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Die Straßen Von Innsbruck – Die Maximilianstraße

Die Straßen von Innsbruck – die Maximilianstraße

Während die Müllerstraße einen relativ unbekannten Namenspatron hatte, könnte man sich bei dieser Straße schwer einen bekannteren vorstellen. Wenn man die Omnipräsenz des letzten Ritters in Innsbruck bedenkt, ist man eigentlich verwundert, dass er nicht schon früher seine eigene Straße bekam. Die Straße, die einst die Grenze zwischen Innsbruck und Wilten markierte und dementsprechend Grenzstraße genannt wurde, trägt ihren heutigen Namen im Ganzen erst seit 1902 (ein Teil von ihr zumindest schon seit 1888). Beginnend an der Triumphpforte führt die Straße bis zur Innsbrucker Klinik. Abgesehen von diesen beiden Bauwerken befinden sich auch die Herz-Jesu-Kirche, das Landesgericht und die ehemalige Hauptpost in der Maximilianstraße.

(Hauptpost, Maximilianstraße 2, Signatur Ph-6942)

Das k.k. Post- und Telegraphengebäude (Maximilianstraße 2) wurde zwischen 1905 und 1908 nach den Plänen des Architekten Natale Tommasi errichtet. Moderne Augen würden es vielleicht als einen schönen Bau der Gründerzeit-Architektur sehen, viele Zeitgenossen waren damit jedoch alles andere als zufrieden. So hieß es in den Innsbrucker Nachrichten:

„Das neue Postgebäude hätte ein Schaustück ersten Ranges, eine architektonische Hauptsehenswürdigkeit Innsbrucks werden können und der Staat hätte gewiss ein Interesse daran gehabt, an einem seiner wenigen großen Fremdenverkehrszentren, ein Musterbauwerk zu errichten. Doch unser neues Postgebäude scheidet sich kaum im Äußeren, noch weniger im Innern von ähnlichen ärarischen Bauten der letzten zwei Jahrzehnte, und so bleibt nur die eine Hoffnung übrig, dass es sich wenigstens als praktisch erweist.“

–          Innsbrucker Nachrichten, 04. Januar 1908.

(Titelbild: Die Maximilianstraße in Richtung Westen, rechts das Hauptpostamt, weiter hinten der Turm der Herz-Jesu-Kirche, Signatur Ph-7159)

Dieser Beitrag hat 28 Kommentare
  1. Links am Eck zur Lieberstraße sieht man das Gebäude der Oesterreichischen Nationalbank vor ihrem Umzug in den Neubau in der Adamgasse.

