Heute ist ja…
…Muttertag. Jene geschätzte Kollegin, die aus diesem Anlass letztes Jahr einen entsprechenden Beitrag verfasst hat (der aus welchen Gründen auch immer auf beharrliches Schweigen seitens der Leser:innenschaft gestoßen ist) hat mich am Freitag dankenswerterweise(?) im ziemlich letzten Moment darauf aufmerksam gemacht, dass dieser Tag doch gewürdigt werden könnte. Ich hatte – wohl als unterbewusstes Gegenprogramm – schon einen ausgewiesen Männerbeitrag (ich sag nur: Motoren und Freiheit!) vorbereitet, aber der folgt dann irgendwann in der nächsten Zeit.
Pflichtbewusst begab ich mich also für sie (und nun auch Sie) in die Untiefen unserer Archivdatenbank und fand hier auch ein passendes Bild, dessen Spruch recht gut dokumentiert, warum bei uns zu Hause der Muttertag nie eine große Sache war – eher das Gegenteil: „Mutter schenkt uns ihre Liebe, Tag für Tag ihr ganzes Leben, Einen Tag im Jahrgetriebe / Laßt sie uns ihr wiedergeben.“
Meine Mutter – die von den hohen Muttertagsansprüchen ihrer Mutter etwas geschädigt war – hat sich nie etwas aus diesem anlassbezogenen Ehrentag mit all seinen Klischees, Kitsch und Konsum gemacht. „Mir ist lieber, ihr helft mir auch während des Jahres immer wieder einmal“, hat sie gemeint. Oder: „Ich freue mich an anderen Tagen genauso, wenn du mir einen Blumenstrauß pflückst“ (was ich am Heimweg von der Schule immer wieder gern gemacht habe). Zumindest mit den obligatorischen Gedichten und Basteleien aus der Schule wurde sie natürlich trotzdem beglückt.
Aber so hat halt jede und jeder ihren eigenen Zugang. Ein Tag der Wertschätzung und Bewusstseinsbildung ist sicher besser als keiner, idealerweise sollte es halt wohl nicht bei dem „einen Tag im Jahrgetriebe“ bleiben…
(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, Ph-37096)
Ein wohl unbeabsichtigt herrlich typisches Mutterbild, eh schon schwer beschäftigt mit dem Baby, kommen jetzt noch die anderen Kinder daher mit ihren doofen Blumen. Bitte, wohin damit, hab ich fünf Hände?
Die reifen Äpfel zeigen, daß der Künstler entweder keine Ahnung von Obstbau oder den Muttertag nicht gemeint hat.
Ich war als Kind von diesem Brauch von Muttern höchstpersönlich freigestellt worden „Hör bloß uf mit däm blöde Nazifäscht!“ sprachs und abgehakt. Auch wenn das Kommerzfest natürlich den Amis zuerst eingefallen ist.
Ein Hoch auf Ihre Mutter!!!
Lieber Herr Bürgschwenter!
Bevor sich, so wie schon im Vorjahr, niemand zu den lieben Muttertagsgrüßen und -wünschen aus dem Stadtarchiv äußert, darf ich dazu sagen: „Meiner Seel….!!!“
Warum?
Ja, wo hängen denn am Muttertag reife Äpfel am Baum? – Am ehesten in einer Deutschen Kolonie in Südafrika. Aber ob da gleichzeitig „Rosen-Tulpen-Nelken“ wie im Poesiealbumsvers „blühen“…???
Die Mutter von nunmehr vier Kindern in „Werktagstracht“ mit kariertem Mieder. Die Trachtenbluse ist wesentlich aufwändiger gearbeitet: Um diese Fältelung der Armkugel zu erreichen, mußte „Smokarbeit“ akkurat genau gestickt
worden sein. Die sorgfältig gekämmte und gesteckte Knotenfrisur mit den Locken, die das Gesicht umrahmen, kann höchstens mit einer Brennschere hergestellt worden sein…
Auch die Henne ist glücklich, daß sie nun Küken hat, was wiederum für „Frühling“ sprechen würde.
Nur die drei schon (aber nicht allzuviel) „größeren“ Kinder in karierten (Schürzenstoff)Kleidern – ihr Anblick tut mir weh – die Mutter scheint ihre Anwesenheit gar nicht mehr zu bemerken – ich habe den Eindruck, sie fühlen sich in diesem Moment sehr u n e r w ü n s c h t .
Aus welchem Jahr wohl dieses „Mutter-tags)-bild“ stammt, wäre interessant, steht aber nirgends drauf.
