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Der Bilderblog aus dem Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck
Getrübter Blick

Getrübter Blick

Auf dem heutigen Bild gibt es mit scharfen Augen viel zu entdecken. Getrübt wird der Blick auf die Nordkette nämlich nur durch einige kleine Wolken, von denen sich eine – links ober der Hütte – jedoch erdreistet, uns die Frau Hitt vorzuenthalten. Hinter der großen Hütte, oder dem kleinen Haus, die wunderbar unverbauten Flächen der Höttinger Au, könnte auch Kranebitten sein, wäre da nicht das Gewässer im Vordergrund, zu groß für den Gießen, muss also eigentlich der Inn bzw. ein ehemaliger Nebenarm sein. Oder ist mein Blick vielleicht getrübt durch den heutigen Beginn der Faschingszeit?

(Stadtarchiv Innsbruck, Ph-A-24837-628)

Dieser Beitrag hat 9 Kommentare
  1. Walter hat bereits die Spur gelegt.
    Es handelt sich um das ehemalige Jagdhaus in Freundsheim, im Westen von Barwies. Der Ansitz bestand bereits seit dem 14. Jahrhundert und wurde 1475 von Erzherzog Sigmund „der Münzreiche“ erworben und in Sigmundsfreud umbenannt.
    Hier der Planausschnitt im Franziszeischem Kataster:
    https://maps.arcanum.com/de/map/cadastral/?layers=3%2C4&bbox=1219064.4338347327%2C5992053.745080502%2C1220200.8374661913%2C5992468.774257519
    und 1999:
    https://tyrolean-map.legner.me/#19/47.30663/10.95697/Image_1999_2004
    Wie ersichtlich, war bereits damals neben der Jagd die Fischerei der Hauptzweck dieses Ansitzes. Nach dem Verfall des auf der Insel befindlichen Turmes wurde ein einfaches Jagdhaus errichtet.
    Ich muss gestehen, dass dieses Foto für mich sehr ambivalente Gefühle hervorruft: In den 1950er Jahren pachteten meine Schwiegereltern Karl und Midl Neuner dieses Anwesen, um dort eine Fischzucht zu führen. Das dabei geführte Fischlokal an einem einzigen Tisch galt bald als Geheimtip weit über Tirol hinaus. Meine, inzwischen verstorbene Frau hat hier die schönsten Jahre ihrer Jugend verbracht. Und auch noch meine beiden Kinder konnten in ihren ersten Jahren diese Idylle auf der Insel voll auskosten.
    Eine kleine Anekdote aus den Erinnerungen meiner Frau:
    „Wir hatten auf unserer Insel ein Floß, fest vertäut. Georg war oft bei den Großeltern dort. Strengstes Verbot zum Wasser zu gehen! Mit dem Nachbarbuben Clemens, noch kleiner, so 2, Georg war so 4 machten sie tatsächlich das Floß los und wollten auf der weitesten Strecke des Inselteichs nach ‚Merika’ kommen. Immerhin war es November. Meine Mutter sah aus dem Küchenfenster aus dem Augenwinkel eine kleine Bewegung, die ihr verdächtig vorkam. Sie stürzte zum Teich hinunter – die beiden trieben völlig friedlich in der Mitte des Teichs. Mutter stürzte sich ins eiskalte Wasser und holte das Floß zurück ‚Aber Oma, wir wollten doch Merika fahren!’ tadelte er.“
    Zum Foto: das Gewässer im Vordergrund ist hier der zugeschneite Inselteich. Das Foto selbst dürfte in den 1940er Jahren entstanden sein.
    Heute steht an Stelle des ehemaligen Hauses ein Neubau mit einem hässlichen burgähnlichen Eingangsbereich.

    1. Danke für Ihren Link-Service, Herr Schönegger! Weil noch nie davon gehört, habe ich versucht etwas über den Kanell See zu erfahren. Nicht wirklich erfolgreich. Wissen Sie vielleicht, woher er diese Bezeichnung hatte? Schlichtweg ein Flur- bzw. Besitzername? Vorstellen kann ich mir die Herleitung von Kanal im Sinne von Ab- oder Zufluss. Einen Zusammenhang mit Zimt wird es im Fischereiwesen wohl nicht gegeben haben 😉
      Auf dem 1999-er Plan und der aktuellen Google Map kann man die franziszeische L-Form dieses Kanell-Sees noch erahnen.

      Bei meiner Suche, die mich auch auf die Webseite der Gemeinde Barwies führte, bin ich auf einen Beitrag gestoßen, der Sie vielleicht interessieren könnte, wenn Sie ihn nicht ohnehin schon längst kennen. Anlässlich der 950-Jahr-Feier der Gemeinde Mieming wurde ein audiovisuelles Zeitzeugen*innenarchiv mit dem Titel „Nachtn wor vieles onders“ online gestellt: https://www.zeitzeugen-mieming.at/filme#sortiert

    1. Liebe Frau Pöll, Sie haben recht. Im Stiftsmuseum Stams, wo die Originalkarte ausgestellt wird, wurde noch lange Zeit die Burg Klamm genannt. Ich glaube, ich habe den Kustos überzeugen können, dass es Freundsheim ist. Einen Beweis dafür findet man in der Darstellung von „Freimdtsheimb“ in den Tirolischen Landtafeln von Mathias Burglechner von 1611, wo beide Burganlagen eingezeichnet sind: https://hik.tirol.gv.at/?map=341

  2. Lieber Herr Schönegger! Ich freue mich, dass mein getrübter Blick so klare und spannende Erinnerungen hervorgebracht hat. Herzlichen Dank fürs Teilen!

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