  2. Herr Roilo, ich staune, was Sie mir alles zutrauen würden – so auf die Schnelle ein Referat über einen Neorenaissancebau eines T i r o l e r (jawohl!) Architekten (der, wie sein Vorname sagt, ein „Christkindl“ war – geb. am 24.12.1853 in Tavernaro, einer Ortschaft nördlich oberhalb der Straße von Trient nach Civezzano)
    Ja, ein stolzer Bau ist es schon – wenn auch so manche Verzierungen und Turm- und Türmchenaufbauten bereits im 2. Weltkrieg das Zeitliche gesegnet haben –
    – da wäre es schön, gute Fotos der derzeitigen Situation aus ebendemselben Blickwinkel d a n e b e n zu haben, daß man vergleichen könnte, was der Zahn der Zeit so alles „abnagenswert“ befunden hat…
    Technisch fallen natürlich die vielen senkrecht in den Himmel aufstehenden Antennen auf – die gibts sicher schon längst nicht mehr… Gibts eigentlich noch diese Parabolspiegel am Dach noch in der östlichen Gebäudehälfte, 1958 errichtet auf einer Art Brücke – von der Straße aus , glaube ich, kaum sichtbar.
    Aber bleiben wir bei meinen Erinnerungen – bei den mittleren Eingängen ins Gebäude, durch die man in die Vorhalle gelangt – und geradeaus in die große (einstige Schalter-)Halle – und nach rechts zu den Telefonzellen und zur „Telegramm- aufgabe“, wo man sein Formblatt mit Empfängeradresse und Text am Schalter abgab. Hier wurde es zusammengerollt und in eine Büchse eingeschlossen – und mit Rohrpost ins Fernamt – war das jetzt im 2. oder im 3. Stock, ich weiß es nicht mehr- buchstäblich hinaufgeschossen, wo es (dank Druckluft) mit einem lauten Knall ankam.
    Von der Vorhalle nach links, an der Portierloge vorbei, gelangt man in den Gang Richtung Westen – und links gleich ins Stiegenhaus.
    Hier im Parterre war gleich links das Büro des Amtsvorstandes des PTA Innsbruck 1 und der Sekretärin. Weiter dann: die „Einlaufstelle“, wo jede „Post“ einen „Eingangsstempel“ erhielt – und von wo sie dann den einzelnen Direktionsabteilungen und uns in der Buchhaltung in einem Teil des 3. und im 4, Stock zugeteilt wurde.
    (Ich könnte mir vorstellen, daß sie in Rom beim Papst im Vatikan auch noch so ein ähnliches System haben – und viele Papierkörbe dazu…)
    Ah, noch was war im Parterre – die Standesführung mit den Personalakten aller Bediensteten – für die natürlich strengstes Amtsgeheimnis galt – und im Mai 1945 seien plötzlich mehrere Akten verschollen gewesen – und mancher „Höhere“ war somit „unbelastet….
    Im 1. Stock residierte im kleinen Ostturm der Leiter der Personalabteilung – und im großen Westturm – da saß der Präsident der Post- und Telegraphendirektion für Tirol und Vorarlberg . Natürlich mit einer Sekretärin und einem Vorzimmerbeamten des Gehobenen Fachdienstes!
    Im 2. und 3. Stock – wir überspringen sie! – waren die weiteren Direktionsabteilungen untergebracht – bis auf die beiden nordwestlichsten Räume des dritten Stocks – da War die „Zensurabteilung“ der Buchhaltung – mit Blick einerseits nach Westen zur Schmerlinger Alm und zum Campanile der Herz-Jesu-Kirche, und andererseits durch das Nordfenster auf die Lehrerbildungsanstalt und deren Garten, wo noch die Steine dieses Tirol-Reliefs (jeder Gipfel aus dem Originalgestein) unter Unkraut vor sich hinschlummerten. Blickrichtung Norden sah man genau geradeaus zur Villa Blanka – wenn nicht gerade der große Kischbaum den Blick verdeckte (und wenn man überhaupt dazu kam, kurz hinauszuschauen)
    Ja, und im 4. Stock – alles Buchhaltung…. Halt! Nach Norden gabs 2 „Fremdenzimmer“ (wenn Höherer Besuch aus Wien da war – da gabs sogar eine Dusche!!!- neben den 2 Kabinen des WCs – die Fenster gingen auf den Innenhof neben der Schalterhalle hinaus)
    Bis auf das Büro des Rechnungsdirektors im großen Westturm, holzgetäfelt, ein paar Stufen höher als das Vorzimmer seiner Sekretärin, die beiden Büros im großen Renaissancegiebel und im Ostturm waren alle Büros durch diese – offenbar erst nach 1945? – angebrachten Oberlichtfenster beleuchtet. Immerhin – von meinem Arbeitsplatz aus sah ich die Nockspitze!
    Ja, mei – so schaut halt ein Prachtbau von innen aus…
    Aber schön sind die alten Bilder schon – mit den kleinen…sind das Obelisken?..auf den stufen des Neorenaissancegiebels zwischen den Kreissegmenten – und was man sonst noch an Muscheln, Stuck und Zierrat an der Fassade angebracht hatte – und die viel reicheren Turmbekrönungen sowohl des großen westlichen als auch des kleineren östlichen Turmes….
    Ja, am 15.12.1943 wäre wohl die Osthälfte des Gebäudes das Angriffsziel der Bomben gewesen – um das Telegraphen- und Fernsprechamt lahmzulegen und alle Nachrichtenverbindungen zu unterbinden…..
    …..und statt dessen hat es halt uns in der Maximilianstraße 3 erwischt – mit 6 Todesopfern….

