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Hinter Schloss Und Riegel (I.)

Hinter Schloss und Riegel (I.)

Das Handwerk der Schlosser ging wie viele andere aus dem der Schmiede hervor. Letztere belieferte sie auch mit den groben Metallstücken und die Schlosser nahmen sich dann der Feinarbeit an. Neben den für sie namensgebenden Schlössern und den dazugehörigen Schlüsseln stellten sie auch metallene Türbeschläge, Gitter für Tore und Fenster und dergleichen her. Im Laufe der Frühen Neuzeit spezialisierten sich manche von ihnen auch auf besonders kunstvolle Arbeiten, wie wir sie heute teils noch in Kirchen und Adelssitzen bewundern können. Wann die Zunft der Schlosser in Innsbruck ihre erste Handwerksordnung bekam, wissen wir leider nicht, aber im Jahr 1548 baten ihre Vertreter den Stadtrat ihre neue Ordnung zu bestätigen.

1573 findet sich eine spannende Episode bei den Innsbrucker Schlossern. Auf Anregung des Füssener Schlossergesellen Bartlmä Fenndt, schlossen die Lehrlinge und Gesellen des Handwerks einen Pakt, dass sie keine weiteren Gesellen mehr an ihre Meister vermitteln würden, bis diese für eine ordentliche Herberge für diese schufen. Es war also noch kein Streik im heutigen Sinne, also dass sie kollektiv die Arbeit niederlegten, aber sie vermittelten keine neuen Arbeitskräfte mehr, um Druck auf die Meister auszuüben. Die Gesellen setzten ihre Forderung durch, es wurden sogar auf Anordnung des Stadtrats wöchentliche Beiträge zur Unterstützung von armen oder kranken Gesellen eingeführt – allerdings sperrte der Rat gleichzeitig die Anführer des Paktes in die „Vischerin“, die Zelle im Stadtturm. Auch wenn man also mit manchen ihrer Forderungen sympathisierte, war die Obrigkeit der kollektiven Interessenvertretung der Arbeiterschaft gegenüber sehr skeptisch eingestellt. Bis zu den modernen Gewerkschaften war es damals noch ein langer Weg – darauf musste man noch rund 300 Jahre warten.

In diesem Jahr findet sich übrigens auch noch eine weniger ernste, aber dafür amüsantere Bemerkung in der Stadtchronik – die Schlosser baten den Rat um eine neue Fassung ihrer Zunftordnung, da sie das Dokument den Schlossern in Kufstein geliehen hatten, wo diese es verschustert (oder wohl verschlossert?) hatten.

(Das Zunftzeichen der Schlosser in der gleichnamigen Gasse, KR-PL-K-1018)

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