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Hauptpost Im Jugendstil

Hauptpost im Jugendstil

Ein nicht realisierter Entwurf des Böhmisch Wiener Architekten Leopold Bauer zeigt einen schmucken Jugendstilschwung und erläutert in verständlichen Worten die Anforderungen an so ein Gebäude. Umgesetzt wurde der Bau allerdings von Natale Tommasi, Bauer dürfte es verwunden haben und machte sich mit der Österreichischen Nationalbank in Wien wenig später unsterblich. Originell am publizierten Plan ist die in schönster fin-de-siècle Schrift gesendete Nachricht an die Stadtherren: „Anstelle dieses Baues werden die Innsbrucker eine Schmach von Architektur erhalten“.

Beim Anno-Googlen zum Thema findet man Diskussionen im Gemeinderat von 1903, als das Gebäude noch in der Universitätsstraße gebaut werden sollte. Mit der Einverleibung Wiltens wurde allerdings der Servitengrund zum Favoriten.

Bei der Betrachtung der Hauptpost ist es für jüngere Menschen schwer vorstellbar, dass bis vor gar nicht allzu langer Zeit hier alle Zimmer mit Postlern besetzt waren. Meine Lieblingsepisode aus den 1980ern ist dabei jene, dass es eigene Aufbewahrungs-Beauftragte für nicht zustellbare Briefe gab. In einem quadratischen Raum, der gefühlt 80 Quadratmeter groß und sieben Meter hoch war, wurden Briefe und Ansichtskarten nach den darauf angegebenen (falschen) Adressen zunächst einmal in hohe Regale einsortiert. Von dem Raum hatte ich erfahren, als ich einmal von einer Angebeteten eine Ansichtskarte aus den Sommerferien erhoffte, diese aber nie ankam. Nach den Ferien beharrte sie auf der ganz sicher geschickten Grußkarte, allerdings hatte sie meine Adresse nur teilmemoriert. Mit dieser ungefähren Angabe ging ich dann in den zweiten Stock der Hauptpost, fragte mich zum natürlich nicht angeschriebenen Saal für möglicherweise unzustellbare Sendungen durch und suchte dann gemeinsam mit dem Herren im grauen Arbeitsmantel die Ansichtskarte. Wir fanden sie, das Mädchen hatte die Wahrheit gesagt, mir allerdings nur schöne Grüße aus dem Urlaubsort statt etwas mehr geschickt – aber immerhin.

Dieser Beitrag hat 6 Kommentare
  1. Als ich las „…hätte zunächst in der Universitätsstraße gebaut werden sollen…“, fragte ich mich perplex und ratlos „Bitte-wo?“
    Und wenn ich mir diese Wiener Jugendstil – Beamtenkaserne an der Ecke Maximilian- und Fallmerayerstraße stehend vorstelle – ich wette, da hätte der „Postgaul“, pardon: „Amtsschimmel“, wesentlich lauter gewiehert als im Weser -Renaissance – Stil – Bau des Vittore Tommasi.
    Mehr Platz wäre in dieser Zwingburg sicher gewesen, hätte man sie zur Gänze verwirklicht…. (der Tommasi-Bau hat ja auch keinen Ostflügel bekommen, ist also ein Fragment geblieben)
    Jetzt wäre es interessant, wie die beiden Kostenvoranschläge ausgesehen haben…

    1. Jessas naa, der hat ja N a t a l e geheißen, der Baumeister Tommasi!
      (Aber wenn bei der Familie Tommasi, A.-Hofer-Str.40, sowohl der Vater (ich erinnere; Schrebergarten Stubaierkurve, Pfirsichbaum) als auch der Sohn Vitttorio, bezw. Wiggi, hießen, da stellt sich zu diesem Familiennamen automatisch der Name Victorius, in welcher Form auch immer, im Hirn ein…)

  2. Standort Universitätsstraße? Statt der düsteren Klosterkaserne? Sinnvoll aber undurchführbar.

    Der reinrassige Austriazismus des geradezu militärisch streng geheimen Unzustellbarkeitszwischenaufbewahrungssaales ist fast interessanter als die Geschichte eines nicht gebauten Gebäudes. Da behält man – man kann NIE wissen! – falsch adressierte Postsendungen (wohl ohne Absender?) auf, andererseits – man kann NIE wissen! – hält man diesen Umstand vor der Kundschaft geheim, weil da könnte ja jeder kommen…Und auch wenn man davon erfahren hat, den Ort mußte man erst einmal finden. Und wenn man davor stand, war es nicht angeschrieben. Und dann nur Herzliche Grüße aus Tripstrill! Und womöglich nur von sowieso und nicht von Deiner sowieso. So eine gemeine Pulsschlagbremse. Wie war das Organisiert= Nach Herkunftsort und Datum, getrennt nach Briefen und Postkarten? Und gab es auch eine unter Amtseid stehende Unzustellbarkeitsablaufsdatumpostvernichtungsvertrauensperson? Mit Stellvertreter der anderen Partei?