    1. Nein, jetzt hab ich nochmals zurückgeblättert . Schmuckvasen sinds. Aber ganz oben am Ziergiebel – ist das ein Engel?
      Ist doch nicht möglich – wo der Papst in Rom doch erst in den 60-er oder 70-er Jahren zum Patron der drahtlosen Nachrichtenübermittlung (oder so) ausgerufen hat … (womit wir wieder beim Vornamen des Baumeisters wären, gell.)

      1. Bei der alten Ansicht: War das der K u K Doppeladler, man siehts nicht so genau am alten Foto, in der Nische des reichbekrönten Giebels?
        Und – leider wirr hingeschrieben! – der Erzengel Gabriel wurde „zeitnah“ zur Weiterentwicklung der gesamten Telefon- und Funkverbindungen vom Papst – welcher war das eigentlich? – feierlich ausgerufen…
        Was die Ziervasen betrifft, die anfänglich auf den Stufen des Neorenaissancegiebels prangten – wahrscheinlich mit einem mehr als daumendicken Eisenstift oben hineingesteckt – wie lange haben die den Innsbrucker Föhnstürmen wohl standgehalten?

    1. Danke, Herr Roilo! Aber interessieren täts mich schon, wie Sie als Techniker den Grundriß dieses Gebäudes beschreiben würden – wahrscheinlich: Die große Schalterhalle mit dem Mosaikporträt Seiner Apostolischen Majestät, des Kaisers Franz Joseph I ist nichts anderes als ein annähernd quadratischer glasüberdachter Innenhof.
      Ein zweiter, kleinerer , rechteckiger und nach oben offener Innenhof befindet sich westlich hinter der Reihe der Erlagscheinaufgabe- und Briefmarkenschalter. Auf diesen gehen auch die Fenster des Stiegenhauses, der Marmortreppe, hinaus. Im Stiegenhaus zwischen Parterre und 1.Stock ist übrigens eine Gedenktafel für Gefallene des 1.Weltkriegs.
      Ja, und in der Nordwestecke des westlichen Innenhofes befindet sich noch ein Rundtürmchen – von außen nicht sichtbar! – das eine Wendeltreppe beherbergt…
      Wußten Sie nicht, Herr Roilo? Sehen Sie!
      ,

  3. Eine sehr interessante Beschreibung, vielen Dank Frau Stepanek für diesen Einblick in die vielen Geheimnisse der Hauptpost!

    Der Tiroler Kunstkataster schreibt über die Architektur des Gebäudes:

    „Erbaut 1905 bis 1908, seit 1947 zahlreiche Um- und Zubauten. Palastartiger, viergeschoßiger Bau mit Ecktürmen an der Südwest-, Südost- und Nordostecke und einem Eckrisalit an der Nordwestecke.
    Haupt- und Rückfront durch Risalite belebt, die östliche Seitenfront durch Einsprünge gegliedert. Das Erdgeschoß mit Steinsockel ist ab der Höhe der Brüstungsgesimse in Putzbänderung gehalten und wird, wie die folgenden Geschoße, von einem Gebälk abgeschlossen. Durchgehendes, verkröpftes Brüstungsgesimse über dem ersten Obergeschoß, unter dem Traufgesimse Frieszone mit Rechteckfeldern. Die Fenster in der Gestaltung geschoßweise zusammengefasst.
    Im Inneren zweigeschoßige Schalterhalle mit Glasdach. An der Nordseite im ersten Obergeschoß Mosaik Kaiser Franz Joseph I. in ganzer Figur. Stiegenhaus mit herrschaftlicher, dreiarmiger Marmortreppe mit barockisierendem Schmiedeeisengeländer.“

    1. Danke, Herr Auer!
      – und dabei ist mir auch noch ein kleineres zweiläufiges Stiegenhaus ganz im Nordosten ausgekommen.
      Also – keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit!

