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Im Dienste Der Wissenschaft (Teil I)

Im Dienste der Wissenschaft (Teil I)

Als Erika Cremer im Jahr 1900 geboren wurde, hatte wohl niemand geahnt, welchen Lebensweg sie einmal einschlagen würde. Die gebürtige Münchnerin war eine physikalische Chemikerin, die sich dazu entschlossen hatte einen Großteil ihres Lebens in Innsbruck zu verbringen.

Cremer war die Tochter des Münchener Physiologieprofessors Max Cremer, der sie für eine wissenschaftliche Laufbahn motivierte. Die Familie zog nach Berlin, wo sie allerdings nicht das Gymnasium besuchen durfte, sondern lediglich eine Studienanstalt, in der sich junge Frauen in den Bereichen Naturwissenschaft und Technik weiterbilden konnten. Nach ihrem Abitur begann Cremer Physik und Chemie zu studieren, sie promovierte 1927 mit einer Dissertation zur Chlorknallgas-Reaktion, wurde danach allerdings nicht angestellt, sondern konnte nur als Volontärin arbeiten. In dieser Zeit publizierte sie viel. 1938 wurde Cremer, gegen den Willen des Dekans, in Deutschland habilitiert. 1940 nahm sie eine  eher unbedeutende Stelle an der Universität Innsbruck an, da die Bedingungen für Frauen dort besser waren. In einem Empfehlungsschreiben aus dem Jahr 1945 schrieb der Direktor des Physikalisch-Chemischen Instituts in München an das Dekanat der naturwissenschaftlichen Fakultät Innsbruck:

,,Alle Arbeiten [von Erika Cremer] zeichnen sich durch zuverlässige experimentelle Durchführung und saubere theoretische Verarbeitung der Ergebnisse aus. […] Frl. Dr. Cremer gehört zu den wenigen Frauen, die selbstständig fruchtbare wissenschaftliche Fragestellungen gefunden und bearbeitet haben, eine Eigenschaft, die auch unter Männern nicht allzu häufig anzutreffen ist.“

Zu Cremers größter Errungenschaft zählt die Erfindung der Gaschromatographie und ihre Entwicklung zwischen 1944 und 1947 an der Universität Innsbruck.  Hierbei handelt es sich um eine Analysemethode zum Auftrennen von Gemischen in einzelne chemische Verbindungen. Erika Cremer dachte aufgrund ihrer akademischen Erziehung immer, dass Patentierung etwas Anrüchiges sei, noch dazu war ihr der Prozess einer Patentierung zu teuer. Daher ließ sie ihre Erfindung, die später kommerziell sehr erfolgreich war, nie patentieren.

Im Vergleich zu ihren männlichen Kollegen dauerte es sehr lange bis Cremer die gleiche Anerkennung zugutekam und sie als außerordentliche Professorin aufstieg. Erst 1951 wurde sie zur außerordentlichen Universitätsprofessorin für physikalische Chemie ernannt. Die Funktion als Dekanin an der Philosophischen Fakultät  wurde ihr erst knapp vor ihrer Emeritierung angeboten. Erika Cremer starb 1996 in Innsbruck. 2009 rief die Universität Innsbruck das Erika-Cremer-Habilitationsprogramm ins Leben, womit die Universität wissenschaftliche Frauenkarriere fördern will.

(Verena Kaiser)

(Foto: Wiener Universitätszeitung, 15.04.1951, S.3)

Unterlagen zu Erika Cremer aus dem Universitätsarchiv: https://www.uibk.ac.at/universitaetsarchiv/erika-cremer/erika-cremer_02.pdf

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