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„Hoch-Innsbruck Und Seine Kämpfe Um Die Höhenstraße“ – Teil 2

„Hoch-Innsbruck und seine Kämpfe um die Höhenstraße“ – Teil 2

Vor einigen Tagen haben wir an dieser Stelle über den Innsbrucker Kaufmann Franz Schwärzler berichtet, der sich im April 1911 in einem ausführlichen Beitrag in den Innsbrucker Nachrichten für eine rasche Realisierung der Höhenstraße aussprach. Für Schwärzler war die Hungerburg ein bedeutender Touristenmagnet und die Erschließung dieses Gebietes daher schon allein mit Blick auf den Fremdenverkehr von großer Bedeutung.

In diesem Teil stehen nun die Entwürfe und Pläne im Mittelpunkt, die im April 1911 am Tisch lagen, sowie die Bemühungen um eine zeitnahe Realiserung des Projektes:

Die ersten greifbaren Versuche zur Verwirklichung dieser Straßenfrage reichen auf das Jahr 1906 zurück, wo die Oberingenieure Ferdinand Mayer und Fritz Konzert in uneigennützigster Weise aus eigener Anregung eine Darstellung über die Art der Ausnützung dieses Machtvollen Geländes unter dem Schlagworte „Vorschläge zur Frage der künftigen Verbauung des nördlichen Inngeländes der Gemeinden Hötting, Mühlau und Arzl“ in Broschürenform herausgegeben haben. Diese Schrift enthält ein generelles Projekt für neue Straßenzüge im Nordgelände, welche geeignet wären, dieses Gebiet dem Fremdenverkehr und der Besiedlung raschestens zu erschließen.

Der ganze Entwurf umfaßt, wie den Lesern durch wiederholte Veröffentlichungen noch in Erinnerung sein dürfte, fünf Projekte und zwar: 1. Die Auffahrtsstraße oder Straße vom Rößlwirt in der Höttingerau, welche als Anschluß der beim Prügelbau neu zu erbauenden Innbrücke gedacht ist, und bis zum Stamser in Hötting reicht. 2. Die Mittelstraße von Hötting, welche jedoch für die vorbesprochene Verbindung mit der Hungerburg nicht in Betracht kommt. 3. Die Höhenstraße vom Stamser in Hötting aus, unter teilweiser Benützung des alten Steinbruchweges bis zum Hungerburg-Plateau, von wo aus 4. die Mühlauer Höhenstraße ihren Anfang nimmt und serpentinenartig bis zur Schweinsbrücke abfällt, um 5. als Mühlauer Ausfahrtsstraße ihre Fortsetzung zu nehmen und bei der neuen Weyrer’schen Fabrik in die Reichsstraße auszumünden.

Dieser ganze Straßenzug ist, soweit er als Gemeinde-, respektive Auffahrtsstraße gilt, in einer Breite von 6 Metern nebst je 2 Metern Trottoir projektiert und für die Höhenstraße (also ab Stamser—Hungerburg—Schweinsbrücke oberhalb Mühlau mit 5 Metern, was jedoch in Anbetracht der Bedeutung, welche diese Straße für die Zukunft hat, als viel zu schmal bezeichnet werden muß. Die mittlere Steigung soll 8 bis 9 Prozent betragen. Der Unterschied zwischen Auffahrts-, bezw. Gemeindestraße und Höhenstraße ist deshalb so genau skizziert, weil die ersteren Straßenzüge reine Gemeindestraßen sind, welche auch nur von den Gemeinden allein finanziert werden müssen, während die zwei Höhenstraße durch die gegenseitige Verbindung der beiden Gemeinden Hötting und Mühlau den Bedingungen einer Konkurrenzstraße entsprechen, so daß dafür vom Lande und Staate je die übliche 35prozentige Subvention angesprochen werden könnte.

Im Jahre 1907 wurde noch, ein weiteres bedeutend detaillierteres Projekt, jedoch im selben Sinne wie das vorgenannte von der Bauunternehmung Josef Riehl kostenlos geliefert und dem Landesausschusse zur Überprüfung und Trassenrevision unterbreitet, welche diese Arbeiten jedoch wegen angeblicher Inkompetenz zurückgewiesen hat, wodurch Angelegenheit bis zum Jahre 1909 liegen blieb, wo sich aus Freunden und Interessenten dieses Projektes ein engerer Ausschuß bildete, der sich besonders zur Aufgabe machte, die Sache durch Vorerhebungen zu klären und die kompetenten und meist interessierten Gemeinden und Körperschaften dafür zu gewinnen.