  4. „Unsere“ ehemalige Herz Jesu Kirche in der Maximilianstraße ist heute eine Serbisch-orthodoxe Kirche und heißt dort nun Kirche der Geburt des Hl. Johannes des Täufers. Ich denke aber dass der alte Namen offiziell auch noch gültig ist. Bei uns sowieso.

  5. In der Allgemeinen Bauzeitung von 1916 finden sich die Grundrisse der Stockwerke sowie ein Bericht, welcher die baulichen Besonderheiten der Hauptpost nach den Planungen von Natale Tommasi beschreibt. Demnach hätte der Bau interessanterweise ursprünglich gar nicht im Renaissance-Stil, sondern als Barockbau errichtet werden sollen. Aus Kostengründen hat man dann umgeplant. Im Keller gab es sogar Musikproberäume:

    „Zuerst war das Gebäude im Barockstil reicher als das zur
    Ausführung gelangte projektiert. Aus Ersparnisrücksichten mußte
    aber der Architekt das Gebäude unter Beibehaltung der allge­-
    meinen Grundrißanlage vereinfachen und manche Räume weniger
    tief, die Gänge etwas schmäler und die Stockwerke etwas nie­-
    derer neu projektieren. An Stelle des Barockstiles wurde über
    Auftrag des k. k. Handelsministeriums deutsche Renaissance
    gewählt und nach diesem Projekte der Bau dann ausgeführt.

    Das ganze Gebäude hat außer einem Erd- und Kellerge­-
    schoß drei Stockwerke. Die Geschoßhöhen betragen im Keller
    3.90 m, im Erdgeschosse 5.50 m, im ersten Stocke 4.80 m und
    in den oberen Stockwerken 4.00 m.
    Im Kellergeschoß (Tafel Nr. 1) befinden sich die
    Räume für die Heizungsanlage, Magazine aller Art für Post-,
    Telegraphen- und Telephonbedürfnisse, Keller für die Wohnung
    des Hofrates und Vorstandes der Post- und Telegraphendirek­
    tion, für die Wohnung des Postamtsdirektors, Holz- und
    Kohlenmagazine etc. Ferner sind Räume für die Proben der
    Postmusik bereitgestellt.
    Im Erdgeschoß (Tafel Nr. 1) sind die Post- und Tele­-
    graphenämter untergebracht. Durch die drei mittleren Tore des
    fünfachsigen Mittelbaues der Hauptfassade gelangt man in das
    Vestibül; rechts ist das Telegraphenamt, welches auch in der Nacht­-
    zeit durch eines der fünf Tore von außen zugänglich ist, links
    beim fünften Tore ist die Portierloge und eine Schreibstube
    untergebracht. Vom Vestibül beziehungsweise Gang münden
    fünf Tore zur Schalterhalle, die eine Fläche von 325,28 qm hat
    und sämtliche für die Parteien nötigen Schalter zur Aufgabe
    aller Post- und Paketsendungen enthält, so daß jedermann beim
    ersten Blick alles findet, was er braucht, und zwar Schalter für
    Briefe, Pakete, Geldsendungen, Brieffachkästen usw. In der Mitte
    der Halle stehen Schreibpulte.
    An drei Seiten der Schalterhalle sind hinter den Schaltern
    die Amtsräume vorhanden, welche rechts an den östlichen