Aber ein Eindruck bleibt: Die „Mehrkindfamilie“ ist das Ideal – und eine Mutter hat sowieso zaubern zu können – und hat dabei immer „wie aus dem Schachtele“ auszuschauen.
….und alles kleinkariert – die Stoffauswahl spricht eigentlich Bände!
Ganz vergessen zu erwähnen: den Wickelbändern nach ist es „schon wieder“ n u r ein Mädchen….
Und so jung wie das G’sichtl der Mutter ist…..und dazu eine Neunjährige, einen Sechsjährigen und eije 3-4 jährige –
blieb bei soviel „Putzigkeit“ auch noch ein bi0l Zeit zum Nachdenken?
Schriftbild und verwendete Farbe deuten m.E. eher auf die späten 20-er, frühen 30-er Jahre.
(Man hat eigentlich gut „den Boden vorbereitet“ für das Kommende….)
Danke für diese scharfsichtigen Kommentare. Es ist immer wieder faszinierend, welche Details man findet, wenn man sich solchen Kompositionen eingehender widmet! Bezüglich der Datierung werde ich morgen das Original ausheben.
Der Muttertag wurde in Österreich bereits in der Ersten Republik gefeiert. Als Ideenstifterin gilt die Mutter des damaligen Bundespräsidenten Hainisch, Marianne Hainisch, geboren 1839 und 1936 mit 97 Jahren gestorben.
1924 wurde der Muttertag am 1. Juni gefeiert. Die Innsbrucker Nachrichten berichten am 5. Juni 1924 über den ersten Muttertag in St. Johann und wie dieser verlaufen ist:
„Aus S t. J o h a n n i. T. schreibt man uns: Am 1. d.
hatten wir den ersten Muttertag. Eine Neuerung, der man
mit einiger Besorgnis ob des Gelingens entgegensah. Es
sei aber vorweg festgestellt: der Wurf gelang. Schule und
Geistlichkeit nahmen sich der edlen Sache an, es wurde
fleißig vorgearbeitet und so kam es zum vollen Erfolge.
Zum Hauptgottesdienst zogen die Kinder mit Fahnen, be-
gleitet vom Lehrkörper und der hochwürdigen Geistlichkeit,
ein. Die Festpredigt hielt H. H. Kooperator Winfried Kne-
ringer und ging von drei Bildern der Gottesmutter
aus: die Mutter an der Krippe, die Mutter begegnet
Jesus am Wege auf Golgatha und die Mutter beim
Kreuze, am Kreuze das Kind. Die Mutter soll die Kinder
so erziehen, daß sie das Leben der Mutter nachleben
können. Ergreifend war der Schluß der Predigt, die tiefen
Eindruck machte: Am Grabe einer guten Mutter soll das
Kind zu tiefst im Herzen empfinden: „Hier ist mein Glück
begraben.“ Das feierliche Hochamt zelebrierte der hochw.
Msgr. Dekan Dr. Reiter, der bei der nachmittägigen
Festfeier im Postsaale die Festrede über Mutterwürde in
gediegener Weise hielt. Die Nachmittagsveranstaltung wies
von Seite der Mütter und ihrer Gatten einen sehr guten
Besuch auf und verlief in höchst befriedigender Weise. Die
Kinder ehrten ihre lebenden und toten Mütter durch
dramatisierte Gedichte. Den Schluß bildete ein lebendes
Bild: Huldigung an Maria, der Mutter der schönen Liebe
und der heiligen Hoffnung. Herr Dr. B l a ch f e l l n e r
bot gesanglich Vorzügliches. Es war ein Ehrentag der
christlichen und deutschen Mütter, der gute Samen in die
Familien streute. Darum gebührt Dank den veranstalten
den Lehrpersonen, der Geistlichkeit und der Frau Lehrer
Egger, die ihr Können und ihre Erfahrung liebens-
würdigst in den Dienst des Muttertages stellte.“
Nein, das ist eine amerikanische Geschäftsidee, die 1914 vom US Präsidenten persönlich mit dem zweiten Sonntag im Mai zu zelebrierend festgesetzt wurde. Geschäftsideen, die uns mit nur von Schuften parierten Emotionskeulen aufs Auge gedrückt werden (auch Valentinstag und Allerheiligen), sind besonders erfolgreich.
Allen Müttern die besten Wünsche zum Überstehen dieses Festes. „Was wünscht Du Dir zum Muttertag, Mama?“ – „Einen Fluchthelfer!“