skip to Main Content
#bilderschauen --- #geschichtenlesen --- #gernauchwiederimarchiv
Graffiti Der Kleinstadt

Graffiti der Kleinstadt

Dieser nette Spruch wurde Mitte bis Ende der 1980er Jahre in der ersten Kurve der Höhenstraße aufgesprüht. Dort befand sich nach einer Sanierung die größte und gähnendste Schalbetonfläche der Stadt, grau und unansehnlich wie sie baulich heute dort noch zu finden ist. Ein Poet (nehmen wir an) schrieb sich mit diesem Reim ein wenig Mut zu und 97% der Hungerburgstrebenden schmunzelten beim Vorbeifahren. In manchen Familien wurde dieser Satz zu einem geflügelten Wort, anwendbar zum Beispiel wenn eine Großtante bei der Goldenen Hochzeit in Versen vorgetragene Weisheiten darbot.
Wenige Monate später ergriff jemand die RAL-Farbkarte und übermalte diesen Spruch wieder. Mit RAL 7023 (Betonfarbe) wahrscheinlich. Das ist für diese Geschichte wichtig: Nicht abgewaschen oder abgekärchert, sondern betonfarben übermalt. Warum, wird dem Autor dieser Zeilen immer unergründlich bleiben. Wahrscheinlich nicht auf Beschluss des Stadtsenates, sondern weil ein besorgter Spruch-Löscher und vermutlich Freche-Grafffiti-Hasser die Broken-Windows-Theorie kannte und fürchtete, dass dieser Intervention weitere folgen könnten. Womit er natürlich recht behalten würde. So prangte schon bald dieses Insider-Rätsel auf der selben Wand: Das hat die übermalende Einsatzgruppe vermutlich nicht verstanden. Also weg damit.

Gemeint ist Hansi Hesini

Die Kurve bietet bis heute ein Ping-Pong von netten, blöden, inspirierten, weniger inspirierten, politischen und unpolitischen Sprüchen, Signaturen und Graffiti und deren Entfernung mit RAL-7023.

Dieser Beitrag hat 5 Kommentare
  1. Auch wenn ich die üblichen Verunstaltungen des öffentlichen Raumes durch selbsternannte „Künstler“ – 99% sind schlicht Schmierereien – finde ich den abgebildeten Spruch recht nett und habe ihn selbst oft gelesen. An die Hausecke Dr.-Sigismund-Epp-Weg / Kirschentalgasse war ab den 70er-Jahren gesprüht: Folge mir, ich sprühe Dir! Heute sind noch kleine Reste sichtbar.

  2. „Wer dichten kann, ist besser dran“, schrieb – so hat er zumindest erzählt – Robert Neuschmid (1960–2016), damals Student der Vergleichenden Literaturwissenschaft und wohnhaft in der Höttinger Gasse, später u. a. Schauspieler in Vorarlberg.
    Unter den Lieblingsgraffiti von Innsbruck in den 1980er-Jahren ist auch jenes auf der Innmauer auf Höhe des Metropol Kinos zu nennen: „Eine Fisole“ stand da jahrelang zu lesen (eine Übermalung von „Ein Tirol“).

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Back To Top
×Close search
Suche