    Hofraum und links an den kleineren Hofraum grenzen.
    Die Amtslokalitäten für die Pakete sind rechts derart an­-
    gelegt, daß die Massenpakete direkt vom Hofraume her aufge­-
    nommen werden, wo die Parteien mit den Wägen hinfahren
    können. Rückwärts befinden sich die Säle für die Auskunftsstelle
    und für die Briefträger. Diese Säle sind auch durch den öst-
    lichen und nördlichen Hofraum direkt beziehungsweise von der
    Straße aus zugänglich.
    In dem Trakte links vom Vestibül sind die Räume für die
    Kasse und Geldbesteller und längs der Fallmereyerstraße sowie
    neben der nördlichen Ecke sind die Amtsräume des Amtsdi­-
    rektors und des Ökonomats (Wertzeichendepots usw.) mit Auf­-
    zug untergebracht. Endlich sind an der Südwest- und Nordost­-
    ecke zwei Abortgruppen mit Pissoirs angelegt. Der Hofraum
    an der nördlichen Grenze wird für Remisen ausgenützt.
    Drei Treppen führen vom Erdgeschoß in die Kellerräume
    und zu den oberen Stockwerken bis zum Dachboden. Die Haupt­-
    stiege befindet sich links vom Vestibül, während von den zwei
    Nebenstiegen, die eine an der Nordostecke mit Aufzug im
    Spindelraume und die andere beim kleineren Hofraum (Öko­-
    nomatshof) untergebracht ist.
    Im ersten Stocke (Tafel Nr. 2) befinden sich die Amts- und
    Wohnräume des Hofrates und Vorstandes, der Sitzungssaal, die
    Räume für das Präsidium, die Amtsräume des Oberpostrates
    sowie für verschiedene Zwecke der Post- und Telegraphen­-
    direktion, der Hilfsämterdirektion und des Anstaltsarztes. In
    diesem Stockwerke sind zwei Abort- und Pissoirgruppen für die
    Ämter und eine ebensolche Gruppe samt Badezimmer für die Wohnung
    des Hofrates.
    Im zweiten Stocke (Tafel Nr. 2) sind die Räume für die
    juridischen und Rechnungsdepartements, für den Hilfsbeamten-
    und Verkehrs-Lehrkurs, das Erfrischungszimmer und Reserve­-
    räume. Da in diesem Stockwerke viele Ämter untergebracht sind,
    wurden drei Abortanlagen mit Pissoirs hergestellt.
    Im dritten Stocke (Tafel Nr. 3) befinden sich die Räume
    der technischen Abteilung, der Liniensektionen, des Depar­-
    tement V, des Linienaufsehers, der Abteilungsleiter für Telephon
    und Telegraph sowie das Meßzimmer, der Telegraphensaal
    (352,16 qm Fläche) und der Telephonsaal (141,68 qm Fläche);
    ferner ein Erfrischungszimmer, eine Herren- und Damengarderobe,
    Lokalitäten für die Grenzkontrolle und den Mechaniker, der
    Hughes-Lehrsaal, die Wohnung des Postamtsdirektors etc. Auch
    in diesem Stockwerke sind drei Abortgruppen mit Pissoirs her­-
    gestellt.
    Der Dachbodenraum dient für die Aufbewahrung von
    verschiedenen Gegenständen und empfängt Licht durch Fenster
    und Dachkapfern.“