    Also ich und mein Bekanntenkreis haben nichts von der Existenz gewußt. Oder war das versäumtes Allgemeinwissen?

    1. Trösten Sie sich, Herr Hirsch, auch der Buchhaltung der Post- und Telegraphendirektion (und ihren Bediensteten) im Juchee des 4. Stockes oben war die Existenz dieses geheimnsvollen Saales völlig unbekannt. Ich darf mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit annehmen, daß dieser Saal stets verschlossen war – und daß man den dazugehörigen Schlüssel erst „auf Antrag“ beim Vorstand des Hauptpostamtes bekam, welcher ihn aus einer (verschlossenen) Kassette in einem (versperrten) Tresor entnahm….
      ….weil sunst hätt ja a jeder kommen können und…. (was weiß ich)

  3. Als Bauplatz für die neue Hauptpost wurde ein Abriss der Häuser Universitätsstraße 3, 5 und 7 schon sehr konkret in Erwägung gezogen. Zur Beratung der „Postfrage“ im Gemeinderat berichten die Innsbrucker Nachrichten vom 19. Oktober 1903 u.a.:
    „Sohin wird folgender Vertrag genehmigt:
    Die Stadtgemeinde Innsbruck stellt auf Grund
    des Gemeinderatsbeschlusses vom 17. Oktober
    1903 folgendes Anbot betreffend der Errichtung
    eines neuen Post- und Telegraphengebäudes in
    Innsbruck:
    Die Stadtgemeinde Jnnsbruck erwirbt die
    dem St. Josef-Spar- und- Vorschußverein ge-
    hörigen Realitäten Haus Nr. 3, 5 und 7 in der
    Universitätsstrasse in Innsbruck kaufweise zum
    Eigentum um den von dem genannten Vereine
    geforderten Preis von 326.000 Kronen…..“

    1. ….und jetzt grüble ich noch immer über diesen Jugendstilentwurf…. die ganze Woche schon.
      1) Mir will scheinen, der Architekt hat d i e s e n Entwurf für ganz woanders gemacht – und nicht für Innsbruck! – und ist
      …schon dort damit abgeblitzt.
      2) Die am Entwurf gezeichneten Häuschen verraten uns, daß er den vorgesehenen Bauplatz in Innsbruck überhaupt nicht
      …kannte und nie gesehen hat. Und
      3) hat er möglicherweise gedacht „Vü’leicht fressens de Tiarola, wann i eahna den Plan a wengerl modifiziern tua – dann
      …waaar i eahm endli los. I dazöhl ihna hoit, wia modern se dann auf dar ganzn Wölt dastehn… Des fressn dee sicha!“
      4) Wogegen (in meiner Fantasie!) der Plan des Natale Tommasi – jaaa – mir vorkommt, wie vom Symbol des Posthorns …
      …inspiriert – oder als stecke dieses Posthorn insgeheim drin.
      Schauen Sie: Das „Mundloch“ wäre gewissermaßen im kleineren Ostturm, die Kreisform des Rohres würde sich in der Mitte – unter dem geschwungenen Giebel – verstecken – und die weithin hörbaren lauten Töne ….

      —- ja, die kamen ja ohnedies aus dem großen westlichen Uhrturm (einem „verspieltern Innsbrucker „Big Ben“ sozusagen)
      Denn im ersten Stock – jawohl! Im Turm!- war das Präsidialbüro…. und im vierten Stock residierte der Herr Rechnungsdirektor…. (Herr Morscher erinnert sich – Neujahrsbeitrag Rau(h)reif am Inn).

      Nein, nein, das Wesen der guten alten Post hat der Tommasi besser erfaßt.

      Was die Post wirklich kaputtgemacht hat?
      Eindeutig der Wechsel im Buchhaltungssystem, würde ich sagen. Denn bei der Kameralistik gabs nur „Vorschreibung“ (wäre zu bezahlen) und „Abstattung“ (ist bezahlt worden).
      Aber die Gier isch a Luader – und das „Dienstleistungsunternehmen“ Post wollte Gewinne machen…
      Soweit meine von (fast) keiner Sach- und Fachkenntnis getrübte Expertise.

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