Hoch hinaus: Mit den Augen des (un)bekannten Fotografen XXX
Heute vor 111 Jahren berichteten die Innsbrucker Nachrichten ausführlich über die konstituierende Sitzung des „Vereines für Luftschiffahrt in Tirol“, die am Tag davor im Hotel Habsburgerhof stattgefunden hatte. Nachdem in den Jahren 1907-09 mehrere Ballone von Auswärtigen in Innsbruck gestartet waren und ein reges Presseecho fanden, begannen im Herbst 1909 die Vorbereitungen für die Gründung eines Vereins für den Betrieb einer Tiroler Ballonstation; die Statuten wurden um die Jahreswende 1909/10 von der Statthalterei bewilligt.
Schon in den Vorbereitungen zeigte sich eine höchst interessante Kombination verschiedener Interessen, insbesondere jenen von Sport, Tourismus, Wissenschaft, Militär und Patriotismus. Diese fasste der Präsident Anton von Posselt-Csorich, anlässlich der Einweihung des „Ballon Tirols“ – die hier schon einmal Thema war – etwa zweieinhalb Monate nach der Vereinsgründung detailliert zusammen:
Diese Vielseitigkeit hatte eine breite finanzielle, materielle und personelle Unterstützung von Stadt (Gaswerk), Armee, Universität und Wirtschaft zur Folge und dürfte ein Teil des Erfolgsrezept des Vereines gewesen sein. Bereits bei der Konstituierung konnte er auf vier Gründer (5000 Kronen Beitrag), 2 Stifter (500 Kronen) und 60 Mitglieder bauen.
Ein Jahr später zählte der Verein bereits über 200 Mitglieder. Unter diesen wurden übrigens Vereinsfahrten mit dem Baron Tirol ausgelost. Dabei lief nicht immer jedes Detail wie geplant: „In Ermanglung eines wie bisher für dieses Amt auserlesenen Fräuleins wurden diesmal die Lose von einem unbeteiligten Herrn gezogen,“ berichtete der Allgemeine Tiroler Anzeiger am 11. Juli 1911. „Von den 30 Ausgelosten“ kamen die folgenden Personen – die ebenfalls das Spektrum des Vereins gut illustrieren – „in erster Linie in Betracht: Anton Traut, Hans Kirchmayr, Hotelier Karl Beer, Hermann Schwaighofer, Oberleutnant Adolf Bier, Franz Graf Vetter, Konsul Heinrich Pohlschröder, A. W. Andernach, Beuel a. Rh., Direktor Brosche, Lindau, und Louis Bauer.“
Auch die Familie Vetter war also offensichtlich, zumindest am Rande, im „Verein für Luftschiffahrt in Tirol“ aktiv. Ein weiteres Jahr später trat übrigens Statthaltereirat Rudolf Graf Vetter als einer der Spender „für Abhaltung von Schauflügen und Anschaffung eines Flugapparates ‚Innsbruck'“ in Erscheinung (Innsbrucker Nachrichten, 28. September 1912, S, 20) .
Ob Rudolf die Ballone lediglich aus sicherer Distanz dokumentierte oder auch einmal in den abenteuerlichen Genuss einer Fahrt kam?
(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, Ph-Pl- 693)