    1. Oh, hätten Sie bloß nicht den Raum für den Lehrkurs erwähnt!
      Denn das hat mich unweigerlich an den „Vorbereitungskurs für die Verkehrsdienstprüfung 3, Rechnungsdienst“ erinnert.
      Der Kurs umfaßte fünf Gegenstandsgruppen:
      Staatswissenschaft, Personalwesen, Postdienst, Buchhaltung und Fernmeldewesen.
      Und mir ist unvergeßlich, wie der vortragende Herr Oberpostrat die Frage „Woraus besteht ein Buch“ feinsäuberlich beantwortete.
      Also: Ein Buch besteht: 1) aus dem Umschlag, 2) aus dem vorderen inneren Umschlagblatt, 3) aus dem Vorsatzblatt, 4)aus dem Inhaltsverzeichnis, 5) aus dem Text, 6)aus den Anmerkungen, 7)aus dem hinteren inneren Umschlagblatt.
      Und woraus besteht der Text dieses Buches (es war die „Postvollzugsordnung 4“)???
      Der Text besteht aus Titeln, Kapiteln, Paragraphen und Posten.
      Jawohl!!! Das ist Höhere Wissenschaft!

      1. Um Himmels Willen – nach dem „Vorsatzblatt“ kommt doch das Wichtigste:
        das T i t e i b l a t t !!! Wie konnte ich nur eine Sache von so eminenter Wichtigkeit vergessen<ß

  6. Danke Frau Stepanek für Ihre Erzählungen!
    Ich arbeite heute als Techniker in der Hauptpost (im Gebäude).
    Besser Sie erfahren nicht wie man mit dem Bau seit Privatisierung und Verkauf umgeht…

    1. Ja, die kleine Wendeltreppe – wie in einem Dornröschenschloß, gell!
      Ja, und dieser westliche Innenhof – hat man Ihnen diese tragische Geschichte irgendwann berichtet?
      Von einem Fenster des „großen“ Stiegenhauses (knapp vor dem 4. Stock!) hat sich einmal ein Verzweifelter in den Innenhof hinuntergestürzt…, das war zwischen 1964 und 1968. Ja, ich habe ihn unten liegen sehen.
      Ich weiß nicht mehr, welche Abteilung der Direktion damals in diesem Verbindungstrakt im 4. Stock untergebracht war, auch keinen Namen mehr. Nein, ich glaube, er war kein Postbeamter, sondern in einer finanziellen ausweglosen Situation.
      Ich möchte, daß man auch darauf nicht vergißt – und Sie als Haustechniker sind ja möglicherweise auch für die Sicherheit im Hause zuständig.

      1. Oh nein, leider sind uns aus der Zeit vor dem Auszug der Post keine Geschichten bekannt, was ich sehr schade finde!
        Meine Technik im Haus ist EDV-lastig, aber hin und wieder schließe ich auch noch ein Festnetztelefon an – wo wenn nicht dort 😉
        Vielen Dank Ihnen fürs Teilen.

        1. Lb. Herr Alex M. – jetzt hab ich eine ganz blöde Frage – aber vielleicht können Sie sie beantworten.
          Irgendwie ist in meinem Hinterkopf das Wort F E S T S A A L “ aufgetaucht – hatten „WIR“ einen – und wenn ja – wo könnte der gewesen sein?
          (Wir vom 4. Stock waren sicher nie drin – falls es einen gab…)

      2. Als ich zum „Neujahrsbild“ (Rauhreif am Inn) die G’schicht damals, Anfang Jänner (oder Februar) 1957 (oder -58) erzählt habe, der ja immer bei diesen offiziellen Eröffnungen der neuen Fernmeldeämter und anderer technischer Einrichtungen fotografierte – und die Filme dann (Nachtarbeit!) auch in einer eigenen Dunkelkammer selbst entwickelte und die benötigten Abzüge davon machte –
        – habe ich mir gedacht: Ich muß doch fragen, ob sich diese „Dunkelkammer“ erhalten hat?
        Nein, ich weiß nicht, wo sie war – ob im Keller – oder doch im 1.Stock (in „Präsidentennähe“)…?????????
        (Die große Vergünstigung, die er dafür bekam: Er durfte auch seine „Privataufnahmen“ – wundervolle Landschaftsbilder – hier entwickeln und kopieren. Da er kinderlos verstorben ist – und da es die „Tiroler Graphik“, bei der er (mittels „angemeldeter Nebenbeschäftigung“) unter Vertrag stand, schon längst nicht mehr gibt, werden diese Fotos wohl alle im Müll geendet haben…

        1. Die ganze Post steht nur mehr als Fassade da, alles in die Kunstlichtquetsche am Innrain abgesiedelt. Ein absoluter Skandal damals. Irreparabler Schaden.

          Ich such überall nach einer Information über die spärlich vorhandenen Flugnavigationsanlagen in Tirol. Dort hätt ich sie sicher bekommen und einfach nicht drangedacht.

  7. Die Anekdote zum „Vorbereitungskurs für die Verkehrsdienstprüfung 3“ ist besonders amüsant und unterhaltsam, vielen Dank Frau Stepanek!