Es begann nun ein reges Werben und Arbeiten, auch wurden verschiedene Vorschläge und Berechnungen bezüglich der Finanzierung des ganzen Straßenprojektes entworfen und den Gemeinden vorgelegt, doch da der gute Wille und der nötige Weitblick für die so geniale Idee fehlte, nützten alle Vorschläge nichts. Erst im Jahre 1910 besserte sich die Lage, da sich die Gemeinden Hötting und Mühlau entschlossen, das Projekt für die Höhenstraße (vom Stamser in Hötting auf das Hungerburg-Plateau und von dort bis zur Schweinsbrücke oberhalb Mühlau) gemeinsam dem Landtage behufs Erreichung einer Subvention zu unterbreiten. Der Landtag hat als Erledigung dieser Eingabe durch den Beschluß vom 11. Februar 1910 auch die Subvention bewilligt, verlangte jedoch durch den Landesausschuß von den Gemeinden einen detaillierten Kostenvoranschlag um sich dann mit der Regierung zwecks Erwirkung des üblichen Staatsbeitrages ins Einvernehmen setzen zu können. Leider ist bis heute von den Gemeinden das erforderliche Detailprojekt noch nicht beschafft worden und so zeitigten die Bemühungen der Interessenten sowie der eingangs erwähnten Gemeindeausschußmitglieder, welche durch Versammlungen, Audienzen beim Statthalter und anderen Versuchen unermüdlich gearbeitet haben, bisher nur einen negativen Erfolg.

Dies war der Stand der Sache bis vor einigen Wochen, wo sich die Interessenten zu einer Eingabe an den Landesausschuß entschlossen, in der sie nun um eine Unterstützung aus dem kleinen Straßenbau-Kommissionsfond ansuchten, zu einer wenigstens teilweisen Ausbesserung der schwierigsten Stellen des jetzigen Fahrweges. Der Landesausschuß hat diese auch bewilligt, jedoch mit der Bedingung, daß auch hiefür eine genaue Kostenberechnung vorgelegt werde. Nun wurde der Landesausschuß auch ersucht, diese Kostenberechnung durch einen technischen Landesbeamten vornehmen lassen zu wollen, was durch einer in den letzten Tagen herabgelangten Mitteilung ebenfalls zugestanden worden ist. Es ist nun wenigstens zu hoffen, daß die schwierigsten Stellen des bestehenden Fahrweges bald beseitigt werden und der Notschrei der Plateau-Bewohner nicht ganz vergebens gewesen ist. So wird endlich wenigstens eine teilweise Abschaffung der ganz unwürdigen Straßenverbiudung über Hötting mit dem Hungerburg-Plateau erzielt werden.

In den allerletzten Tagen ist aber ein noch größerer Erfolg errungen worden dadurch, daß die Gemeinden ohne gegenwärtige Bezahlungen in den Besitz des so sehnlichst gewünschten Detailprojektes gelangen werden und hiedurch die Möglichkeit zur Erreichung dieses großen und schönen Zieles bedeutend näher gerückt ist. Die Bauunternehmung Biedermann u. Co. konnte durch ihren Leiter Herrn Ingenieur Eugen Heid bewogen werden, die Pläne nebst den Kostenvoranschlägen für die Höttinger und Mühlauer Höhenstraße unter der Bedingung zu beschaffen, daß die hiefür erwachsenen Kosten seinerzeit bei Durchführung dieses Projektes vergütet werden.

Damit ist die Höhenstraßen-Angelegenheit in ein Stadium gerückt, welches bei zielbewußtem und energischen Vorgehen von Seite der Gemeindevertretung umso eher zu einem erfolgreichen und baldigen Abschlusse führen muß, als die Durchführung der Auffahrts- resp. Gemeindestraße von Hötting schon endgültig beschlossen und auch schon ein Teil der notwendigen Gelder aufgenommen ist.

Die Höhenstraßen werden nach einer approximativen fachmännischen Schätzung auf Höttinger Seite ungefähr 100.000 bis 110.000 Kronen und auf Mühlauer Seite 120.000 bis 130.000 Kronen, somit zusammen höchstens 240.000 Kronen [das entspricht rund 1,39 Millionen Euro] kosten. Zieht man hievon die bereits prinzipiell zugesagte Unterstützung von Staat und Land, welche mit je 36 Prozent bemessen ist, ab, so bleiben nur noch 30 Prozent von den gesamten Barkosten übrig. Da gewiß auch die Stadtgemeinde Innsbruck, die am Hungerburgboden ein besonderes Interesse mit Rücksicht auf die Entwicklung des Fremdenverkehrs hat, zur Leistung eines nennenswerten Beitrages bereit sein dürfte, verbliebe für die beiden Gemeinden Hötting und Mühlau ein so geringer Anteil, daß sie sich in Anbetracht der großen materiellen Vorteile, die ihnen durch rasche Ansiedlungen und Bebauung an neuen Gemeindeumlagen zufließen würden, unmöglich länger mehr weigern können.

Sollte dies dennoch der Fall sein, dann wäre es höchste Zeit, daß die Regierung, resp. die Landesverwaltung ihren Einfluß zur Geltung brächte, damit ein so bedeutendes und Nutzbringendes Gebiet nicht länger verschossen bleibt.

Allen Argumenten und allem Einsatz von Schwärzler und seinen Mitstreitern zum Trotz, sollten noch fast 20 Jahre vergehen, ehe die Höhenstraße (oder zumindest das Teilstück zwischen Hötting und der Hungerburg) dem Verkehr übergeben werden konnte. Franz Schwärzler erlebte die Eröffnung der Straße nicht mehr. Er starb am 15. Jänner 1929, erst 50 Jahre alt, in einem Münchner Sanatorium.

(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, Ph-A-3)

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