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„Ganz Anders Sein Jüngerer Bruder“ (Die Gebrüder Rahner Teil 2)

„Ganz anders sein jüngerer Bruder“ (Die Gebrüder Rahner Teil 2)

Den zweiten Teil der Gebrüder Rahner Reihe möchte ich mit einem Zitat von Josef Pieper beginnen:

Wer übrigens damals rühmend den Namen Rahner erwähnte, dachte dabei eher an den Bruder, P. Hugo Rahner.

Josef Pieper

Wie bereits im Artikel Der unbekannte Rahner (Die Gebrüder Rahner Teil 1) beschrieben, hörte man von P. Hugo Rahner SJ nach dessen krankheitsbedingte Emeritierung bis zu seinem Tod nicht mehr. Für seinen jüngeren Bruder P. Karl Rahner SJ hingegen begann in den 60er-Jahren eine spannende Zeit, in welcher er zu einem der einflussreichsten Theologen im deutschsprachigen Raum unserer Zeit wurde. Doch man zäumt ein Pferd bekannter weise von vorne und nicht von hinten auf, weshalb wir auch bei Karl Rahner am Beginn seines Lebens starten sollten.

Einmal Monat und Tag vertauschen und zu Hugo Rahners Geburtstag 4 Jahr hinzufügen, schon haben wir das Geburtsdatum seines jüngeren Bruders, den 05.03.1904. 1922 folgte der 18-jährige Karl seinem älteren Bruder in den Jesuitenorden. Seine theologische Ausbildung begann er 1929 in Valkenburg in den Niederlanden und schloss diese 1933 ab. Hugo und Karl absolvierten an unterschiedlichen Orten ihre vom Orden vorgesehene praktische und spirituelle Schlussbildung, fanden aber beide schließlich ihren Weg nach Innsbruck. Im Sommer 1936 hatte Karl Rahner eine Anstellung am Institut für systematische Theologie ins Auge gefasst. Zuvor musste jedoch noch ein Doktortitel her, weshalb er umgehend sein theologisches Doktorat begann und noch im Dezember 1996 promovierte. Am 01. Juli 1937 folgte die Bestätigung seiner Habilitation und er begann im darauffolgenden Wintersemester seine Lehrtätigkeit in Dogmatik (Lehre der Glaubenssätze der Kirche).

Nach der Schließung der Theologischen Fakultät durch das nationalistische Regime 1938 zog Hugo Rahner mit einer Gruppe in die Schweiz. Karl Rahner blieb vorerst noch in Innsbruck und verließ es erst, als am 12. Oktober 1939 das Canisianum in Saggen besetzt wurde.
In einem Interview umschrieb Rahner seine Tätigkeit während des Krieges wie folgt:

Als wir von Innsbruck vertrieben waren, kam ich nach Wien. Wir haben dann dort noch am Anfang des Krieges versucht, unsere Leute, von denen … immer mehr eingezogen wurden, … in Theologie zu unterrichten. Ich habe dann … am Wiener Seelsorge-Institut in ähnlicher Weise mitgearbeitet. Ich war … bis zum Sommer 1944 in Wien. Dann… ging ich nach Niederbayern in die Ferien und kam … nicht mehr nach Wien zurück, sondern verbrachte das letzte Kriegsjahr in Niederbayern.

Karl Rahner

Nach Innsbruck sollte P. Karl Rahner SJ erst wieder im August 1948 kommen, wo er am 30. Juni 1949 erneut den Lehrstuhl für Dogmatik und Dogmengeschichte übernahm. In dieser Zeit standen sich die beiden Brüder, was die Anzahl an gehaltenen Vorträgen und Veröffentlichungen betrifft, nichts nach. Karl Rahners Vorträge und Artikel aus dieser Zeit führten schließlich zu seinem theologischen Hauptwerk, den Schriften zur Theologie, deren erster Band 1954 erschien.

Kommen wir nun in die 60er-Jahre und dem „Aufstieg“ P. Karl Rahners SJ. Man sehe es mir nach, wenn das Zweite Vatikanische Konzil im Folgenden nur sehr grob und oberflächlich angekratzt wird, doch ich versprach bereits im letzten Artikel, dass es nicht allzu theologisch wird. 🙂

1961 lud Kardinal König Karl Rahner nach Wien ein, um gemeinsam an der Vorbereitung des Konzils zu arbeiten, das Papst Johannes XXIII. erstmalig im Januar 1959 andeutete.
Zur Rahners Rolle bei den Vorbereitungen bemerkte Kardinal König:

Rahner gehörte auch zu jenen Theologen, die mit dem Konzilsbeobachtern der nicht-katholischen Kirchen einen regelmäßigen Kontakt hatten. Er war der Mittelsmann im Hintergrund, der nimmermüde Anreger, nicht selten energischer Verfechter neuer Ideen und Gedanken.

Kardinal Franz König

1962 wurde Rahner vom Papst zum Konzilstheologen ernannt. Besonders wichtig für das Konzil waren seine Beiträge zur Offenbarungslehre sowie sein Einsatz für das ständige Diakonat.

Zwei Jahre später (1964) begann eine Zeit der Ehrungen und Vortragsreisen nach Amerika, Europa und die damalige Sowjet Union. Seine wissenschaftliche Lehrtätigkeit pausierte Rahner währenddessen nicht, sondern lehrte von 1964 bis zu seiner Emeritierung 1971 an Universitäten in München.

Es sollten weitere 10 Jahre vergehen, bis Karl wieder nach Innsbruck kommt. In den verbleibenden vier Jahren beginnt Rahner mit einer Sammlung von Manuskripten, die seit 2008 im Karl-Rahner-Archiv in München untergebracht ist. Ebenfalls in München hat die Karl-Rahner-Stiftung ihren Sitz, welche sich bis heute um die Veröffentlichung seiner Werke kümmert und die sogenannte Karl-Rahner-Plakette verleiht. Zu seinem 80. Geburtstag erhielt Rahner von der Universität Innsbruck für seine theologische Forschung den Karl-Rahner-Preis und wurde ebenso mit dem Tiroler Landespreis für Wissenschaft ausgezeichnet. Am 30. März 1984 starb P. Karl Rahner SJ und wurde in der Krypta der Jesuitenkirche in Innsbruck beigesetzt.

Das Zitat im Titel des Beitrages stammt von Emmerich Coreth, einen Zeitzeugen der beiden Brüder und lautet weiter: „P. Karl Rahner, der ein problematisch grübelnder, alles hinterfragender…Theologe war.“
Diesen alles hinterfragenden Theologen können noch heute nicht nur Theologiestudent*innen erleben – die zum Teil Lehrveranstaltungseinheiten damit verbringen zu lernen, wie man Texte von Karl Rahner ließt – sondern es findet sich auf der Homepage der Katholisch-Theologischen Fakultät ein nützlicher Führer für alle, die sich mehr mit dem Konzilstheologen und seinem Denken beschäftigen möchten und ihnen hilft sich mit diesen komplexen Texten auseinander zusetzen.

Haben Sie bereits einen Artikel oder Werk von P. Karl Rahner SJ gelesen?

(Titelbild: Stadtarchiv/Stadtmuseum, GoNe-029154)

Quelle: Karl H. Neufeld, Die Brüder Rahner. Eine Biographie, Freiburg-Wien 1994.

Autorin: Mara Schaiter

Dieser Beitrag hat 2 Kommentare
  1. „das kleine Konzilskompendium“ Rahner, Vorgrimmler. Erstaunlich, wie wenig von dem, was heute „der Geist des Konzils“ genannt wird, tatsächlich in den Texten zu finden ist.

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