    Im Geschäftsbericht der Generaldirektion für die Post- und Telegraphenverwaltung von 1926 findet sich zu den Prüfungen sogar eine genaue Statistik…. die Verkehrsdienstprüfung III war gemessen an der Quote der Nichtbestandenen wohl eine der schwersten Prüfungen:

    „Für die höhere V e r w al t u n g s p r ü f u n g haben sich
    6 Kandidaten gemeldet, davon haben 2 die Prüfung nicht
    bestanden. Für die übrigen Fachprüfungen sind die betreffen-
    den Zahlen folgende: Für die Verwaltungsprüfung meldeten
    sich 35 Prüfungswerber, davon bestanden 3 die Prüfung
    nicht, Rechnungsleiterprüfung 19 (2), Verkehrsleiterprüfung
    248 (84), Verkehrsdienstprüfung III: 559 (186), Prüfung aus
    dem Elektromaschinendienste 13 (1), aus dem Rohrpostma­-
    schinendienste 17 (0), Verkehrsdienstprüfung II: 204 (36),
    Verkehrsdienstprüfung I: 909 (120).“

    Daraus ergab sich damals eine Quote von ca. 33% Nichtbestandenen bei der Verkehrsdienstprüfung III – Fragen wie jene des famosen Oberpostrats „Woraus besteht ein Buch“ sind auch in der Tat nicht ganz einfach zu beantworten.

  8. Ja . die „Dreierprüfung!
    Mancher gewissenhafteste und bravste Postamtsverwalter, der seine Monatsrechnungen jeweils tadellos vorlegte – ohne einzigen „Mangel“ (die zuständige Abteilung 3 & 4 der Buchhaltung hieß ja auch „Zensur & Mängel“) scheiterte an dieser Prüfung.
    Warum? „Sein“ Postamt war wegen des erhöhten „Verkehrsaufkommens“ plötzlich „höher eingestuft“ worden – und konnte daher nur von einem Beamten mit abgelegter Verkehrsdienstprüfung III betreut werden…
    Das hieß natürlich: Postfranzösisch – denn Französisch ist – oder war! – die Sprache des Internationalen Postverkehrs, und Geographie – die Bediensteten mußten so ungefähr nicht nur alle postbefördernden Bahnlinien Österreichs, sondern auch deren Stationen – je nach Frage – der Reihe nach aufsagen können wie einen Rosenkranz….
    Ich erinnere mich an einen älteren, bereits weißhaarigen Kurskollegen, Amtsleiter eines PTA im Oberen Gericht – er war bereits weißhaarig und hörte schlecht – aber, wie gesagt, seine Amtsführung war tadellos…
    Der hatte absolut keine, nein! – keinste Chance, bei der Prüfung durchzukommen.
    So hat sich die Post die Beförderung dieses Beamten in die nächsthöhere Dienstklasse – und auf weitere Sicht auch eine höhere Pension erspart…
    Und die Vortragenden – seien es der „Buch-Kundige“ – oder jener, der aus dem „Gewerkschaftskalender“ alle Bestimmungen des Österreichischen (Post-)Beamtengesetzes vortrug – oder der Vortragende im Fernmeldewesen, der angeblich einmal postalischer Gausprecher gewesen sei – waren sich einig: Nein, der kommt nicht durch!

    1. Ergänzung: Statt Geographie und Französisch hatten wir nur Buchhaltung.
      Damals erfolgte der Übergang von der „Kameralistik“ zur „Doppelten Buchführung“
      Das heißt, der „Dienstleistungsbetrieb“ des Staates sollte in ein gewinnbringendes Unternehmen umgewandelt werden, daher Umstellung auf Doppelte Buchhaltung…
      Man wollte anscheinend wirklich „an die Börse“ gehen und Gewinne einstreifen….
      Ach ja! Nicht nur Kinder glauben an Märchen…

  9. herrlich, ihre Schilderungen, Frau Stepanek. In einer Zeitschrift der Zürcher Bauzeitung konnte ich mal die Pläne des Ost-Südlichem Turm einsehen. Hier führten die Drähte der, damals an den Dächern aufgeständerten, Telegraphenleitungen zusammen. Etwa 10 mal 10 Drähte führten von jeder Himmelsrichtung in den Turm von wo sie dann Isoliert ins Gebäude weiterführten. Ein herrliches Wirrwarr.

    1. ….und ich habe den Verdacht, daß diese vielen Drähte bei entsprechender Wetterlage auch von selbst „gesungen“ haben…
      (Singende Telegraphendrähte neben der Landstraße habe ich vom „Evakuierung“szeitpunkt in Erl, 1943-45 in Erinnerung)

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