detail zur Datierung:
Zumal die Innsbrucker Mittelgebirgsbahn am 28. Juni 1936 den elektrischen Betrieb aufnahm, scheint die Aufnahme vor diesem Datum entstanden zu sein.
Die Viggarspitze im Hintergrund hab ich glatt übersehen. Aber wo ist das genau? Mit Straße und Haus im Hintergrund sind solche Fotos auch heute noch nur bei Igls möglich, ich tippe auf eine Stelle gleich nach der Ausfahrt von der Endstation. Auch die auf Google Earth auslesbare Höhendifferenz von 5-7 Metern paßt dorthin. Mein Vorschlag: Haus Lanserstr. 45 Kamera, das gegenüberliegende, nimmer existente Haus neben der heutigen Nr. 24 im Hintergrund.
Mit Höhendifferenz habe ich den Niveauunterschied von Straße und Bahntrasse gemeint.
Ja, Ausfahrt Igls dürfte Stimmen, ich hab mich durch das heutige Aussehen irritieren lassen und muss sagen die Kurve vorm Lanser See hat mir auch nicht ganz gepasst.
Von der Datierung hätte ich auch auf Anfang der 1930er getippt. Die Wappen sind schon nicht mehr auf den Fahrzeugen zu sehen aber es ist auch noch kein Anzeichen der Elektrifizierung ersichtlich.
Wann genau Wappen und Zierlinien von den Beiwagen verschwunden sind, habe ich bis dato leider nicht genau nachvollziehen können.
Auf der Igler waren im Übrigen Züge mit bis zu 6 Beiwagen erlaubt.
Auch die Kleidung der Kinder, insbesondere der Mädchen, schaut schon recht „modern“ aus, ebenso die sachlich-schnörkelfreien Liegestühle. Dazu ein halbwegs neuzeitlicher Autobus. Anfang 30er dürfte stimmen.
Zur endgültigen Verifizierung der Örtlichkeit sei auch noch auf das links oben auch in Karten eingezeichnete Wegkreuz hingewiesen.
Bin erst jetzt auf dieses Photo gestoßen.
Das Haus heutige Hnr. Obexerstr. 24, jedenfalls noch westlich der Hohenburg würde ich wie Hr Hirsch sehen. Im 1940 Luftbild sieht man da auch eine Baumgruppe, die das Wegkreuz verdecken könnte. Auch sieht man dort, dass der Aufnahmeort nur Hnr 45 sein kann. Mit dem Häusermeer kann man dann auch feststlelen, das damals ein Herr Brunner dort gelebt hat. Über die Igler konnten sie zu ihrem Nachbern Hr. Rudolf Ficker sehen.
Kleine Korrektur zum berg: Zu sehen ist die Neunerspitze.