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Herbstmeisterschaft Am Verbandssportplatz

Herbstmeisterschaft am Verbandssportplatz

Analog zu den Bürgerinnen und Bürgern, die die Wohnungsknappheit in Innsbruck beklagen, bedauern die Fußballvereine den Sportplatzmangel. Beides ist nicht nur ein aktuelles Phänomen, sondern begleitet die Stadt das ganze 20. Jahrhundert bis in die Gegenwart (hier ein Beispiel aus dem Jahr 1974).

Nachdem im Herbst 1930 der Flungersportplatz in der Höttinger Au aus finanziellen Gründen aufgelassen werden musste und die Sportplatzmisere verschärfte, ergriff der Tiroler Fußballverband im Jahr darauf selbst die Initiative: Der Kaufmann Peter Mayerl vermittelte einen Grund in Pradl, der ÖFB übernahm die Baukosten und die Pacht und bereits am 30. August 1931 konnte in der Amraser Straße – unweit des städtischen Sportplatzes an der Sill, vulgo Tivoli – der neue Verbandssportplatz eingeweiht werden. (Festschrift 40 Jahre TFV, S. 21-22) Das Eröffnungsprogramm wurde „dem F. C. Wacker übertragen, der für Innsbruck etwas neues, und zwar ein Blitzturnier“ – mit Spielen, die 15 Minuten dauerten – organisierte. (IN, 28.8.1931, S. 8)

In der Folge war der Verbandssportplatz Dreh- und Angelpunkt des lokalen Meisterschaftsgeschehens. Zeitgenössische Aufnahmen zeigen, dass ein hoher Zaun den gesamten Platz vor neugierigen Blicken schützte – und das interessierte Publikum zum Kauf von Eintrittskarten animierte. Wie aus der außerordentlichen Generalversammlung des TFV im September 1931 hervorgeht, beliefen sich die Kosten für die Errichtung des Zaunes auf 3500 Schilling, exakt die Hälfte der bis dahin angefallenen Gesamtkosten. (ATA, 22.09.1931, S. 8)

Die Fotos dieses Beitrags – auf denen man auch die Bebauung der Umgebung sehr gut erkennen kann – stammen aus der Vereinschronik des Innsbrucker Athletik-Clubs, der hier am 25. November 1934 als Tabellenführer das punktelose Tabellenschlusslicht SVI „nur“ mit 3:1 besiegte. „Daß der spielerfahrene IAC. die stärkere Mannschaft stellen kann und sicher siegen wird, wußte man vorher, die erwarteten Offenbarungen blieben aber aus„, so ein in die Chronik eingeklebter Zeitungsbericht. „Erwähnenswert war eigentlich nur die tapfere und vorbildlich aufopfernde Art, mit der sich die Sportvereinsspieler, die ja von vorneherein auf verlorenem Posten standen, gegen den siegessicheren Gegner zur Wehre setzten„. Mit dem Sieg sicherte sich der IAC den Herbstmeistertitel, zwei Punkte vor dem ISK. Der amtierende Tiroler Meister hatte erst zu Saisonbeginn seinen Namen von „SV Hötting“ auf „Innsbrucker Sportklub“ geändert – wofür der Verlust seiner Heimstätte in der Höttinger Au sicher mitschuld war. Das Tat dem Erfolg aber keinen Abbruch, der Verein schaffe es im Frühjahr 1935, den IAC noch abzufangen und seinen Meistertitel zu verteidigen.

Während sich zur Errichtung und Benützung des Platzes einiges in den Zeitungen findet, verhält es sich bezüglich des Endes ganz anders. Die letzte Erwähnung fand ich mit 24. März 1938, als die Innsbrucker Nachrichten berichteten, dass der ISK die Frühjahrssaison am „Verbandsplatz“ gegen eine Deutsche Soldatenelf eröffnen würde. Der Tiroler Fußballverband war nach dem Anschluss vom NS „Fachamt Fußball“ abgelöst worden, das die rege Innsbrucker Fußballlandschaft auf vier Vereine reduzierte. Es ist anzunehmen, dass der Platz noch im gleichen Jahr aufgelassen wurde, weil man keinen Bedarf mehr dafür sah.

(Fotos: IAC-Chronik)

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