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Illumination Für Rudolf

Illumination für Rudolf

Die Geburt eines Erzherzogs oder einer Erzherzogin wurde stets mit großen Festlichkeiten in der gesamten Monarchie kundgetan und gefeiert: Böller- oder Kanonenschüsse, festliche Beleuchtungen, Theateraufführungen und Festschießen gehörten dabei zum Standard- bzw. Minimalprogramm. So war es auch bei den Kindern von Kaiser Franz Joseph und Elisabeth, den Erzherzoginnen Sophie und Gisela 1855 und 1856. Als Kaiserin Elisabeth im August 1858 schließlich mit Rudolf einen Erzherzog und Thronfolger gebar, waren die Feierlichkeiten indes noch größer. Schon die Anzahl der Kanonenschüsse aus Anlass der Geburt ließ dies erahnen, waren doch für die Geburt einer Erzherzogin 21, bei jener eines Thronfolgers hingegen 101 Schüsse vorgesehen. (Geschossen wurde übrigens meist auf dem Neurath, also jener Gegend zwischen Sill und Sillkanal wo heute der Frachtbahnhof liegt)

Noch kurz vor der Geburt hatte Kaiser Franz Joseph mit einer Allerhöchsten Entschließung festgelegt, welche Form der Feierlichkeit anlässlich der bevorstehenden Geburt angebracht sei. Er ordnete an, dass „den Wünschen der Bevölkerung nur in soweit Folge“ gegeben werde, dass lediglich eine Illumination der Landeshauptstädte bewilligt sei. Andere Aufwendungen seien demnach zu vermeiden und stattdessen arme Personen mit einer Wohltat zu erfreuen. Eigens wies der Kaiser in der Entschließung darauf hin, dass auf Deputationen an den Hof zu verzichten sei – er hätte sich wohl mit Abordnungen aus allen Teilen der Monarchie konfrontiert gesehen. Schriftliche Glückwunschadressen waren hingegen kein Problem, sie seien im „ordentlichen Wege des Ministeriums des Inneren einzubefördern“.

Der Bürgermeister der Stadt Innsbruck hielt sich an diese Vorgaben und bat umgehend nach Erhalt der Vorschrift, am 7. August 1858, den Gemeindeausschuss mittels eines Umlaufbeschlusses (Currenda) um die Bewilligung der entsprechenden Mittel für die Feierlichkeiten zur anstehenden Geburt (siehe Titelbild). Der Ausschuss hatte mit Ja oder Nein zu antworten, wobei das Ergebnis wohl wenig überraschend ausfiel:

Die Spalte links zeigt die Ja-Stimmen, in der Spalte mit den Nein-Stimmen sind nur jene verzeichnet, die nicht anwesend waren.

Außerdem stand die Abfassung einer Glückwunschadresse an das Kaiserpaar zur Auswahl, was ebenfalls bewilligt und umgesetzt wurde. Die feierliche Illumination konnte daher ohne Probleme schon am Tage nach der Geburt Rudolfs am 22. August in Szene gesetzt werden, wie die Innsbrucker Nachrichten am 23. August berichteten:

Abends war die Stadt zur Feier des freudigen Ereignisses festlich beleuchtet. Mehrere öffentliche Gebäude und Privathäuser waren geschmückt und hatten transparente Beleuchtung. Besonders gut nahm sich der im obern Theile ganz beleuchtete Stadtthurm aus. Die Musikbanden des k. k. Inf.-Reg. EH. Albrecht, der Bürgergarde und der Wiltauer Schützen durchzogen von Fackeln tragenden Stadtschützen begleitet die Stadt, und in die rauschenden Klänge der Musik mischten sich die Lebehochrufe auf Se. k. k. apostol. Majestät den geliebten Kaiser Franz Josef, auf Ihre Majestät die gnädigste Kaiserin und auf den neugebornen Kronprinzen.

Der Statthalter Carl Ludwig, ein jüngerer Bruder des Kaiser, schenkte der Stadt aus Anlass der Geburt seines Neffens 1000 Gulden. Diese nahm dieses Geschenk wohlwollend an und schoss selbst noch 200 Gulden zu, um es anschließend an die Armen der Stadt zu verteilen. Eine Kommission bestehend aus dem Bürgermeister, dem Stadtdekan und der Armendirektion beschloss die Summe folgendermaßen zu verteilen: 535 Gulden und 12 Kreuzer wurden umgehend an die „Armenväter als außerordentliche Gabe an die eingeschriebenen Armen mit ständigen Wochenalmosen“ verteilt: 664 Gulden und 48 Kreuzer wurden an jene verteilt, die eigens um eine Hilfe angesucht hatte oder vom Dekan als „verschämte Hausarme“ vorgeschlagen wurden.

Man kann sich daher vorstellen, dass die Untertanen, besonders die minderbemittelten, die Geburt weiterer Kinder begrüßt hätten. Aber erst 1868 gebar Elisabeth neuerlich ein Kind, Marie Valerie. Die Feierlichkeiten waren dann wieder kleiner: 21 Kanonenschüsse und Tedeum in der Pfarrkirche.

(Stadtarchiv/Stadtmuseum Coml.1858)

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